endlich Muttis Frosch am Blatt…

Wir hatten die Schnauze gestrichen voll. Wieder regnete es den ganzen Morgen Bindfäden. Da konnte uns wirklich nichts aus dem Bett bewegen. Deprimiert hingen wir bis zwölf Uhr im Zimmer herum, hörten die lauten Baumaschinen von nebenan den ganzen Vormittag und wollten einfach nur nach Hause.

Was sollten wir überhaupt noch machen am letzten Tag? 25$ für einen Hängebrückenpark ausgeben, um eh wieder nass zu werden? 60$ für eine Nachtführung ausgeben, um Frösche und Schlangen zu sehen? Nein danke. Zudem fuhr ja auch kein Bus mehr, denn acht Uhr morgens war durch…

So im Bett recherchierte ich ein wenig, was es für Möglichkeiten geben würde, denn ich wollte unsere Zeit nicht so niedergeschlagen beenden. Es musste doch etwas geben!

Ja, gab es. Ein Nonprofitunternehmen, welches sich für den Artenschutz der Tiere Costa Ricas einsetzt und gleichzeitig kleine Führungen auf eigenem Gelände mit Wissen über Costa Ricas Natur anbietet. Die vorhandenen Tiere waren nicht in Käfigen eingesperrt, sowie in anderen Einrichtungen.

Das hörte sich meiner Meinung nach gut an. Mutti war depressiv und nicht wirklich zu motivieren. Das war mir egal, ich zog sie aus dem Bett. So ein Ende ließ ich nicht zu.

Das Ecozentrum Danaus war nur sechs Kilometer entfernt und die Sonne kam auf unserem Weg dorthin aus den Wolken gekrochen. Es war fast heiß. Vor Ort meldeten wir uns zur Führung für 22$ an, bei der wir auch die einzigen Teilnehmer waren. Fabelhaft.

Unser Guide war wirklich klasse. Er schien einfach alles über Tiere und Pflanzen zu wissen und wir staunten 1.5 Stunden über all die Dinge, die wir zum ersten Mal hörten. Er imitierte Tierstimmen, lockte so zahlreiche Vögel an, zeigte uns mit großem Fernglas Faultiere auf den Bäumen, die sich in Zeitlupe am Hintern kratzten, zeigte uns Fledermäuse in einem Termitennest, die sich frech ein Haus mit Nahrung gesucht hatten und sich hier auch nicht herausbewegen müssen um zu überleben. Er zeigte uns, wie man mit Schmettlingen umgeht und die wundervollen großen blauen Falter hochhebt, ohne sie zu verletzen. Vorher wurden sie aber von dem süßen Saft der Ananas betrunken gemacht und flatterten langsam torkelnd und paradiesisch um uns herum.
Die Schmetterlingsraupen waren weich wie Samt und der Kokon glänzend golden.
Das absolute Highlight war, dass der Guide extra für Mutti auf die Suche nach dem nachtaktiven Rotaugenlaubfrosch ging, den sie schon seit einem Monat sucht. Er fand ihn unter einem Blatt, wo wir ihn nie vermutet hätten. Zusammengekauert und blattgrün. Kaum sichtbar. Als er uns entdeckte, kamen all seine Farben zum Vorschein. Was für ein schönes Tier.

 

Die roten Pfeilgiftfrösche leuchteten warnend am Wegrand und die Froscheier klebten ulkig auf den Blättern fest. Die Blattschneideameise bahnten sich den Weg durch den Park. Allesamt blind und nur den Hormonen des Vordermanns folgend, arbeiteten sich diese kleinen Lebewesen förmlich tot für ihre Königin, die bis zu 20 Jahre leben kann. Die höchstens drei Tage lebenden Arbeiter laufen zwei Kilometer am Tag, um Blattgut zum Koloniepilz zu schleppen und sich damit eine Portion Essen zu verdienen. Alle Blattstücke werden von den Kontrollameisen gecheckt und gesäubert, damit nicht die ganze Kolonie durch einen kleinen Kotrest eines Vogels ausgerottet wird.

Kolibris brummten um uns herum, um den süßen Nektar der Paradiesblumen zu trinken und ein indigener Stamm verkaufte hier seine Handwerkskunst, von denen es ihnen möglich ist zu überleben. Noch 222 indigene Stämme sind in Costa Rica vertreten und leben im Dschungelterritorium ihrer Wahl. Damit die Stämme nicht komplett aussterben, wurden die Gesetzte der Indianer geändert, die es erlauben, stammesfremde Ticos einzuheiraten und mit ihnen Nachkommen zu bekommen. Ohne diese Gesetzesänderung wären die indigenen Stämme bereits ausgestorben, denn vor mehr als 50 Jahren wurde der letzte rein indigene Nachkommen geboren.

Alles in allem war die Führung unheimlich lehrreich und interessant. Zufrieden warteten wir auf den Bus zurück nach Hause. Aus zehn Warteminuten wurde zwar eine ganze Stunde, aber was soll ich sagen? Es stört einen schon nicht mehr. Immerhin gab es einen Bus zurück.

Zuhause hatten wir noch nette Gespräche mit den Münchenern und gingen unerwartet glücklich zu Bett.

Ein Kommentar zu „endlich Muttis Frosch am Blatt…

Hinterlasse einen Kommentar