Wir schliefen heute mal aus und begonnen somit den Tag später als gewohnt. Nach dem Frühstück informierten wir uns über das nächste Ziel unserer Reise; „Coonoor“. Von „Otto“ fährt der berühmte „Blue Mountain Train“ dorthin. Wir suchten und suchten, leider war in „Connor“ nicht wirklich etwas interessantes zu finden und die Hotels oder Homestays waren uns einfach zu teuer. Also planten wir gleich die Weiterreise nach „Mettupalyam“. Nach weiterer Recherche waren wieder lange Gesichter bei uns zu sehen, die kleine Stadt bot uns leider gar nichts an Aktivitäten. Das einzige Hotel, welches uns angezeigt wurde, kostete 40 Euro pro Nacht, allerdings mit Frühstück. Lange überlegten wir beide nicht, der nächste Ort wurde auf der Karte fixiert. Diesmal schauten wir nur nach Hotels und Homestays- Treffer versenkt. Somit stand der nächste Ort mit „Coimbatore“ auf der Liste. Sehenswürdigkeiten schauten wir uns FÜR DEN ORT nicht an, das holen wir nach…..
Nun aber raus ins Getümmel und was erleben! Nach der Tour gestern, die größtenteils nur im Bus stattfand, hatten wir den Drang zu laufen. Also klapperten wir die letzten Sehenswürdigkeiten in „Ooty“ ab. Wieder einmal waren die Wege und Menschen dorthin interessanter als der eigentliche Hotspot. Der Botanische Garten war der Hamburger Stadtpark mit Eintritt, nur vertrockneter, nur kleiner, nur mülliger und der See in der Mitte komplett ausgetrocknet. Dieser Park wurde von der Regierung geführt und in Stand gehalten, somit waren unzählige Angestellte hier. Einer hatte eine Trillerpfeife im Mund und verwies Besucher der gesperrten Grasflächen. Andere fuhren mit dem Roller durch die Anlage, ohne einen ersichtlichen Arbeitsauftrag zu haben. Der beste Job war allerdings auf den Bestand der Flora zu achten- nebenbei wurde fleißig ein Schal gestrickt. Tafeln wiesen darauf hin, dass das Pflücken einer Blume eine satte Strafe mit sich zieht. Als wir die Schilder erblicken mussten wir schmunzeln, denn anstatt der Schilder, hätten sie doch lieber Blumen setzen können…
Den Rosengarten übersprangen wir bei dem Anblick des Gartens direkt. Hier war weder ein Foto noch irgend ein Aufenthalt über fünf Minuten drin. Also schnell weiter zum „Ooty Lake“, mit einem kleinem Zwischenstop auf dem örtlichen Markt. Dieser war in Bereiche eingeteilt, sodass man bei einer bestimmten Suche nicht lange übers Gelände irren musste. Natürlich gab es auch Bereiche für Fleisch; Schwein, Rind und Geflügel waren unter sich. Marvin, der sich interessiert in die Richtung bewegte, machte kehrt und kam zurück. Der Gestank war nicht auszuhalten, das Blut lief von der Schlachtbank runter und sammelte sich in einem Abflusssystem. Nun ballerte dort die 30 Grad heiße Sonne drauf und zwar den ganzen Tag. Wir sind eigentlich nicht zimperlich, aber hier wurde uns schnell mulmig in der Bauchgegend und wir waren froh hier in Indien auf Fleisch zu verzichten. Unser eigentliches Ziel war der Obst- und Gemüseteil, denn eine Wassermelone würde heute besonders gut tun, es war richtig heiß! Neben dem Melonenhändler stand der Chipshändler, der Knabberkram in Hülle und Fülle für ganz Ooty bereit stellte. Auf Wunsch auch in 10 Kilo Säcken…Hier deckten wir uns direkt für die morgige Zugfahrt ein.
Auf dem Markt gab es unter anderem auch einen Stand mit mehreren kleinen Töpfchen auf einem Tisch. Nebenbei in einem Wasserbad ein paar Blätter. Wir hatten uns schon öfter gefragt was das wohl sei und probierten es einfach einmal aus indem wir mit dem Daumen in die Luft ein „irgendetwas“ bestellten. Der alte Mann legte zwei Blätter übereinander und verteilte Gewürze, Anis, Rosenchutney, getrocknete Früchte, Kandis und Rosenhonig auf dem Blatt und rollte es ein. Auf die Frage nach dem Preis antwortete er „first eat, then money“. Somit waren wir etwas unter Druck, das „etwas“ zu kosten, denn irgendwie sah es dann doch nicht mehr so klasse aus. Es schmeckte ehrlich gesagt zum kotzen! Aber der Mann lächelte und warteten darauf, dass wir ihm sagten wie lecker es wäre. Somit aß ich es fleißig auf, denn Marvin lehnte schon beim ersten Knabbern netterweise ab. Beim reinzwängen des Rests versuchte ich zu kauen und zu lächeln und versuchte Marvin klar zu machen, dass er so schnell wie möglich bezahlen sollte, damit ich es irgendwo wieder ausspucken konnte. Die Masse schmeckte bitter, süß, extrem medizinisch und würzig. Es soll die Verdauung anregen… Welche Öffnung ist uns aber nicht ganz klar…
(Nachtrag 2018, erst in Myanmar erfuhren wir, dass hier in diesen Blättern die Bettelnuss verkauft wurde. Eine koffeinhaltige Droge, die Zähne rot färbt und zerstörrt.)
Nach diesem schmackhaften Snack musste ein Kaffee her. In einer kleinen Bude mit einem kochenden Wasserkessel und Keksen in der Auslage gesellten wir uns zu den Einheimischen und tranken einen leckeren Filterkaffee und einen schwarzen Tee mit Limettensaft. Der Ausblick war beeindruckend!
Am „Ooty lake“ das selbe Spiel wie immer…Eintritt zahlen war angesagt. Für 10 Cent pro Kopf ist das zwar zu verkraften, aber diese ständigen Zäune um irgendetwas und in einer Schlange stehen für Natur ist uns langsam zuwider. Abgesehen davon, dass dieser See auch keine Augenweide war.
Am Abend buchten wir noch die Zugtickets für den nächsten Tag von „Ooty“ nach „Connor“ und direkt weiter nach „Mettupalayam“ von dort aus wollten wir dann mit dem Bus nach „Coimbatore“ fahren. Die Zugtickets waren in einem kleinen Schuppen erhältlich, welchen wir nach einigem Durchfragen fanden. Die Zugtickets kosteten schlappe 50 Rupien, auf die noch einmal 250 Rupien Servicegebühr berechnet wurden. Immernoch günstig, aber schon etwas viel.
Im Hotel zurück, stellten wir fest dass unsere Toilette defekt war und durchgängig lief. Als wir dies der Rezeption meldeten, wurden wir direkt in einen „superior Room“ upgegraded. Gespannt betraten wir den doppelt so teuren Raum zum selben Preis wie unserem alten und mussten leider feststellen, dass wir zwar an Quadratmetern dazu gewonnen hatten, dafür aber auch an Feuchtigkeit und Schimmel. Das Bett war so klamm und kalt, dass Marvin erst einmal eine zweite Decke besorgte. Die Decke war allerdings so versifft und stank nach Modder, dass wir uns nicht sicher waren, wo nun mehr Schimmel vorhanden ist, in der Decke oder an der Wand. Augen zu und durch, es war ja nur noch eine Nacht…