Luxus am letzten Tag des Jahres…

Die restlichen Tage und Stunden unserer Reise fanden wir die gewünschte sonnenreiche Erholung, surften in den brechenden Wellen, hingen ab in hipster Surfcafés und Bars, ließen die Seele baumeln, lasen diverse Bücher durch, wanderten in Gedanken zurück zu besonderen Momenten unserer Reise und freuten uns auf Weihnachten…

Am letzten Tag streikte natürlich, wie sollte es anders sein, die Bahn und wir fuhren mit dem Bus zurück nach Colombo. An uralten und wunderschönen Gebäuden schlenderten wir mit unserem Rucksack durch das nicht wirklich schöne Colombo. Wir hatten aber ein bestimmtes Ziel! Das Kingsburyhotel. Ein absolutes Luxushotel.

Hier wollten wir uns dafür belohnen, dass wir ein Jahr lang ohne Buffet und Luxus durch zahlreiche Hotels gereist sind. Es gab ein mächtiges Lunchbuffet, welches in Sri Lanka Rupien unglaublich erschwinglich war. Wir hauten also die restlichen Rupien auf den Kopf und genossen dieses wunderbare Buffet!

Unser Gepäck wurde zuvor vom Consierge im goldenen Wagen abtransportiert (dreckiger Backpack auf goldener Schubkarre- tolles Bild), wärend Marvin sich schnell auf der Toilette in Schale schmiss, denn kurze Funktionshose und löchriges T-shirt schienen nicht ganz angemessen zu sein.

Marvins‘ Highlight beim Buffet waren Butter und Käse, meines war rohes Gemüse im reichhaltigen Salatbuffet und geröstete Pinienkerne. Es war ein Gedicht, knackiges und unzerkochtes Gemüse zu essen und zudem Käse, der nicht nach Plastik schmeckt mit einem Stück Butter. Ein weiteres Highlight war es, ihr werdet wahrscheinlich lachen, sich mit warmen Wasser und flüssiger Seife die Hände zu waschen! Wasser wurde immer vom Buttler nachgeschenkt und es wurde sich ständig nach unserem Wohl erkundigt. Madame und Mister waren voll zufrieden.

Nach drei kleinen Tellern war der Magen aber leider bereits voll. Nicht nur meiner, sondern auch Marvins. Ich staunte nicht schlecht. Er hatte nicht mal die Hälfte von dem verdrückt, was er sonst bei einem Brunch in Deutschland zu sich genommen hatte. Wir waren papp satt. Trotzdem hat sich das Gefühl von kurzem schmackhaften Luxus gelohnt und es war eine wirkliche Belohnung für unser doch spartanisches Jahr.

Hier bekamen wir mit Weihnachtsmusik und -deko auch zum ersten Mal ein paar winterliche Gefühle.

Zum Abend wollten wir fix die 30 Kilometer zum Airport hinter uns bringen. Wir planten sehr großzügig zwei Stunden Fahrt ein, um dann rechtzeitig zwei Stunden vorher am Flughafen zu sein.

Was soll ich sagen… Füng Minuten bevor das Gate schloss, konnten wir gerade noch einchecken. Wie wir das geschafft haben? Ich weiß es nicht. Ich dachte schon wir müssten umbuchen.

Wir standen 12 Kilometer und zwei Stunden im Stau. Wir hatten Panik. Die ganze „Fahrt“. So ein singalesischer Stau…das ist brutal…

Wir sprangen aus dem Bus, denn er stand ja hauptsächlich. Wir suchten ein Tuktuk, obwohl wir gar kein Geld mehr dafür hatten. Alle Tuktuks waren voll. Wir waren verzweifelt. Wir wussten nicht wohin. Der Busfahrer sprach kein englisch. Keiner konnte uns helfen. „Noch 50 Minuten bis das Gate schließt. Verdammte Scheiße!“

Da! Ein Tuktuk mit nur einer Person. Ob er uns für unsere letzten drei Euro zum Airport fährt so schnell er kann?! Ja! Er kann! Danke! Unser Retter des Tages!!!!

Interview mit meinem 24/7 Partner…

Nachdem wir nun fast ein Jahr 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche miteinander verbracht haben, uns alles erzählt haben was uns so durch den Kopf geht (ich meine wirklich ALLES) und einander nun wohl aus dem FF kennen haben wir beschlossem ein Interview mit dem jeweils anderen zu machen, um euch einen Einblick in diese intime Welt unserer nun „Intensivpartnerschaft“ zu geben…

Marvin, wenn du das Jahr betrachtest, hast du die Entscheidung bereut mir einfach zu folgen, obwohl du starke Zweifel bei der Abreise hattest?

Meine Zweifel waren vor der Reise sehr groß, das stimmt. Als Mensch, der gerne in seinem gewohntem Umfeld lebt, war es eine große Herausforderung. Ich hatte Arbeit, Freunde und konnte mich in meiner Muttersprache verständigen. Also warum sollte ich aus dieser bequemen Zone freiwillig ausbrechen? Im Großen und Ganzen war das mein Problem. Ein Jahr ist eine lange Zeit, zumal man nicht an einem Ort bleibt, sondern immer in Bewegung ist. Dazu kamen auch Gedanken, die alles nach dem Jahr betrafen:“ Findet man schnell wieder Arbeit?, werde ich mich verändert haben?, hält unsere Ehe dieser Belastung stand?“

Allerdings haben sich viele Zweifel in Luft aufgelöst und ich habe zum Schluss keine negativen Veränderung bemerkt. Komischerweise beschäfftigt man sich in diesem Jahr irre viel mit der Planung einer möglichen Zukunft. Ich für meinen Teil kann behaupten, dass ich selbst zu Hause nicht so viel Zeit investiert habe…

Bereut habe ich diese Entscheidung nicht!

Ich weiß, ich kann so richtig nerven. Was für eine Macke an mir hat dich so richtig genervt?

Leider kann ich das nicht genau sagen, ich denke, es war einfach das Aufeinanderhocken. Das führte situativ unweigerlich zu Reibereien. Man sieht seinen Partner wirklich Tag und Nacht, dessen Bedeutung mir vorher nicht bewusst war.

Natürlich ist das eigene Nervenkostüm nicht immer das Beste, aber wenn es über 35 Grad sind, man in der prallen Sonne mit seinem schwerem Backpack an die fünf Kilometer laufen muss und auf der Hose sich selbst ein Schweißring vom Beckengurt abzeichnet und der Partner alle fünf Minuten auf Klo muss, weil man unnötigerweise zwei Liter Tee zum Frühstück getrunken hat….. Kann einem schon mal die Krawatte platzen.

Was war die größte Herausvorderung für dich?

In der ersten Zeit war ein schlechtes englisch ganz klar meine größte Baustelle. Im Abitur bin ich nur so mit ach und krach durchgekommen, später im Beruf habe ich es nie gebraucht und somit auch vieles einfach vergessen.

Ob man von einem Land begeistert ist oder nicht, hängt in erster Linie von dem Wesen der Einheimischen ab und natürlich auch vom lokalem Essen. Wenn Jemand dich „Herzlich Willkommen“ in seinem Land heißt oder dich schon versucht bei der Bezahlung des Einreisevisas zu bescheißen.

Geht man jeden Tag hunrig ins Bett, weil man schon ein flaues Gefühl bekommt, wenn man das Essen nur anguck, oder sitz in einem Restaurant kugelrund und kann nicht mehr laufen.

Sagt einem das Futter und die Leute nicht zu, wird es schwierig.

Nachdem kristallisierte sich für mich heraus, dass ein Jahr lang auf Reise zu sein einfach zu lang für mich ist. Ich persöhnlich brauche immer längere Stops, um das Erlebte zu verarbeiten und somit wieder Lust auf neue Eindrücke/Erlebnisse zu haben. Habe ich diese Pause nicht, werde ich sogar etwas depressiv und ziehe mich zurück.

Wie hast du sie bewältigt?

Das englisch hat sich innerhalb von wenigen Wochen auf ein gutes „Traveller-englisch“ verbessert. Auch in Australien wurde es nochmals gefördert.

Meine Stimmungen wurden durch intensive Gespräche mit meiner Frau verbessert. Danke dafür😘

Gab es emotionale Momente, die du so vorher noch nie hattest?

Es gab jede Menge solcher Momente, aber wirklich Gänsehaut bekommen habe ich,

– als ich sich die Hand eines Orang-Utans um meinen Arm legte und unser Guide meinte, dass es einfach für den Affen ist meine Knochen zu brechen…

– als ich den Sonnenaufgang auf einem aktiven Vulkan erleben durfte….

– als wir acht Stunden in einem indischen Dorf von Haus zu Haus von den Kindern geführt worden sind und die Mütter für uns gekocht haben..

Was war deine größte Lüge?

In Indien war ich ganz klar ein Lügenbaron, denn neben Herkunft war der Job und das Gehalt enorm wichtig. Natürlich wollten sie die Höhe in ihrer eigenen Währung wissen, völlig baff waren sie immer und hielten uns für extrem reiche Menschen.

Allerdings habe ich noch ein weitaus größere Lüge aufrecht gehalten. Immer als ich den Weg navigiert habe und die quängelnde Frau nicht mehr laufen wollte, habe ich die Entfernung zum Ziel immer wieder geschöhnt, um am Tuktuk zu sparen. So einen Kilometer…

Was hast du so weit weg von zuhause neben Familie und Freunden am meisten vermisst?

Einen Kühlschrank, ganz klar! Eine warme Dusche mit genügend Druck und meine Jogginghose.

Was wirst du zuhause so weit weg von Asien und Ozeanien vermissen?

Die Herzlichkeit der Menschen hat mich immer wieder ins Staunen versetzt. Viele haben sich gefreut, dass man sein Land besucht und dort Zeit verbringen will. Aus dieser „Art“ Dankbarkeit wurde uns Essen geschenkt, wir wurden im Auto mitgenommen oder man bekam eine kleine gratis Führung, solch eine Umgarnung habe ich noch nie erlebt.

Was hast du für dich selbst gelernt?

Man kann so viel erreichen wenn man bereit ist ein Risiko einzugehen.

Bist du noch immer der selbe Mensch?

Nein, aber auch nicht viel anders. Als Mensch habe ich viel neues entdeckt, auch an mir selbst. Es ist viel einfacher mit wildfremden Menschen in Kontakt zu kommen, als Person wird man irgendwie interessanter und selbst in stressigen Situationen fällt es einem leichter ruhig zu bleiben.

Was war dein Lieblingteil aus deinem Rucksack?

Der Camping Kaffeefilter, ohne Kaffee am Morgen geht nach wie vor nichts.

Wer oder was hat dich auf der Reise inspiriert?

Eine sehr schwierige Frage! Ich finde, dass jeder Mensch, jeder Kultur, jedes Land und jedes Tier mich inspiriert hat. Man lernt das Leben aus so viel andere Blickwinkeln kennen und erkennt bzw. versteht immer ein Stück mehr..

Welches der vielen Busfahrten oder Flügen war die schlimmste Reise von einem zum anderen Punkt und warum?

Jede Busfahrt in Indien oder Indonesien war sehr Zeit intensiv und zugleich war man am Rande des Nervenzusammenbruchs. Man schaffte dreißig Kilometer in der Stunde, die sich bis zu einem Spitzenwert von fünfzig Kilometern steigern konnten. Hinzu kamen noch Straßen, die Schlaglöcher, welche die Größe und Tiefe eines aufblasbarem Kinderpools hatten. Alle zwei Kilometer befand sich eine Haltestelle…

Was nimmst du mit nach Deutschland?

Ich werde versuchen einige Dinge in meinen Alltag einzubauen, zum Beispiel weniger vorm PC oder vor der Glotze hocken. Und sei es nur ein Buch zu lesen oder ein Vogelhaus zu bauen…

Nadine, warum wolltest du um die Welt reisen?

Schon immer hatte ich den Wunsch nach einer langen Reise um einfach tief in eine Kultur einzutauchen und einfach frei zu sein. Die Inspiration dafür kommt wohl von den vielen Geschichten, die meine Eltern über ihre langen alternativen Asienreisen zum Besten gaben. Die haben mich schon als kleines Kind beeindruckt. In einem Land zu reisen, dessen Sprache man nicht spricht und nie zu wissen ob man dort ankommt wo man plant hinzukommen, weil der Bus nur einmal am Tag fährt und dann kommt der Bus, die Menschen sitzen mit Gepäck auf dem Dach und mit Hühnern im Bus. Das fand ich einfach aufregend und meiner Meinung nach war es bei Urlauben nie möglich sich so in der Kultur treiben zu lassen. Da blieb nur diese eine Möglichkeit…

Gab es ein Land/Ort, in dem du dir vorstellen könntest zu leben?
Jaein. Es gab traumhafte Orte, an die ich ohne wenn und aber ziehen würde, wäre da nicht meine Familie. Ich könnte mir in keiner Umgebung der Welt, egal wie paradiesisch sie ist, ein Leben ohne meine Familie vorstellen. Wenn, dann wäre es aber wohl Indonesien, Sumatra oder Thailand, Süden. Einfach weil die Menschen die liebevollsten und respektvollsten waren, die ich je kennengelernt habe und der Lebensstandart in Thailand westlich und in Indonesien alternativ anders wäre. Zudem ist das Wetter und das Essen, sowie die Natur paradiesisch.

Welche Rolle spielte Religion vor deiner Reise und welche danach?
Vor der Reise war mir Religion so ziemlich egal. Es war mir egal ob Menschen religiös sind oder nicht, ich war es auf jeden Fall nicht. Nachdem ich aber in viele Religionen intensive Einblicke hatte, habe ich eine andere Meinung zu Religion. Ich bin noch immer nicht religiös, aber Religion ist mir nicht mehr egal. Vielmehr habe ich verstanden, wie einflussreich Religion in der Welt ist. Alle Religionen, die wir kennengelernt haben waren in gewisser Weise intensiv und extrem. Ich konnte an keiner Religion etwas Gutes erkennen, leider eher den negativen Einfluss auf die Menschen spüren. Das auszuführen würde wohl zu lange dauern, aber eine absolute Besessenheit von etwas in nie gut, auch nicht in der Religion. Ich habe aber eine eigene „Religion“ für mich entdeckt, die mein neues Lebensmotto geworden ist. „Karma“ ist ein schöner Ersatz für diesen ganzen Reliogionskram, denn er hat keinen negativen Einfluss auf irgendetwas odwr irgendwen. „Tue etwas Gutes und es kommt irgendwann zu dir zurück.“

Was denkst du über das Weltbild einer Frau?

Sehr intensive Fragen…
In Deutschland fand ich so Dinge wie Frauenquote immer überflüssig und Quatsch und war eher der Meinung, dass eine Frau ebenso stark sein müsste wie ein Mann. Da ich alles erreicht habe was ich wollte, kam mir nicht in den Sinn, dass andere eventuell nicht diese Chance haben, was nicht nur an der Stärke und Willenskraft der jeweils einzelnen liegt. In ganz Asien ist mir bewusst geworden, dass nahezu jede Religion die Frau benachteiligt. Die Frau ist hier einfach ein Instrument der Religion und des Lebenstils der Männer. Gerade im hinduistischen Indien und mit der Konfrontation des muslimischen Glaubens hat sich ein regelrechte Abneigung in mir entwickelt. Eine Abneigung gegen diese unfaire und unberechtigte Behandlung, die Frauen hier ertragen müssen. Sie selbst wissen wohl kaum was ihnen angetan wird, ich jedoch wurde anders erzogen und weiß, dass Europa der Himmel auf Erden für eine Frau ist. Auch ohne Frauenquote denn die Frau in Europa ist sicher, frei und unabhängig. Oft habe ich mich gefragt, ob keiner merkt, dass fast ausschließlich Religion der Auslöser für diese Umstände sind, denn mir war das nach den ersten Gesprächen mit den Gläubigen klar.

Würdest du solch eine lange Reise nochmal antreten?
Immer wieder. Zumindest wenn das Geld dafür verfügbar ist.

Wie hast du dich als Tourist gefühlt, wenn du die Armut gesehen hast?

Das hat sich während des Jahres ein wenig verändert. Am Anfang habe ich mich ausschließlich schlecht gefühlt. Wir haben mehr Geld, gönnen uns Urlaub, machen Fotos von dem Leben der Armen um zu zeigen „guck mal wie es hier so ist“. Wir sehen täglich wie hart diese Menschen, die uns bedienen, arbeiten müssen um nicht ein Zehntel von dem Luxus zu haben, den wir genießen. Es war mir peinlich Einheimischen zu sagen, dass wir ein ganzes Jahr reisen. Ich fühlte mich reich und protzig bei den Worten, denn soetwas könnte sich ein Asiate nicht mal im Traum leisten. Zu sagen, dass ich auch noch arbeitslos bin, dafür habe ich mich fast geschämt.

Jetzt gehe ich anders damit um. Wir reisen alternativ, authentisch, unterstützen somit die Menschen die das Geld brauchen und nicht die großen Hotelketten oder Tourenanbieter. Ich zeige den Menschen dass ich interessiert bin an ihrer Kultur, an ihrem Essen, frage nicht nach Pasta oder Burger. (In meinem Fall wohl eher Quark und Apfel) Ich lasse mich auf ein Leben in ihrem Land ein, lerne ein wenig ihre Sprache und versuche mich so gut wie möglich Religion und Kultur anzpassen. Ich frage, bevor ich ein Foto schieße und fühle mich nicht mehr als knipsender Tourist sondern als interessiert an Land und Leuten und so werde ich auch aufgenommen und respektiert.

Was hat dich am meisten gefordert während der Reise?

Mut zum Stillstand, Mut zur Entspannung, Mut sich mit sich selbst auseinander zu setzten. Sich selbst zu hinterfragen, ohne Ablenkung, ohne Filter. Es war nicht immer einfach sich treiben zu lassen, darauf zu vertrauen dass sich alles fügen wird.
Hingegen war dass, was mir zuvor Angst machte, wohl das Leichteste. Ein Leben ihne Konsum und Besitz.

Hast du während der Reise zugenommen?

Danke der Nachfrage mein Schatz, guck mich doch einfach an😂 Mir war klar, dass ich mich hier mit meinem absolutem Lieblingsthema auseinander setzen muss…
Nachdem Ernährung in Deutschland wohl eines meiner Hobbys war, musste ich nun auf der Reise feststellen, dass gesunde Ernährung zu genießen ein absolutes Privileg der ersten Welt ist. Auch wenn ich das ganze Jahr versucht habe, meinen Prinzipien von gesunder Kost treu zu bleiben, war es nicht immer möglich. Es gab Länder in denen gesunde Ernährung schlichtweg zu teuer war oder Länder in denen es einfach erst gar kein Obst und Gemüse gab. Da musste man sich dann seinem Budget anpassen oder halt gar nichts essen. Somit war es ein ständiges auf und ab mit dem Körper. Je nach Kost des Landes. Im Groben kann man aber sagen, dass nach einem gesunden Lebenstil mit viel Obst, Gemüse und vorallem Bewegung im günstigen Asien das fettige, ungesunde Australien kam, wo Gastronomieessen meist umsonst für uns verfügbar war und Neuseeland, wo wir immer schön Auto gefahren sind, nicht gerade ein Halten der abgenommenen Kilos in Asien begünstigten.
Wo du aber wohl mit deiner Frage drauf hinaus willst:“Ja, es gibt weitaus wichtigere Dinge im Leben als Ernährung und Aussehen. Das alles ist purer Luxus, wenn man Zeit hat, sich über soetwas unwichtiges Gedanken zu machen.“

Welche neuen Vorsätze hast du für den neuen Start in Deutschland?

Ehrlichgesagt kaum welche, denn mein Vorsatz ist mehr im Moment zu leben und nicht die Zukunft zu planen. Planung erzeugt Erwartungen, Erwartungen werden meist enttäuscht, der Moment ist ungeplant und ist meist intensiv und überzeugend.
Einen Vorsatz habe ich aber doch noch. Ausmisten. Weg mit dem ganzen Kram der einfach nur die Luft zum atmen nimmt. Braucht jemand etwas?

Was kommt dir in den Sinn, wenn du das Wort Reis hörst?

Geschmacksneutral. Günstig. Zu viel. Weiß. Braun. Rot. Reiscraker. Reiskuchen. Reisnudel. Reisporridge. Reisbrot. Reismehl. Trocken. Klebrig. Leere Kohlenhydrate. Macht nicht satt. Frühstück. Mittag. Abendbrot.
Ich will nicht mehr.

Woche 51 von ganzen 52…

Nachdem wir unser Sightseeing in Sri Lanka nun abgeschlossen haben, geht es zum entspannten Teil über.

Küste, Strand, laut Wetterbericht kein Regen und Unterkünfte, die zwar nicht extrem teuer sind, wir uns aber sonst nicht gegönnt hätten. Wir lassen das Jahr mit einer Woche Erholung ausklingen und sind schon mit den Gedanken in Deutschland und unserem „Leben danach“. Hier in der Oase, dem wohl schönsten Teil Sri Lankas haben wir für diese Gedanken genügend Zeit und Kraft, denn wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist in unserem Kopf nicht nur die Vorfreude die Familie wieder zu sehen, sondern auch ein wenig Angst vor dem „wahren Leben“, der Routine und dem geregelten Leben, ohne große Abenteuer, die einem täglich vor die Füße fallen. Von so vielen Reisenden hörten wir bereits Schauergeschichten in denen Depressionen nach einer solchen Reise im tristen Deutschland keine Seltenheit waren….Aber davon ist bei uns zum Glück noch nichts zu spüren.

(Nachtrag 2018, das holte uns leider schneller ein als uns lieb war. Die Pause zuhause war wohl die härteste Probe unserer Beziehung.)

Nach einer langen Fahrt checkten wir in „Bentota“ in ein wunderschönes Gasthaus, mit einem wundervollen Freiluftbad, ein.

Am Abend gab es mein Lieblingsessen: „Egg hoppers“, knuspriger Kokosmehlpfannkuchen in Schalenform mit einem Spiegelei und Pfeffer

wie weit kann ein Tuk Tuk so fahren…?

Der Tag wurde mit einem liebevoll dekorierten Obstteller gastartet, dazu Zimttee und Omelette, sowie Jogurt mit Kokosraspeln und Sirup. Was könnte es besseres geben, als den Tag so entspannt im Garten zu starten?

Der Strand war traumhaft schön. Kleine Dschungelbuchten boten Schatten und das Wasser hatte eine wunderbare Temperatur.

Die Zeit verging hier wie im Flug, nicht zuletzt weil wir einen deutschen Auswanderer im Gasthaus trafen, der seit 15 Jahre arbeitet und reist, ohne wieder deutschen Boden berührt zu haben. Wir lauschten seinen spannenden Geschichten über einem von ihm konstruierten Hochhausbau in Dubai bis hin zur Schwester, die in Afrika auf einer Farm lebt, bis spät in die Nacht.

Beim Frühstück knüpften wir dort an, wo wir in der Nacht aufgehört hatten, jedoch wollten wir eigentlich in der Früh surfen gehen. Es wurde etwas später, was uns aber nicht weiter störte. Wir liehen uns ein Board und sprangen ins Wasser. Dummerweise waren die Wellen schon recht stark und hoch. Eigentlich zu hoch für uns Anfänger.

Wir dachten uns nichts dabei, ständig zu scheitern und von den Wellen durch die Gegend gewirbelt zu werden, denn das Wasser war seicht und es gab keine Felsen oder Steine. Mal flog einem das Brett auf den Kopf oder man schluckte literweise Wasser, aber wir hatten Spaß und lachten uns kringelig.

Zumindest bis eine Monsterwelle kam, die uns die Füße wegzog und im selben Moment über Kopf wirbelte. Mein Fuß war leider mit dem Board verbunden und das Board knallte in der Welle direkt mit voller Wucht auf meine Lippe. Mein Schneidezahn bohrt sich so tief ins Fleisch, dass mein Mund direkt voll Blut war. Mein Kopf pochte und ich torkelte an Land.

So ein Scheiß.

Ein richtig tiefer Schnitt in meiner Lippe. Ich sah aus wie ein Boxer. Naja, es gab schlimmeres.

Wir machten uns auf den Rückweg und packten unsere Sachen, denn wir wollten ein paar Kilometer weiter an den nächsten Strand fahren.

Mit Schmolllippe ging es ab zum Bus. Marvin trottete erschöpft hinter mir her und jammerte über die Hitze und seinen Kreislauf. Ich dachte mir nichts dabei und schob ihn in den Schatten, winkte einen Bus heran und wir stiegen ein. Der Bus war brechend voll, denn die Bahn streikte seit Tagen und nach zehn Minuten im Gedränge rief Marvin :“Ich muss hier raus!“

Äh, ja ok. „Platz da, wir müssen raus. Hallo? Wir müssen raus. Hallo? Stop mal wir müssen raus!“ „Ist noch nicht „Hikaduwa!““ „Ja, aber wir müssen jetzt raus verdammt!“

Marvin sprang noch in der Fahrt raus und übergab sich am Straßenrand. Ich hievte die Rucksäcke raus und dachte nur:“Nein! Bitte nicht!“

Nachdem Marvin sich erleichtert hatte, versuchte ich Schatten zu finden und Wasser. Gar nicht so leicht, denn Marvin war nicht wirklich in der Lage zu Laufen. Ich ließ das Gepäck einfach liegen, vertraute auf die ehrlichen Singalesen und schleppte ihn auf die andere Straßenseite.

Tuktukfahrer boten freundlich, aber doch in dem Moment nervend, ihre Hilfe an. Ich besorgte erstmal ein zuckerhaltiges Getränk und holte unser Gepäck zu uns. Marvin war immer noch kreideweiß. Scheiße.

Er schwitzte unglaublich stark, warf seine Brille weg, atmete schwer. Ich wusste nicht recht was ich tun sollte, bis er aufsprang und schrie :“ Ich brauch ein Klo!“

Scheiße Klo. Wo ist hier ein Klo? Ich fand etwas, schleppte ihn auf Klo. Ich erklärte der Spabesitzerin die Lage. Ich ließ ihn auf Klo sitzen- das konnte dauern. Ich holte wieder das Gepäck und fragte, wie teuer ein Tuk Tuk zu unserem Ziel wäre. 8 Euro. Passt.

Die Besitzerin rief uns ein Tuk Tuk. In der Zeit torkelte Marvin schon aus der Toilette und war kurz vorm Umkippen. Ich setzte ihn auf den Boden, drängte ihn zum Wassertrinken und kramte in unserer Medikamententasche nach Brauchbarem. Marvin vegetierte vor sich hin, brabbelte irgendwelches Zeug, bis endlich das Tuk Tuk kam.

Wir verfrachteten ihn ins Tuk Tuk und ab ging es- 30 Kilometer zum Ziel. Währenddessen versuchte ich Marvin irgendwie bei Bewusstsein zu halten, erzählte Geschichten, fragte ihn Dinge die er widerwillig beantwortete, bewegte seine Gliedmaßen, denn er sah aus als würde er mir gleich wegklappen. Das konnte ich nicht gebrauchen. Nicht im Tuk Tuk.

Das Tuk Tuk hielt an. Wiesoooo verdammt?

Der Tuktukfahrer kaufte Marvin ein Gingerbeer. Was bitte? Das helfe wenn man was falsches gegessen habe, erklärte er. Ja super, aber der Mann hier fantasiert vor sich hin und sieht aus wie eine Leiche. Der braucht definitiv kein Bier.

Er war etwas beleidigt und fuhr weiter. War mir egal.

Es war die längste, teuerste und angespannteste Tuktukfahrt meines Lebens. Kilometer für Kilometer… Nach 30 Minuten, endlich das Ziel.

Marvin schleppten wir erstmal ins Zimmer, wo er sich schön übergab. Ich war so aufgewühlt, dass mich die unerwartet deutsche Betreiberin hinsetzte und sagte :“ Ihr Mann braucht jetzt Wasser und Medizin.“ Ein Mitarbeiter fuhr in die Apotheke um einen ayurvedischen Zaubertrunk zu holen, wir gingen nach oben und gaben Marvin Wasser und halfen ihm ins Bett.

Sie nahm mich beiseite und sagte mit ernster Miene ich solle mich beruhigen, denn Marvin sei ein Mann und kranke Männer sterben ja immer fast wenn sie krank sind, auch wenn sie nur einen Schnupfen haben. Ich konnte wieder lachen und irgendwie hatte sie ja auch recht mit dem was sie gesagt hat.

Nach dem natürlichen Kräutertrunk fiel Marvin in einen tiefen Schlaf. Zum Glück.

Ich hatte Zeit durchzuatmen. Fieber hatte er komischerweise nicht und ich ging los um Cola, Zwieback und ähnliches zu besorgen, bevor er wieder wach werden würde.

Ich traute meinen Augen nicht. Da saß er im Bett und sagte:“ Ich hab Hunger!“

Ja wunderbar! Ich war glücklich. Wenn Marvin Hunger hat, dann geht’s ihm gut! Zwieback und Cola, sowie Elektrolyte verdrückte er im Nu und fiel wieder lächelnd in einen tiefen Schlaf.

Erst jetzt wurde mir bewusst wie traumhaft unsere Unterkunft und der davor liegende Strand war. Eine Unterkunft von der ich immer geträumt hatte mit direktem Meerblick vom Zimmer aus, jedoch konnte ich das immoment nicht genießen. Meine Gedanken kreisten um Wörter wie „Malaria“, „Denguefieber“,“zu viele Mücken in der letzten Zeit“, „Lebensmittelvergiftung, aber wovon?“…

Es hieß Abwarten, Fieber messen, Wasser einflößen und sehen wie es in der Nacht verläuft. Das Meeresrauschen beruhigte einen und gab einem ein wenig das Gefühl von Entspannung.

Als ich vom Meeresrauschen wach wurde und die Sonnenstrahlen sich durch die Vorhänge schummelten war ich beruhigt. Er ist wieder ganz der Alte. Zum Glück! Ein Hoch auf die Naturmedizin….

die “ ich will’s umsonst“ challenge…

Kurzerhand änderten wir den Plan und verließen „Jaffna“ einen Tag früher. Der Besitzer unseres Gasthauses erwartete uns an diesem Tag Freude strahlend, denn wir wollten uns bei ihm Fahrräder leihen. Der Gedanke an leicht verdientes Geld war in seinem Gesicht schnell verflogen, als wir ihm von unserem Aufbruch berichteten. Er wackelte nur mit dem Kopf..
Unser nächstes Ziel war „Anuradhapura“, da „Jaffna“ unsere nördlichste Station war, ging’s wieder Richtung Süden. Weg vom Monsungebiet, weg von überschwemmten Straßen, weg von der drückenden warmen Luft und vor allem weg von den Mosquitos. In unseren Köpfen waren Bilder von einer frischen Meeresbriese bei angenehmen Temperaturen und lange draußen sitzen.
Bis es soweit war, lagen noch gut 300 Kilometer vor uns, mit dem Zwischenstopp in „Annuradhapura“. Diese Stadt ist das kulturelle Zentrum von Sri Lanka, denn dort stehen diverse, teils noch sehr gut erhaltene oder restaurierte Gebäude, die um 400 Jahre vor Christus erbaut wurden. Hört sich ja ziemlich alt an und ist deshalb auch UNESCO Weltkultur Erbe. Natürlich muss dieses Gebiet, in dem sich die Bauten befinden, auch nachhaltig gepflegt werden, damit es noch länger erhalten bleibt. Dann kam die Regierung Sri Lankas auf einen Geniestreich und lagerte die alljährlichen Kosten einfach aus und zwar an die Touristen. Zugegeben ist diese Idee ziemlich gut, aber es sollte ein gewisser Rahmen unserer Meinung nach, nicht gesprengt werden. Mit 25 Dollar pro Person ist dieser definitiv überschritten, bei Kindern von 5 bis 12 Jahren wird eine Ausnahme gemacht- die bezahlen nur den halben Preis. Unterm Strich war es uns das Geld nicht wert, aber wir wollten einfach testen, was man so nebenbei mitbekommt.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, gingen zur Hauptstraße und erwischten wenig später den Bus nach „Anuradhapura“. Die 130 Kilometer dauerten an die fünf Stunden und als wir ankamen waren wir ausgehungert und völlig erledigt. Dazu kam noch, dass hier die überschwemmten Straßen nicht zum Stadtbild gehörten, doch waren am Rande der Straßen kleine stinkende Seen. Wir beide waren erledigt von der Hitze, die hier etwas unerträglicher war und gingen ins Gasthaus, geplagt von Kopfschmerzen. Wir reservierten uns noch für den nächsten Tag Fahrräder und ließen den Abend gezwungenermaßen unterm Mosquitonetz, im viel zu warmen Zimmer „ausklingen“.
Am nächsten Morgen waren wir von der hohen Anzahl der Stiche auf unseren Körpern trotz Netz genervt. Bei genauer Betrachtung wies unser Schutz jede Menge Löcher auf, somit war ein entspannter Morgen in weite Ferne gerutscht. Mangels dem schlechtem Englisch des Eigentümers, hatte es keinen Sinn etwas zu sagen, denn wenn man nach jedem Satz das Wort „Ok“ wie ein kleines Echo hörte und eigentlich nur Zeichensprache möglich ist, waren wir an dem Tag mental nicht resistent genug.

Das Frühstück wurde auch unterm Netz genossen. Zwar gab es einen gemeinschaftlichen Essensbereich, doch waren hier mit Abstand noch mehr Viecher unterwegs.
Also so schnell wie möglich auf die Räder und los. Diese wurden in unsere Anwesenheit nochmals aufgepumpt. Als wir jedoch auf die abgebrochene Pedale und kaputte Bremse zeigten, wurden große Augen gemacht und der Kopf geschüttelt. „No!“ kam zurück und es passierte nichts, keiner bewegte sich und wir blickten in diese braunen Knopfaugen. Also radelten wir resigniert los, in Richtung „Sacred City“. So heißt das Gebiet, in dem die Bauten stehen und lange mussten wir nicht fahren, bis wir die Ersten sahen.

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Unsere Fahrt ging immer weiter und tiefer ins Gebiet und wir fragten uns langsam, ob heute und wo überhaupt die Kontrollen sind, von denen wir online gelesen hatten. Wie es immer so ist- kurz darauf wurden wir gestoppt. Ein kleines Häuschen stand an der Straße und vier Uniformierte kamen auf uns zu. „Now, buy ticket“ bekamen wir zu hören- wir nickten, drehten um und fuhren einfach weg. Es musste doch ein Umweg ohne Kontrollen in das Ticketdorf geben, denn das hier waren alles öffentliche, normale Straßen. Die nächste Straße war leider eine Sackgasse und der Glaube an mehr gratis Einblicke schwand. Eine andere Hauptstraße führte direkt zu einem Parkplatz, wo sich auch der Eingang zu einer Stulpa und anderen kleinen Tempeln war. Die Fahrräder wurden geparkt und wir gingen einfach rein. Durch den Ausgang, denn hier stand keiner. Kein Ticket und keine Kontrolle- etwas verwirrt schlenderten wir ein bisschen herum. Wir schauten uns die Bauten aber nicht von innen an, denn drauf ankommen lassen wollten wir es dann auch nicht. Waren wir überhaupt richtig? Ja, vorne zeigten Menschen ihr Ticket…

Wo kein Kläger, und so weiter… dachten wir und gingen zurück zu den Rädern. Ein kleiner Weg führte in die Richtung, die von maps.me vorgeschlagen wurde und weiter ging’s.


Langsam kamen wir in den heißen Bereich und der nächste Posten war vor uns. Marvin fuhr vor und hob lächelnd die Hand. Ein freundlicher Wachmann grüßte uns und lächelte ebenfalls. Wir passierten das Häuschen ohne Probleme. Beide mussten wir lachen und waren voller Glück. Sind wir durchgekommen?
Der Straße folgend sahen wir noch ein weiteres Pärchen auf dem Rad und überholten diese fix. Natürlich hatten wir uns zu früh gefreut, denn am Ende der Straße war ein weiterer Posten der uns anhielt. „Tickets?“, ich tat so als würde ich in meiner Tasche suchen und danach im Rucksack. In der Zwischenzeit kam das andere Pärchen an mit den Tickets und Marvin flüsterte nur „Fahr los“! Wir drehten beide um und fuhren einfach schnell wieder zurück. Im Hintergrund brüllte nur jemand „Hello, Hello! Tickets! Hello“. Lachend aber etwas unter Adrenalin führen wir wieder zurück in die Stadt. Auf dem Weg passierten wir noch weitere Posten und versuchten beim Rasen so viel wie möglich zu lächeln. Es klappte.
Das gesparte Geld wurde auch gleich wieder investiert, in zwei Lassi und nen Fruchtsalat. So war zumindest die Bestellung- es kamen aber ein Bananenmilchshake und ein Fruchtsalat. Passt schon! Der Shop war direkt an einem See gelegen und wir entspannten dort noch ein wenig.

Die abendliche Nahrungssuche war dann besonders nervenaufreibend. Über tripadvisor hatten wir uns ein indisches Restaurant rausgesucht. Normalerweise essen wir immer in der Umgebung, aber heute hatten wir beide Hunger auf Naanbrote, Kichererbsen- und Erbsencurry. Wir stiegen relativ früh auf unsere Drahtesel und führen los, da es so gut wie keine Straßenbeleuchtung gibt und die Räder nur aus zwei Reifen, Rahmen, Sattel und mehr oder weniger Pedalen bestehen, wollten wir nicht unbedingt im Dunkeln fahren- außerdem hatten wir schon mächtig Hunger.
Beim Restaurant angekommen, zugegeben etwas gehobener mit Besteck und Weingläser auf dem Tisch, machten wir ein langes Gesicht. Dinner erst ab 18 Uhr, na toll, also zurück in Richtung Stadt und dort was suchen.
Nach anderthalb Stunden saßen wir beide ausgehungert in unserem viel zu heißem Zimmer, unser Essen genossen wir, wie auch das Frühstück, unterm Mosquitonetz.

Kein einziges Restaurant hatte etwas essbares, womit sich mit unser beider Hunger stillen ließ. Somit sammelten wir überall etwas zusammen. Hier das Curry, da die Parotas, dort die Kichererbsen.

Da es  wieder überall von Mücken nur so wimmelte, flüchteten wir ins Bett. Da kam die Putzfrau hinter uns hergelaufen und sagte, wir dürften im Zimmer nicht essen. Wir erklärten ihr, dass wir uns bestimmt nicht in das Moskitoparadies setzen würden und sie brachte uns ein Tablett und versuchte uns irgendwie auf Zeichensprache zu erklären, dass sie es nicht verrät und sie ja morgen das Zimmer säubert. Wir sollten das Essen in einem Sack verknoten, damit die Katzen nicht kommen würden. Sie führe jetzt nach Hause, komme aber morgen wieder, nähme dann den Müllsack blablabla… Sie war unglaublich anhänglich und brauchte für die Erklärungen drei Anläufe und mindestens 10 Minuten. Immer wieder mussten wir uns aus dem Netz schälen, die Tür öffnen und uns mit ihr verständigen, dabei wollten wir doch einfach nur etwas essen.

wieder in Indien?!…

Wir waren auf der Flucht. Der Flucht vor dem Monsun. Dafür mussten wir acht Stunden Busfahrt in Kauf nehmen, um 200 Kilometer in den Norden zu kommen.

Das Gebiet um die Großstadt „Jaffna“ befand sich bis 2009 im Bürgerkrieg und ist hauptsächlich von den indischen Tamilen besetzt. Liegt nahe, denn der Norden ist nur schlappe 30 Kilometer vom indischen Festland entfernt.

Der Norden sollte noch komplett untouristisch sein und komplett anders als der Süden, deswegen wollten wir uns das ganze mal ansehen. Das Wichtigste aber: Hier sollte es die nächsten drei Tage nicht regnen. Wir jagen also den trockenen Tagen hinterher und schauen mal wo wir dabei so landen.

Die Busfahrt war ein Tortur. Wie hatten wir das sechs Wochen in Indien ausgehalten? Der ständige Blick aufs Navi war frustrierend, denn es waren immer höchstens 10 Kilometer mehr die man sich durch die Schlaglöcher und Dorfhaltestellen gerüttelt hatte.

Der Fahrer hatte öfter mal Hunger und machte einen Futterstop und mein Sitznachbar, der sich unnötigerweise mit auf unsere Sitzbank presste, war etwas lästig und so richtig indisch. Immer wieder grabbelte er ausversehen mein Bein und meinen Arm an und ignorierte gekonnt meine Todesblicke. Mein Ehemann konnte mir leider nicht beistehen, denn er hing mit sabbernden Mundwinkeln und nach vorne neigendem Kopf halb aus dem Fenster.

Ich bereute es zutiefst, meine kurze Hose angelassen zu haben und wünschte mir eine lange Hose, trotz der erdrückenden Hitze, denn es wurde mit jedem Kilometer den wir zurücklegten indischer.

Keine lächelnden Menschen mehr, nur grimmige starende Gesichter. Der Krieg scheint noch allen in den Knochen zu stecken oder es sind wirklich alles Inder.

Ach ja, so war Indien! Irgendwie hatten wir das verdrängt…

Irgendwann kamen wir aber an und bezogen ein Guesthouse mit einem anderen Deutschen, mit dem wir uns ein wenig austauschten.

Als uns der Hunger plagte, gingen wir beim Inder essen. Marvin wollte unbedingt noch mal ein richtiges „Dosa Masala“ essen. Hier wurde selbstverständlich nur Marvins Dosabestellung aufgenommen. Als der Kellner schon am gehen war fragte ich ihn, ob ich vielleicht auch noch etwas bestellen könnte. Widerwillig nahm er meine Bestellung auf und zog wortkarg davon, denn das Restaurant war ja schließlich nur „für Vegetarier“ und nicht „nur für Männer“. Wortkarg wurde uns plump das Essen auf den Tisch geknallt. Es war hier so richtig, richtig indisch und ja, so ganz anders als im restlichen Sri Lanka, nur dass wir diese „Kultur“ eigentlich schon zu genüge kennen…

Ausgeschlafen, aber geweckt von der Moschee nebenan (ach wie hatten wir das nicht vermisst) gab es erst einmal Frühstück. String Hoppers mit Dal. Ziemlich scharf. Das Frühstück zog sich bis um 12 Uhr, da wir uns mit dem Deutschen verquatschten. Dann machten wir uns aber auf den Weg in die Stadt. Fünf Kilometer lag unser Häuschen außerhalb der Stadt und auf dem Weg war es recht dörflich. Also recht tot.

Auf dem Weg liefen wir an einem Frisör vorbei und Marvin beschloss für sich, er bräuchte ein wenig Wellness. Er zeigte dem Inder ein Foto seiner Wunschfrisur. Knoten ab. Er hätte sich aber wohl denken können, dass die Frisur anstatt fotolike westlich eher typisch indisch werden würde.

 Mit einem blonden, toupierten Inder an der Seite ging es also weiter in die Stadt.

Vom einen auf den anderen Moment fing nach einer Ampel aber die wuselige Stadt an zu leben. Etwas müllig, laut und uninterssant war die tamilgeprägte Stadt in der auch hauptsächlich Tamil gesprochen wurde. Wir fanden keinen lächelnden Singalesen und irgendwie war die Stimmung etwas gedrückt. Wir liefen zum Fort, welches einst von den Portugiesen besetzt war und später von den Holländern erobert wurde.

Das einzig schöne in der Stadt war der Clocktower und ein klimatisierter Supermarkt. Wir wollten mit dem Bus zurück fahren, denn uns qualmten die Füße. Ein kleiner VW Bus kam mit singalesischer Musik an uns vorbei gerauscht. Ob er uns ein paar Stationen mitnehmen würde? Klar! Mit 30 anderen Singalesen (alle lächelten um die Wette) ging es also bis nach Hause. Der Busfahrer Support wies alle Gäste in Dauerschleife an ihren Platz.

„Du da hälst dich hier fest, du da musst aussteigen, komm du da nach vorne, dafür setzt du da dich hin, nimmst dem seine Tüte auf den Schoß und hey, halt du dich da oben fest und nicht da unten!….“

Es war wirklich eine lustige Sardinenbüchsenfahrt und das singalesische Singsang in der Sprache klang wie Balsam für die Seele. Tamil hingegen ist eine sehr harte und grobe Sprache.

Im Gasthaus wollten wir den Jogurt essen den wir am Vortag gekauft hatte. Als wir unseren Gasthausbetreiber danach fragten, denn er hatte ihn für uns kühl gestellt, gab er uns einen gefrorenen Jogurtblock zurück. War das sein ernst?

Während unser Magen knurrte, schauten wir dem Jogurt beim Schmelzen zu. Was soll ich sagen, er war ungenießbar.

Der Deutsche kam auch recht niedergeschlagen zurück, denn die Fahrradtour zu den Inseln, die wir morgen machen wollten, fiel regelrecht ins Wasser. Die Straßen waren so überflutet, dass der Rundweg absolut unmöglich war.

Sri Lanka scheint es im Moment nicht so gut mit uns zu meinen, jedoch halten wir bereits Ausschau nach dem nächsten Ziel ohne Regen. Die Prognosen werden besser. Vertrauen wir denen mal…

happy birthday…

Nach einem sonnigen Frühstück mit Kokosnaan und Kokosnusssambal, sowie ein paar Früchten, machten wir uns auf den Weg nach „Trincomalee“, denn ich wollte Marvin ein paar ruhige Stunden am Strand, in einer guten Unterkunft zu seinem Geburtstag schenken und nicht wie geplant in irgendwelchen Ruinen herum rennen. Zudem erhoffte ich mir durch die vielen Restaurants und Gasthäuser Marvin ein paar Wünsche erfüllen zu können, die eher westlicher Art waren. Kaffee, Pizza, heiße Dusche…diese Worte schwirren schon länger in seinem Kopf herum. Das sollte in einem touristischen Ort nicht allzu schwer werden.

Ohne Marvin also von meinen Plänen zu berichten, schob ich ihn einfach in den falschen Bus, weg von den Ruinen. Nach ein paar Stunden kamen wir auch schon an und Marvin freute sich auf ein paar Strandtage, denn er hatte meinen Plan durchschaut.

Das mal wieder alles anders kommen würde als geplant, ahnten wir bei den drei Kilometern zum Gasthaus noch nicht.

Die Straßen waren etwas trist, jedoch dachten wir uns nichts dabei. Der Touristenkern würde schon noch kommen…

Er kam nicht, es kam viel schlimmer. Als wir unser Gasthaus erreichten, bekamen wir ein nicht gebuchtes Abenteuer gratis dazu. Ja, wir hatten uns immer mal ein Haus auf Stelzen im Meer erträumt aber nicht in einer riesigen Monsunpfütze! Die letzten Tage hatte es hier so stark geregnet, dass alles überschwemmt war. Von Stein zu Stein hüpfend checkten wir in unser Gasthaus am See ein.

Der Vater des Besitzers bot uns aufgrund des Maleurs ein Upgrade an, welches wir dankend annahmen. Hier saßen wir nun. Im See, mit Upgrade.

Ich machte mich auf den Weg um ein paar Dinge zu besorgen, denn ich wollte wenigstens eine Kerze und ein paar Leckereien besorgen, damit nicht alles ins Wasser fällt. Ich fand auf dem Weg eine schöne Strandbar für den nächsten Tag und sogar eine Pizzeria mit Steinofenpizza. Der Abend war schon mal gesichert. Jetzt brauchte ich nur noch einen Supermarkt. Ja, es gab einen entfernten Supermarkt, jedoch nicht ganz mit der erhofften Auswahl an westlicher Schokolade, die ich eigentlich wollte. Snickers fand ich immerhin und ein paar Kekse die er mochte. Fast am verzweifeln suchte ich die Regale nach Brauchbarem ab. Hätte ich doch bloß schon in „Kandy“ etwas besorgt…da stand unverhofft eine Packung Honeyloops von Kellogs vor mir im Regal. Wie oft hatte ich von ihm gehört „Ich will Honeyloops mit kalter Milch!“ kann er haben, leider aber auch nur das. Ich lief weitere zwei Kilometer, um eine Cola zu finden und noch einen Kilometer um eine Kerze zu finden. Alles nicht so schlimm, es ist ja mein Anspruch, allerdings fing der Monsunregen schon wieder an und ich war bis auf die Haut nass. Richtig nass. Die Schuhe hatte ich schon lange ausgezogen denn das Wasser stand knöchelhoch.

Während ich so durch das Wasser wartete, wurde mir bewusst, dass es mir eigentlich gar nicht so wichtig war, was morgen passieren würde, denn eigentlich hatten wir beide schon lange keine Ansprüche mehr an Perfektion und Wünschen. Das war vor der Reise anders, dort versuchte ich immer mit viel Aufwand einen perfekten Geburtstag zu planen. Ich wusste dass Marvin sich auch über nur einen Snickers freuen würde und drehte entschlossen um. Es hatte doch keinen Sinn hier in der trostlosen überschwemmten Gegend nach Dingen zu suchen, die es sowieso nicht gibt.

Nach zwei Stunden war ich endlich wieder da und Marvin fragte mich bei dem triefenden Anblick erschrocken, wo ich denn so lange war. Da ich schlecht sagen konnte „einen Snickers kaufen“ sagte ich, dass ich zum Strand gegangen war und mich dann wegen des Regens untergestellt hatte. Sehr glaubwürdig bei meinem Anblick.

Wir lasen noch ein wenig bei Seeblick und ließen den Abend ausklingen.

Am Morgen baute ich einen Kekskuchen mit Kerze, wir frühstückten Honeyloops mit Milch im Bett, ließen das Café dass ich fürs Frühstück ausgesucht hatte links liegen und lasen lieber ganz entspannt unser Buch. Dabei naschten wir Kekskuchen und hörten Musik…. Leider waren die Kekse durch die Feuchtigkeit pappig und die Schokolade geschmolzen…

Am Nachmittag machten wir einen sonnigen Strandspaziergang und tranken dann den Kaffee vom Morgen. Hier wurde Marvin direkt gratuliert, denn ich hatte vorher mit dem Besitzer gesprochen und gefragt ob er heute auch geöffnet hätte. Ein Stück Cheesecake aus Büffeljogurt hat dann doch noch den richtigen Kuchen ersetzt.

Auf unserer Terrasse überlegten wir kurz, ob wir vielleicht angeln sollten, denn es lebten bereits Schlangen und Kröten im Wasser. Da kann es zu den Fischen nicht mehr weit sein.

Am Abend liefen wir los um eine Pizza zu holen. Da der Gourmettempel nicht wirklich zum Verweilen einlud, wollten wir sie zuhause essen. Nachdem der Koch 30 Minuten den Steinofen eingeheizt hatte, dauerte es nur noch weitere 30 Minuten bis die Dosenpilze und der Dosenmais auf der Pizza verteilt waren und sie fertig gebacken war. Als sie auf dem Weg in den Karton war und wir endlich hätten los gehen können, brach die Pizza auseinander und segelte ab. Wir riefen ihm zu „wir würden auch die kaputte Pizza nehmen“, aber er stopfte sich ein Stück unserer Pizza in den Mund, schüttelte den Kopf und machte eine neue Pizza. Ja, mal eben „take away“ ist hier nicht.

Wir bekamen eine Sprite als Entschuldigung und warteten weitere 30 Minuten, bevor wir dann endlich die noch nicht abgebrannte Kerze in unserem Häuschen anzündeten und es uns auf dem Bett gemütlich machten. Wir hatten ein romantisches Candlelightdinner mit kalter Cola und halbwegs akzeptabler Pizza.

wonder of the ancient world…

Es ist wieder so weit dass unser Schweiß nach indischem Knabbergebäck riecht. Die Ausdünstungen der Entgiftung durch die  ganzen Gewürze, die einem das Gefühl geben absolut gesund zu sein, fiel uns ja bereits in Indien auf.

In unserer Knabbergebäckwolke machten wir uns auf den Weg nach „Sigiriya“, um dort das achte Weltwunder zu bestaunen.

Die Fahrt war schwitzig, klebrig  und lang aber unkompliziert. Wir erreichten unsere wirklich schöne Unterkunft bei einer Familie und wurden mit einem Bananenshake begrüßt.

Schon auf dem Weg sahen wir den unübersehbaren „Sigirya Rock“, der mitten im Dschungel aus dem Nichts herausragte. Das Wetter war hier deutlich besser und wir freuten uns darauf, morgen das Weltwunder zu besteigen.

Unseren Shake schlürfend spielten wir wieder das selbe Spiel mit dem Betreiber unseres Gasthauses, wie mit jedem anderen zuvor auch. „Nein, wir haben keine Pläne für heute, nein wir möchten keine Elefantensafari machen und nein wir möchten nicht mit dem Auto herumkutschiert werden.“ Dass wir, obwohl es erst 2 Uhr war, heute nicht mehr den Felsen besteigen wollten oder schnell auf eine Safari fahren wollten verstand er nicht, denn das Wetter war klasse. Uns war aber nach einem klasse Bett und einem klasse Buch zumute, nachdem „Kandy“ das Gegenteil von Entspannung gewesen war.

Das verstand er dann auch irgendwann und fragte uns, was wir denn zu Abend essen möchten. Wir wollten eigentlich nicht im Gasthaus essen, da das Essen zwar immer gut ist, aber auch viel zu teuer. Er legte uns aber die Speisekarte vor und erzählte von den Kochkünsten seiner Frau.

Die Singalesen machen es einem unheimlich schwer „nein“ zu sagen. Warum wissen wir nicht. Wir konnten ein Jahr wunderbar „nein“ sagen, aber hier ist es anders. Aufgrund der extremen Gastfreundlichkeit hat man immer das Gefühl die Menschen zu enttäuschen.

Wir bestellten also Rice und Curry zu um 7 Uhr und fühlten uns schlecht, nicht standhaft geblieben zu sein, denn der Preis war so hoch, dass wir uns das Gericht teilen wollten. Ich hatte eh kaum Appetit.

Der Nachmittag verging entspannt und wir wurden pünktlich zum Essen gerufen. Was uns da erwartete, bereitete uns direkt wieder ein schlechtes Gewissen. Für den Preis, der doch absolut gerechtfertigt war, bekamen wir sechs verschiedene Currys mit Gemüse und Hähnchen, Kokosnusssambal, Reis, frittierte Knabberchips und Wasser. Die Currys aus roter Beete und Zucchini schmeckten fantastisch und das Limetten Hähnchencurry hat uns wirklich umgehauen. Das war wohl bis jetzt wirklich das beste Essen und zudem noch extrem viel. Viel zu viel.

Wir schliefen zufrieden ein und wurden zum Frühstück um 9 Uhr geweckt. Eine weitere Eigenart von Sri Lanka. Das Frühstück ist eigentlich immer inklusive, man muss aber bereits am Abend eine Zeit festlegen. Komisch, denn man weiß ja eigentlich nie, wie lange man so schläft und wann man Hunger hat. Eigentlich noch satt von gestern aßen wir String hoppers (Reisnudelfladen) mit Curry und Kokos-Tomaten-Zwiebel-Koriander Sambal, sowie String hoppers mit Kokosnussrapseln und Kokosnusshonig gefüllt. Lecker.

Am Abend hatten wir erfahren, dass das Weltwunder ganze unverschämte 30$ Eintritt kostet und entschieden uns definitiv dagegen, es zu besteigen. Hingegen fanden wir eine Alternative, die nur ein Zehntel des Preises abverlangte. Ein fast ebenso hoher Fels, der nur einen Kilometer entfernt von dem Weltwunder war. Das schien uns auch deutlich sinnvoller, denn von der Spitze des Weltwunders hatte man ja schließlich gar keinen Blick auf das Weltwunder. Die Höhlenmalereien und der kleine Palast auf der Spitze, dessen Architektur das Weltwunder ausmachte, interessierten uns sowieso nicht wirklich.

Stolz nannten wir uns die geizigen Kulturbanausen und erreichten nach vier Kilometern Fußmarsch den Eingang zum relativ verlassenen und untouristischen Felsen. Als wir die 3$ Eintritt zahlten und einen Sarong für den Tempel umsonst erhielten, kamen jedoch zwei Deutsche gerade den Felsen hinunter und beschwerten sich lautstark über ihren Guide, der ihnen diesen Aufstieg zugemutet hatte.

„Das ist doch was für Bergsteiger und nicht für normale Touristen!“

Amüsiert erkundeten wir, was normalen Touristen nicht zumutbar ist und erreichten nach 20 Minuten die Spitze des 260 Meter hohen Felsens. Zugegeben, man musste die letzten zehn Meter einmal seine Hände benutzen und den Kopf einziehen und mit Flipflops hätte man wohl auch noch die Schuhe ausziehen müssen, ansonsten war der Weg ein Kinderspiel.

Wir setzten uns auf den flachen Felsvorsprung mit direktem Weltwunderblick und waren stark beeindruckt, was die Natur so alles zu bieten hat. Auf dem Weltwunder selber schlängelten sich hunderte Touristen verschwitzt an einer extra errichteten Treppe nach oben und schienen in dem Gedränge ihren Ausflug nicht annähernd zu genießen.

So in der Stille flogen nur Libellen um uns herum und Schmetterlinge ließen sich auf unseren Händen nieder. Absolut genial dieser Ort. Fast spirituell.

Auf dem Rückweg ins Dorf beobachteten wir eine Affenbande, die dabei war, eine Bananenstaude zu erobern. Die Besitzerin zündete ein Feuerwerk, zückte die Zwillen und schoss mit Steinen, aber es half nichts. Die Affen waren einfach zu clever.

Bei einem kalten Lassi ließen wir den Nachmittag ausklingen und ich plante heimlich Marvins Geburtstag, der schon in zwei Tagen ist.

sweet as „Kandy“…

Der Morgen war, wie war es anders zu erwarten, komplett verregnet. Gestern hatten wir erfahren, dass die Monsunzeit dieses Jahr aufgrund des Klimawandels ungewöhnlich lang und kräftig sei und wir leider noch mitten drin stecken. Ein wenig deprimierend, aber wir machten das Beste draus. Wir konnten vom Bett aus beobachten wie eine Affenbande auf unserem Balkon Unfug trieb. Früchte wurden vom Baum geschüttelt und genascht, Regenrinnen abmontiert und Stromkabel stark strapaziert. Nach frisch gekochtem Reis und Curry von der Ehefrau machten wir uns auf die Socken, ob Regen oder nicht, denn es war bereits halb 12.

Nein wir hatten nicht wirklich lange geschlafen und aßen schon um 8 Uhr unser Frühstück, aber der Papa war einfach seeeehr interessiert an uns und hat seeeeehr viel erzählt. Teilweise ist die Aufmerksamkeit für uns doch etwas anstrengend, denn während des Frühstücks so zugetextet zu werden und nach den nicht vorhandenen Tagesplänen ausgequetscht zu werden, oder noch schlimmer, einen Tagesplan vorgelegt und erklärt zu bekommen, gehört nicht zu unseren liebsten Stunden.

Aber bei dieser bemühten Herzlichkeit kann man schlecht „nein“ sagen, oder „ich will meine Ruhe, ich bin grad aufgestanden!“

Als wir so los schlenderten hörte der Regen auf und es war drückend schwül. Während der drei Kilometer in die Stadt wurde unsere Umgebung immer belebter, lauter, stickiger, wuseliger und stressiger. Die gar nicht so große Stadt „Kandy“ war ein einziger Ameisenhaufen von Menschen, Tuk Tuks, Abgas versprühenden, hupenden Bussen und fliegenden Händlern. Es war schwer sich auf die Schönheit dieser Stadt zu konzentrieren, denn nicht nur der Smog sondern auch die Geräusche machten einen fast wahnsinnig.

Wirklich schade, denn die Stadt war wirklich ein Prachtstück der Individualität. Britische Kolonialgebäude im Mix mit verfallenen, uralten, feuchten Gebäuden und modernen Gebäuden. In der Mitte der Stadt ein schöner See und der spirituell bedeutendste Tempel des Landes.

Diesen sahen wir jedoch nur von außen, denn der Eintritt von 20$ war in unseren Augen absolut übertrieben. Ja, der Tempel beherbergt einen Zahn vom Herrn Buddha, aber so schön kann der Zahn gar nicht sein, um den Eintritt zu gerechtfertigen. Da ist meiner Meinung nach alles spirituelle schon am Eingang verflogen.

Auf einem Markt sahen wir eine riesige Auswahl an Obst und Gemüse und den wohl hygienisch fürchterlichsten Fleischtransport, den wir bis jetzt gesehen hatten. Ein großer Laster war von innen weder ausgekleidet noch gekühlt. In dem rohen Zustand lagen die halben Kühe schon zerteilt mit abgezogener Haut und zurecht geschnitten in dem Laster und wurden barfuß auf der Schulter zu den Ständen geschleppt. Ohne Folie. Das nackte Fleisch am Körper. Mitten in dem Fleischhaufen stand ein Singalese im Blut und Eingeweiden mit seinen nackten Füßen, teilte die Kuh mit einer verrosteten Fuchsschwanzsäge und reichte die Stücke hinaus zu seinen Kollegen….

Wir liefen lieber einen Berg hinauf um die Buddhastatue für einen Euro zu sehen und nebenbei einen tollen, aber leider grauen Ausblick auf die Stadt zu haben. Sehr schade, dass uns der Himmel nicht eine einzige Nuance blauer Farbe zeigte und lieber bei der Farbskala weiß -grau -schwarz blieb.

Den botanischen Garten ließen wir trotz Empfehlung für wieder 20$ links liegen, denn bei dem Wetter sind auch bunte Blumen nicht so schön wie bei Sonnenschein.

Im Vergleich zum Essen und den mittelpreisigen Unterkünften sind die Eintrittspreise wirklich unverschämt und definitiv übertrieben. Schade, aber wir bleiben unserem Motto treu „was man nicht bezahlt, kann einen auch nicht enttäuschen“. Dieses Motto hat uns ja nun ein Jahr glücklich gemacht und wird auch den Rest der Reise nicht auf unsere Stimmung drücken.

Am Nachmittag waren wir regelrecht erledigt von der Stadt. Wir hatten Kopfschmerzen von dem Lärm und der Luft und konnten in dem Menschengewirr einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Es fing wieder an zu regnen und wir wollten uns wieder ein Tuk Tuk nach Hause gönnen. Wir nannten dem Tuktukfahrer die Bahnstation zu der wir müssten, er verstand es anscheinend aber falsch und fuhr uns zur 200 Meter entfernten „Central station“ und wartete auf seine Bezahlung. Wir lachten ihn aus, denn selbst wenn er uns ohne Absicht falsch verstanden hatte, war der Preis für den wir zuvor vier Kilometer gefahren waren ja wohl ein schlechter Witz.

Wir liefen zu Fuß nach Hause und fielen tot ins Bett.

Schönheiten der Erde…

Unsere jetzige Planung sieht etwas anders aus als die Vorherige. Wir wollten eigentlich von Ella aus auf der schönsten Zugstrecke der Welt nach „Nuwara Eliyah“, wo wir eine Tagestour in den „Hortons National Park“ unternehmen wollten. Nachdem wir Preise und Anreisemöglichkeiten gegoogelt hatten, entschieden wir uns dagegen.

Da man sich einen Fahrer mieten muss um zu dem Park zu gelangen und der Park einen zu hohen Eintritt verlangt, würden wir unter 40 Euro nicht dorthin kommen. Wir wogen ab, dass 40 Euro bei nicht allzu gutem Wetter, für einen Rundweg von 10 Kilometern und nur für Natur, die ja überall umsonst wunderschön ist in Sri Lanka, dass wir wohl eher enttäuscht sein würden.

Nun befanden wir uns also auf direktem Weg nach „Kandy“. Sieben Stunden im Zug auf der schönsten Strecke der Welt und es regnet wie aus Eimern. Traumhaft.

Man kann sich richtig vorstellen wie schön es sein könnte. Wir hatten immerhin auch ohne teure Sitzplatzreservierung einen komfortablen Platz in der zweiten Klasse für 2 Euro und genossen die Zugfahrt trotzdem mit Unterhaltungen, guten Zugsnacks, Musik und Buch. Zwischendurch standen wir an unserem Lieblingsplatz, der offenen Türen und sogen die kühle Bergluft ein.

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Von frisch gerösteten Erdnüssen mit Chili, Salz und Curryleafs bis hin zu frischen Milchbrötchen mit Curryfüllung, Samosas, Früchte mit Chilipulver und Brausezucker (mein Favorit) Chai und kühlen Getränken gab es alles was das Herz begehrt wenn man auf singalesisches Essen steht, keine Angst vor Keimen hat, den Verkäufer schnell genug zum Stoppen bringt (er muss an der Station, an welcher er in den Zug gesprungen ist, schließlich auch wieder rausspringen) und es feurig scharf mag. Bei offenen Türen und heißem Tee verging die Zeit wie im Flug, denn es gab immer was zu sehen und wenn es nur die Verkäufer waren mit denen man rumgescherzt hat. Sie lieben es uns zu vereimern und uns Preise in Millionenhöhe zu nennen, ohne uns am Ende den richtigen Preis zu nennen.

Während wir so mit anderen Reisenden sprechen erfahren wir, dass sich der Großteil einen persönlichen Fahrer für den kompletten Urlaub mietet, denn die sind relativ günstig und wenn man nur zwei Wochen Zeit hat, ist so ein Fahrer schon eine riesen Zeitersparniss. Zudem kann er natürlich Englisch sprechen und einem bei allem helfen, jedoch finde ich diese Entwicklung eher traurig, zumindest bei jungen Menschen, wo doch das Reisen mit Bus und Zug hier so wunderbar authentisch und einfach ist! Nebenbei finde ich 60$ am Tag für einen Fahrer auch nicht günstig, wenn eine Busfahrt 50 Cent oder weniger kostet und der Bus auf der selben Straße mit dem selben Verkehr fährt.

Wir kamen also auch im prasselnden Regen an und liefen in das erste Café um uns an einem Tee zu wärmen. Dummerweise hatte der Zug genau unsere Station übersprungen und erst an der „Central station“ in „Kandy“ gehalten.

Wir hatten keine Lust auf durchtränkte Rucksäcke und gönnten uns ein Tuk Tuk für einen Euro. Auch wenn wir zu Fuß schneller gewesen wären bei dem Verkehr, wurden wir wenigstens nicht nass.

Das Hostel war in der Dunkelheit nur durch das Stören einiger Familienessen, die nichts mit dem Hostel am Hut hatten, zu finden, denn der Eingang war eine Garage, die nicht als Eingang markiert war. Der Hostelbetreiber war ein junger Singalese und er war mit seiner Familie sehr bemüht um uns. Er brachte uns einen Tee und wir unterhielten uns ein Stündchen über sein gerade erst eröffnetes Hostel, bevor ein britisches Pärchen den Weg ins Hostel fand. Wir unterhielten uns alle lange und hatten viel zu erzählen, denn die beiden kamen gerade aus Indien. Spät nachts checkten wir erst in unser Hostel ein und kamen zum Schlafen.