Salz, Salz, überall Salz…

Ich war früh wach, merkte wie die Höhe mein Gehirn wieder etwas lahm legte, war ein wenig schlapp und setzte mich zum Frühstück auf die Dachterrasse. Es war etwas kühl, aber die Sonne wärmte mich auf.

Ich schnippelte mir die süße und saftige Mango in mein Quinoamüsli und genoss die zuckersüße Cherimoya, die hier, im Gegensatz zu Deutschland, tatsächlich nach Erdbeersahne schmeckt.

Da ich vor meinem Tagesausflug zu den Salzterrassen noch mein Trekking zum „Macchu Picchu“ organisieren wollte, machte ich mich früh auf den Weg in den Stadtkern. Da die Besucherzahlen für den „Macchu Picchu“ täglich auf eine Besucherzahl von 2500 Menschen beschränkt ist, muss das Ticket in den Nationalpark rechtzeitig bei dem Regierungssitz beantragt werden. Hierzu benötigte ich meinen Personalausweiß und die genaue Angabe, an welchem Datum und zu welcher Uhrzeit ich den Berg besteigen möchte. Ich hatte die Auswahl zwischen der Früh- und Spätschicht. Da ich von den Leuten im Hostel von totaler Überfüllung am Nachmittag gehört hatte, entschied ich mich für die Zeit von sechs bis zwölf Uhr.

Ich wurde noch darauf hingewiesen, dass dieses Ticket nur zu besagter Zeit und Datum gültig wäre. Ein Tausch des Tickets sei nicht möglich. Bei einem Preis von 40 Euro beschloss ich deswegen heute nur Selbstgekochtes zu essen, denn eine Magenverstimmung oder mangelnde Fitness konnte ich mir bei dem Preis nicht leisten.

Vor dem Gebäude stand eine nette Frau, die mich fragte, ob ich noch einen Transport nach „Hydroelectrica“, die letzten, mit einem Fahrzeug zu erreichenden Stadt, bräuchte. Sie bot mir den Hin- und Rückweg für 45 Soles an. Alle anderen Angebote die ich mir zuvor eingeholt hatte, lagen bei weit über 70 Soles. Ich zögerte nicht lange und folgte ihr sofort in ihr Büro, um meine Reservierung für den nächsten Tag zu machen. Den Transport und das Ticket in der Tasche wollte ich nun endlich starten, denn für den Nachmittag war Regen angesagt.

Da sprach mich jedoch noch ein anderer Peruaner an, was ich heute so machen würde. Ich berichtete ihm, dass ich hier wohl nicht wirklich etwas machen würde, wegen des teuren Bolettos. Er verstand mich sofort und sagte ich solle mal mitkommen. Ich folgte ihm in sein Büro und er kramte Stadtkarte, Zettel und Stift heraus und zeichnete mir mit allen Einzelheiten auf, wo ich hin könnte ohne das Boletto und wo ich hinwandern könnte. Er riet mir von gewissen Ecken als Alleinreisende ab, von anderen wiederum schwärmte er mir vor. Ich beschloss direkt nach dem „Macchu Picchu“ noch einen Tag diese Route zu laufen und war wieder einmal erstaunt über diese Hilfsbereitschaft ohne Gegenleistung.

Da ich kein Bargeld mehr hatte, beschloss ich zuvor auf die Suche nach einem Geldautomaten zu gehen. Das war gar nicht so einfach. Ich fand nirgendwo einen ATM und fragte Maps.me nach Rat. Maps.me schickte mich durch die Straßen von „Cusco“ und die Umgebung wurde immer skurriler. Ich befand mich mitten im Wohnviertel von „Cusco“ und bei den Gestalten, die sich hier herumtrieben, schrillten meine Alarmglocken: „Das ist hier kein sicherer Ort für blonde Gringa mit Handy und Kreditkarte!“

Ich drehte auf dem Absatz um und lief zurück ins Zentrum. Hier nutzte ich dann lieber die Fragetechnick anstatt Maps.me. Jetzt verstand ich auch, warum ich keinen Geldautomaten gefunden hatte- Sie waren alle in Apotheken versteckt. Diese Automaten verlangten leider aber auch alle hohe Gebühren.

Leicht genervt, mit der Zeit im Nacken, suchte ich eine Bank und reihte mich in die Schlange von 20 Peruanern ein. Wo sich eine Schlange von Einheimischen befindet, kann es keine hohen Abhebegebühren geben, so dachte ich. Nach einer halben Ewigkeit bestätigte sich meine Vermutung und ich bezahlte nichts für meine Auszahlung. In der Schlange lernte ich ein Pärchen aus den USA kennen, die der Verzweiflung nahe waren. Sie bekamen nirgendwo Geld. Wie gut ich dieses Problem noch kannte… Ich riet ihnen, die Kreditgesellschaft anzurufen, um den Grund zu erfragen. Da wir in der Schlange eine ganze Weile Freizeit hatten, klärte sich das Problem noch in der Wartezeit, denn die Bank hatte die Karte gesperrt. Ebenso wie bei uns letztes Jahr. Als sie endlich an der Reihe waren, hatten sie bereits den neuen Pincode.

Nun musste ich aber wirklich los. Es war bereits elf Uhr. Wie durch Zufall fuhr ein Collectivo an mir vorbei, bei dem der Ort mit der richtigen Richtung angeschrieben war. Ich sprang hinein, und bat den Fahrer, mich einfach an der Abzweigung nach „Maras“ hinauszuschmeißen.

Alles kein Problem, nach einer Stunde kam ich an. Da es nach „Maras“ keine Busverbindung gibt, warteten zahlreiche Taxifahrer an der Kreuzung auf Touristen, die keine Tour gebucht hatten. Da waren sie bei mir aber falsch, denn ich hatte vor, die fünf Kilometer zu Fuß zu laufen.

Gesagt getan, marschierte ich auf dem Wanderweg querfeldein. Ich war mal wieder mutterseelenallein unterwegs. Von Weitem sah ich einen Touribus nach dem anderen die Schotterpiste entlang heizen. Ich genoss die traumhafte Berglandschaft, sah jedoch auch, dass sich hinter den Bergen eine dicke Wolkendecke aufbaute.

Auf dem Wanderweg im Nirgendwo saß auf einmal eine Frau, die im Schneidersitz am Stricken war und ihre Esel und Kühe bewachte, die in aller Ruhe am Grasen waren. Sie fragte mich, ob ich zu den Salinas wandern würde und ich unterhielt mich kurz mit ihr, bevor ich weiter zog.

Die Wolken kamen immer näher und meine Schritte wurden schneller. Irgendwann ging der Weg immer steiler bergab. Ich war mir nicht sicher, ob ich hier überhaupt richtig war. Ich fragte einen Feldarbeiter um Rat und er beschrieb mir den Weg. Ich war richtig. Irgendwann landete ich in einer kleinen Schlucht und der Weg war rutschig und steil. Ich spürte meinen Muskelkater noch immer.

Als ich am Abhang stand und der Weg auf einmal endete, war ich etwas ratlos. Von unten kamen zwei Feldarbeiter angerannt und riefen mir zu, ich solle ein Stück zurück gehen und eine andere Abzweigung nehmen, die ich wohl übersehen hatte. Hier ging es weiter, wenn auch steil. Die beiden lieben alten Peruaner kamen mir entgegen und sagten, sie wollten mir helfen den richtigen Weg zu finden, weil ich alleine sei. Sie geleiteten mich bis zu den Salzterrassen und ich war ihnen sehr dankbar. Ich zahlte den Eintritt von zwei Euro und war vom ersten Moment an begeistert von den Salzterassen. Ich sah sie noch ganze fünf Minuten ohne dicke Wolkendecke am Himmel. Geschafft!

Die Tourguides riefen gerade alle Touristen mit Megafon zusammen und zwangen sie zum Aufbruch, denn es donnerte schon kräftig. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich die Salzterrassen für mich ganz alleine. Ich setzte mich zu den Arbeitern, die gerade eine Pause machten, bot ihnen ein paar von meinen gesalzenen Maiskörnern an und kam mit ihnen ins Gespräch.

Die Salinen von Maras „Salinera de Maras“ ist die höchstgelegene Salzfarm der Welt. Auf steilen Gebirgsterrassen befinden sich tausende Salzbecken. Was früher das weiße Gold der Inkas war, stellt heute nur noch eine viel zu kleine Einnahmequelle für die hart arbeitenden Anden-Salzbauern Perus dar.

Es ist ein Steilhang, bedeckt mit einem Labyrinth aus Salzbecken – grelles, blendendes Weiß eingebettet in das dunkle Braun der Berge, das sich abhebt vom fruchtbaren Grün des „Valle Sagrado de los Incas“, dem Heiligen Tal der Inkas.

Doch der atemberaubende Ausblick täuscht über das extrem harte Leben der Salzbauern von „Maras“ in der Höhe von 3800 Metern hinweg.

„Maras“ selbst ist ein armes, winziges Bauerndorf und liegt 45 Kilometer nordöstlich von „Cusco“.

Auf dem Weg zu den Salzbecken gibt es viele kleine Verkaufsstände, bei denen überwiegend kleine Salzsäckchen und schöne handgefertigte Skulpturen aus Salz angeboten werden.

Dieses Labyrinth wurde von den Inkas mit Menschenhand erschaffen und ist inzwischen ca. 1.000 Jahre alt. Das wertvolle Salz wurde als weißes Gold der Inkas oder weißes Gold der Anden gehandelt. Im 16. Jahrhundert plünderten jedoch die spanischen Eroberer die Silber- und Salzvorkommen Perus.

Die Salzgewinnung heute erfolgt immer noch wie zu Zeiten der Inkas. Der Begriff Salzfarm gewinnt auch eine eigene Bedeutung, da es tatsächlich so etwas wie eine Erntezeit für das Salz gibt .

Die Salzbecken der Salinen werden zu Beginn der Saison gereinigt. Jeder Salzbauer hat circa fünf bis zehn Salzbecken. Die Arbeit der Salzbauern beginnt mit Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang – sieben Tage die Woche.

Das stark salzhaltige Wasser für die Salzgewinnung kommt aus dem umliegenden Gebirgsmassiv und fließt in extra dafür angelegten und ausgeklügelten Kanalsystemen in kleinen Rinnsalen in sehr flache Becken.

Die Sonne und die trockene Luft sorgt dafür, dass der Großteil des Wassers schnell verdunstet. In den Becken bleiben eine breiige Salzmasse, die Sole und die kostbare Kruste mit weißen Salzkristalle zurück.

Die Salzkruste wird eingesammelt, getrocknet und zu Salz-Granulat verarbeitet. Von Mai bis August gilt es dann auf Hochtouren und hart zu arbeiten, um zumindest ein bisschen Geld aus dem Verkauf des Salzes zu verdienen.

Keiner der Salzbauern aus dem armen Bergdorf Maras verdient, trotz härtester körperlicher Arbeit, auch nur ausreichend Geld für ein einfaches Leben – „viel zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben“. So erzählte es mir der aufgeschlossene Salzbauer.

Die Salzbauern der Salinen von Maras haben sich in ihrer Not zu einem Kollektiv zusammengeschlossen, in der Hoffnung bei den Salzexporteuren bessere Preise durchsetzen zu können. Doch bis heute streichen sich die großen Exporteure die Gewinne aus dem Geschäft mit dem „weißen Gold der Anden“ ein. Die hart arbeitenden Salzbauern bleiben dabei noch immer auf der Strecke.

Als es anfing zu Regnen, wollte auch ich mich auf den Weg zurück machen. Ich wusste, dass der Weg im Regen rutschig sein würde und mir war etwas mulmig zumute.

Am Parkplatz stand ein holländisches Pärchen, welches gerade mit einem Taxifahrer verhandelte. Ich fragte sie, ob sie zurück nach „Cusco“ wollten. Ja, wollten sie. Zu dritt sprangen wir für einen Euro pro Person ins Taxi und hatten eine angenehme Fahrt durch den Regen. Nach einer Stunde kamen wir in „Cusco“ an und die Sonne kämpfte sich wieder durch die Wolken.

Ich war hungrig und kaufte mir eine leckere Empanada aus Maismehl mit Hack gefüllt, aber aus einem recht modernen und sauberen Restaurant. Ich hatte ja noch Pläne…

Ich schlenderte mit meiner Empanada durch den Markt, um noch ein wenig für meinen Treck zu besorgen, denn ich wurde bereits vorgewarnt, alles Essen und Wasser hier zu kaufen, denn auf dem Weg und in „Aguas Caliente“ wo ich morgen Abend übernachten werde, würde es teuer werden.

Bei diesem ganzen duftendem Essen konnte ich nicht einfach so daran vorbei laufen und kaufte mir fünf gekochte Wachteleier und einen leckeren Salat aus Bohnen, Huhn, Karotten, Peperoni, Mais und roter Beete. Alles ein wenig säuerlich eingelegt und ober lecker.

Als ich im Hostel ankam und wieder im Wlan war, erreichte mich die traurige Nachricht, dass die Brasilianerin krank geworden war und den „Macchu Picchu“ erst später besteigen könne.

Ich freute mich trotzdem auf meinen Trip und gesellte mich zu zwei Mädels aus Italien auf die Dachterrasse. Die beiden hatten den „Macchu Picchu“ bereits bestiegen und gaben mir noch ein paar Tips.

Ich packte meinen Rucksack für zwei Tage und reservierte mir eine weitere Nacht im Hostel, denn ich würde in zwei Tagen erst spät abends wiederkommen. Um acht Uhr lag ich im Bett und schlief tief und fest.

Caramellitos para todos…

Auf der Busfahrt zum Busterminal trafen wir noch Barbara, die ebenfalls einen Nachtbus erwischen wollte. Wir standen dicht an dicht gedrängt im kleinen Bus und unterhielten uns mit den Einheimischen, die das Bild von drei Mädels mit Rucksack in der Mitte des engen Busses sehr witzig fanden. Witzig fanden sie auch den Mischmasch aus den Sprachen die wir sprachen. Englisch,Spanisch und Portugiesisch wurden wild durcheinander gemixt, aber wir verstanden uns wunderbar. Am Ziel angekommen fanden wir einen Bus, der nicht einmal die Hälfte von dem kosten sollte, was uns das Hostel vorgeschlagen hatte. Zudem sinken die Preise der Busfahrten, je kurzfristiger man das Ticket bucht. Wir konnten also schon 30 Minuten später für 6 Euro zehn Stunden in den Bus springen.

Wie erwartet war es ein richtiger Schrottbus -war uns aber total egal- denn wir waren so erledigt, dass wir sogar im Stehen schlafen würden.

Als die Fahrt losging, stieg ein lustig, skurriler Peruaner ein, der das Publikum unterhielt und Karamellbonbons aus einer großen Tüte verteilte. Der ganze Bus lachte und lutschte seine „Caramellitos“. Am Ende sammelte er Geld für seine Unterhaltung ein und ebenfalls alle Caramellitos, die nicht gegessen wurden.

Erst dachten wir, dass sei unser Abendprogramm, weil der Fernseher kaputt war. Kurz danach sprang jedoch die Flimmerkiste an und zeigte Nicolas Cage mit spanischer Synchronisierung. Wir mussten sofort Tränen lachen, denn das passte nun wirklich gar nicht.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schliefen wir schnell tief und fest.

Am nächsten Morgen fühlte ich jeden Muskel an meinem Körper und kam kaum die Treppe im Bus hinunter, so starke Schmerzen hatte ich. Da es nicht nur mir so ging, teilten wir uns für einen Euro ein Taxi und fuhren direkt ins Hostel. Hier nahm ich direkt eine heiße Dusche und packte meine Dreckwäsche zusammen, um sie direkt am Morgen waschen zu lassen.

Mal wieder konnte ich erst am Mittag einchecken und bummelte müde durch die Stadt.

„Cusco“ ist die Hauptstadt des Inkareiches und liegt mal wieder auf atemberaubenden 3400 Metern. Sie besitzt die noch besten erhaltenen vorkolonialen und kolonialen Denkmäler und wurde deswegen 1983 in die Liste der UNESCO Welterbe Kulturstädten aufgenommen.

Mein Hauptziel ist hier die 100 km entfernte verborgene Inkastadt „Macchu Picchu“.

Der Name „Cusco“ ist Quechua und bedeutet so viel wie „der Nabel der Welt“.
Der Sage nach gründete der erste Inka Manco Capac, der Sohn der Sonne, mit seiner Mutter die Stadt. Zuvor soll die Gegend von Quechua-Indianern bewohnt gewesen sein. Die Entwicklung der Siedlung wird auf 1250 geschätzt.

Die ganze Stadt versprühte einen ganz besonderen Charme. Hippies verkauften selbst hergestellten Schmuck an jeder Ecke, die Aussicht auf die umliegenden Berge war fabelhaft, die Kirchen immens groß und wunderschön mit ihren prächtigen Glockentürmen, die Märkte waren bunt, es roch überall nach Essen und die Menschen lächelten um die Wette.

Mir fiel auf, dass an jeder Ecke ein Polizist stand und alles wilde Treiben der Stadt im Auge hatte.

Am Nachmittag aß ich am Straßenrand eine Hühnerbrühe mit Kartoffel und Fleischeinlage, denn es wurde bereits etwas kühler. Da ich mich noch mit der Brasilianerin verabredet hatte, kaufte ich in einem abgelegenen günstigen Supermarkt Wein und Cracker, sowie Oliven vom Markt. Ich war zwar todmüde, aber ich hatte auch Lust auf Gesellschaft und wollte gerne wissen, was sie heute so in Erfahrung gebracht hatte, was wir hier unternehmen könnten.

Wir trugen am Abend zusammen, was wir so in Erfahrung gebracht hatten. Etwas deprimierend war die Ausbeute, wenn ich ehrlich bin. In “ Cusco“ selbst kann man eigentlich nur die Stadt ohne das „boletto turitico“ besichtigen. Für die zahlreichen umliegenden Sehenswürdigkeiten benötigt man ein Tages- oder Mehrtagesticket, welches nicht einmal den Eintritt der Sehenswürdigkeit abdeckt, sondern nur die Erlaubnis, gewisse Dinge zu besichtigen. Da ein Tagesticket 20 Euro kostet, war das Ergebnis für mich klar. Der „Macchu Picchu“ würde schon so sehr meine Geldbörse plündern, dass ich nicht viel mehr investieren wollte.

Ich hatte lediglich herausgefunden, dass die „Salineras von Maras“ ohne dieses Ticket zu besichtigen sind. Alle anderen Inkastädte waren also gestrichen. Schade. Ich würde also morgen mit den Salineras starten und mal sehen was sich noch so ergibt. Peru ist groß, da wird sich noch einiges zum Zeitvertreib anbieten.

die härtesten fünf Kilometer meines Lebens…

Um halb vier klingelte der Wecker und wenn ich gewusst hätte, dass nun die härtesten fünf Kilometer meines Lebens beginnen, dann hätte ich die letzten fünf Minuten im Bett mehr genossen.

Ich setzte lediglich meine Kopfstirnlampe auf, putzte meine Zähne und lief los. Zu meiner Überraschung wartete Barbara vor der Tür auf mich. Eigentlich hatte sie geplant heute noch eine andere Route zu wandern und den Aufstieg erst einen Tag später zu machen, aber sie hatte so starke Schmerzen, dass sie es für gut empfand mich zu begleiten. Ich freute mich riesig.

Da die Gruppen erst eine halbe Stunde später starteten, genossen wir die Dunkelheit, die Ruhe, einfach alles, bis auf den Weg. Der Weg war von Anfang an steil. Mit dem Wort „steil“ kann ich gar nicht beschreiben, wie steil es war. Die Felsbrocken knackten unter den Füßen, rollten umher und ohne Kopfstirnlampe wäre ich schon auf den ersten Metern gefallen. Meine Blasen brannten in den Schuhen und die Luft war dünn. Da halfen auch die Cocabonbons nicht.

Nach einer halben Stunde stoppten wir -völlig außer Atem. Wir hatten nur einen halben Kilometer geschafft. Oh mein Gott! Wie sollte ich das schaffen? Es waren noch 4,5 Kilometer und 1000 Höhenmeter über!

Es half nichts. Wir rissen uns alle warmen Klamotten vom Leib, denn sie waren bereits klitschnass. Der Schweiß lief uns von der Stirn, obwohl es stockduster und eisigkalt war. Die Sterne funkelten uns entgegen, während wir nur dem Schein der Taschenlampe folgten. Der Blick nur auf den rutschigen Boden gerichtet.

Langsam sahen wir ein paar Taschenlampen am Fuß des Berges, die eine Lichterkette bildeten. Die sich den Berg hochschlängelnde Lichterschlange sah eigentlich ganz hübsch aus von hier oben. Schon jetzt war ich froh, früher gestartet zu sein, denn bei diesem Aufstieg werde ich mehr Pausen brauchen und bis an meine äußerste Grenze gehen. Das war klar.

Immer wenn ich dachte „Ich kann nicht mehr -meine Füße, meine Waden, mein Po- dachte ich daran, dass mein Bus auch ohne mich abfahren würde und das trieb mich an. Mehr oder weniger, denn bei diesem Tempo konnte man nicht von „treiben“ sprechen.

Die Sonne ging langsam hinter dem Berg auf und warf erst ein leichtes blaues Licht auf die Schlucht und später ein leicht oranges Licht. Es war wundervoll. Als es so hell war, dass ich die Oase von oben erkennen konnte, wollte ich nicht glauben, dass ich diese extreme Höhe in 1,5 Stunden zurückgelegt hatte.

Ein Blick auf die Karte zeigte mir- wir hatten gerade mal die Hälfte geschafft. In diesem Moment war der Körper an die Schmerzen gewöhnt und es war lediglich der Kopf der ständig schrie: „Ich will nicht mehr!“ „Warum mache ich das?“.

Den Kopf kann man ignorieren. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem der Körper so schwach ist, dass alles an einem zittert und man nicht mehr den einen Fuß vor den anderen setzen kann ohne zu stolpern. Ich stolperte über die Steine, ohne jegliche Koordination und wir machten eine Pause von 20 Minuten, um dem Körper ein wenig Fruchtzucker in Form von Obst zuzuführen. Ohne diese Pause wäre ich wahrscheinlich nicht mehr weit gekommen. Barbara machte mich darauf aufmerksam, dass trotz des bereits vorhandenen Tageslicht meine Stirnlampe noch immer brannte. Hatte ich gar nicht mehr bemerkt.

Ich erinnerte mich an den Aufstieg des Vulkans „Marapi“ in Sumatra, bei dem ich noch lange nicht dieses erschöpfte Level erreicht hatte, aber den Treck vor dem Ziel abbrach. Nur war dieser Trek viel höher, die Luft war dünner, ich musste definitiv ans Ende laufen und meine Schuhe waren damals deutlich angenehmer.

Es half alles nichts. Die Stimmen der Gruppen kamen immer näher. Irgendwann holten uns starke Holländer ein, die den Berg nur so hoch liefen. Ich staunte nicht schlecht. Klar sie waren groß und sie waren Männer, aber so schnell? Aber wo war der Rest der Gruppe? Nur Männer mit Laufschuhen? Da fehlten doch noch ein paar Mädels.

Naja, wir setzten unseren Treck fort und brauchten nun alle 100 Meter eine Pause. Ich rede mal wieder nicht von Höhenmetern. Die letzten zwei Kilometer zogen sich so in die Länge, das mir einmal bei dem Blick auf Maps.me die Tränen kamen. In 20 Minuten hatten wir 150 Meter geschafft. Und ich rede noch immer nicht von Höhenmetern. Wie kann das sein? Das ist doch nicht möglich.

Meine Schritte waren so klein, dass ich gar nicht das Gefühl hatte das ich mich bewege.

Als wir nur noch 500 Meter von uns hatten und 300 Höhenmeter hörten wir ein lautes Geschrei von hinten. Was war das? Hufgetrappel? Esel? Wo kommen die ganzen Esel her?

Ich fiel fast vom Glauben ab. Der Rest der Gruppe saß doch tatsächlich auf einem Esel. Sie hatten, wie ich später erfuhr, bereits gestern entschieden keinen Meter mehr zu laufen. Da dies wohl oft vorkommt, behüten die Bewohner der Oase 30 Esel und bieten den Eselsritt für 15 Euro an.

Mir taten die schwitzenden Tiere so unendlich leid und in mir kochte es. Wenn man sich zu so einem Treck, der bereits mit dem Schwierigkeitslevel „hart“ beschrieben wird, kann man doch nicht das Tier dafür leiden lassen, dass man zu schwach ist.

Ein älterer Mann hatte sich den Fuß angeknackst. Der hatte mein vollstes Verständnis, aber diese ganzen jungen Menschen waren mir ein Dorn im Auge. Sie mussten ihren Esel mit Peitsche und Gebrüll treiben. Unglaublich.

Die letzten 500 Meter kosteten meinen Körper eine weitere Stunde Kraft. Eine Stunde für 500 Meter. Unvorstellbar, oder?

Nach 3,5 Stunden kam ich den Tränen nahe oben an. Beim Betreten der Plattform war aber al der Schmerz vergessen. Ich war so stolz wie noch nie zuvor. Das Adrenalin strömte durch meinen Körper und während die Tränen nur so die Wangen herunterfielen, genoss ich die atemberaubende Aussicht. Ein paar Frauen verkauften Snacks auf der Plattform. Natürlich waren diese total überteuert. Was soll ich sagen, es war mir scheißegal. Ich wollte einen Snickers.

Die Frauen lächelten mich an, genau wissend, was ich gerade durchgemacht hatte. Der Snickers war der beste meines Lebens. Und die Pause auch.

Nach einer halben Stunde in der warmen Sonne ging es nun noch zwei Kilometer zurück in die Stadt. Ich hatte vergessen wie schön Laufen ohne Steigung ist. Es war wunderbar, auch wenn jeder Muskel an meinem Körper brannte.

Ich hatte noch eine Stunde, bis mein Rücktransport abfahren würde und Barbara und ich gingen einen Kaffee trinken. Hier trafen wir auch den Belgier von gestern wieder, der ebenfalls auf eigene Faust unterwegs war. Er fragte mich leidend, ob ich ihm ein paar Soles gegen Dollar tauschen könne, denn er wollte einfach nur etwas Essen. Ich hatte noch genug Soles und das war kein Problem. Er war glücklich. Wir verabredeten uns, um eventuell den „Machu Pichu“ in „Cusco“ zu besteigen, soweit wir zeitlich den selben Plan haben würden und tranken alle zusammen einen scheußlichen Instantkaffee. Ich kaufte mir noch ein paar Cracker und fand auch schon meine Gruppe von gestern, die soeben wieder ein absolut leckeres Frühstück hatten.

Der Guide teilte mich wieder der Gruppe zu und erklärte den Plan. Ich war also wieder einfach so in der Tourigruppe. Sehr schön.

Auf dem Rückweg lagen noch Aussichtspunkt, heiße Quellen und Lamadorf vor uns. Nicht schlecht, so eine heiße Quelle war genau das, was ich jetzt brauchte.

Ich schwang mich also in den Bus und ließ mich zum Aussichtspunkt fahren, wo es die Kaktusfrucht zum Probieren gab -der Geschmack einer sehr sauren Kiwi.

Danach ging es in die wunderbaren wirklich heißen Quellen mit fünf verschiedenen Temperaturen für eine ganze Stunde und danach gab es einen Stop zum Mittagsbuffet, welches ich mir für 10 Euro ersparte, denn mir war noch immer speiübel von der Anstrengung und dieses Touristenessen ist sowieso immer für die Tonne. Gestern gab es für die Gruppe Spagetti mit Tomatensauce. Sehr authentisch. Ich ging ins Restaurant nebenan, wo ich für 1,50 Euro leckeres Alpaka mit Gemüse und Reis aß. Ich war tiefenentspannt und genoss die Ruhe.

Letztendlich hatte ich zwar insgesamt nur 15 Euro mit meiner Tour auf eigene Faust gespart, jedoch war mein Erlebnis so viel schöner, denn mit Barbara habe ich mich auf einen Kaffee in Kolumbien verabredet, denn sie arbeitet dort in einem Café und ist bereits nächste Woche wieder Zuhause. Während der Autofahrt fand ich auch noch Anschluss zu einer Brasilianerin, die ebenfalls den Treck vom „Machu Pichu“ machen will. Alleine werde ich den auf jeden Fall nicht machen müssen.

Auf unserem Heimweg fuhren wir durch einen Nationalpark auf 6000 Meter Höhe und ich konnte es selbst kaum glauben, aber es schneite hier. Die Brasilianerin Julia fing an zu weinen, denn sie sah zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee. Ich bat den Fahrer kurz anzuhalten, um ihr zu ermöglichen den Schnee anzufassen und wies sie kurz in die Kunst der Schneeballschlacht ein. Der Rest des Busses, alles Europäer, stieg mit ein. In FlipFlops und Shirts machten wir eine Schneeballschlacht.

Am Nachmittag kam ich rechtzeitig in „Arequipa“ an, um mit Julia einen Nachtbus nach „Cusco“ für die selbe Nacht zu buchen, um endlich den lang ersehnten „Macchu Picchu“ zu besteigen. Wir trafen uns am Busbahnhof und fuhren zusammen durch die Nacht. Wir hatten wunderbare Gespräche, bei denen ich sehr viel über die Probleme in Brasilien erfuhr. Wir waren uns so sympathisch, dass sie bereits darüber nachdachte, wie sie auf dem schnellsten Weg nach Deutschland kommen kann, um mich zu besuchen.

Kondore über dem Kopf…

Um halb drei klingelte mein Wecker, um drei Uhr stand ich verschlafen an der Rezeption und wurde natürlich erst um halb vier abgeholt. Ich hatte nichts anderes erwartet.

Es ging vier Stunden mit dem Minivan zum „Colca Canyon“. Was ich erst während der Fahrt erfuhr war, dass ich die einzige im Bus war, die keine Tour gebucht hatte. Da aber kein anderer den selben Plan hatte wie ich, stopften sie mich einfach zu der Tour dazu. Im ersten Moment dachte ich „Na Klasse!“

Als der Minivan an einem Restaurant stoppte, damit die Meute was zu futtern bekam, wartete ich am Van, denn mein Frühstück hätte ich ja zahlen müssen und morgens um sieben Uhr verspürte ich absolut keine Lust auf trockenes Brot mit Marmelade und Zuckersaft aus dem Paket. Ich dachte nur: „So ein Müll, jetzt muss ich alles mit der Gruppe machen, aber irgendwie auch nicht, wenn ich nicht bezahle?!“

Bezahlen mussten wir aber alle den Nationalparkeintritt von 12 Euro. Egal ob Tour oder nicht.

Als wir dann jedoch einen Umweg fuhren, um das „Valle del Colca“ zu sehen, freute ich mich riesig. Das hätte ich im Normalfall nämlich gar nicht gesehen.

Es war gigantisch! Direkt flog ein riesiger Kondor über mich hinweg. Er gleitete so schnell, dass ich kaum mit der Kamera folgen konnte. Seine Flügel, seine Feder und sein Körper waren so riesig dass ich es gar nicht fassen konnte! Auf einem Felsvorsorung in der tiefen Schlucht saßen zwei weitere Exemplare.

Zudem waren die Pflanzen die hier wuchsen gigantisch. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Als ich wieder zurück zum Van lief, flog ein kleiner grüner Kolibri an mir vorbei.

Auf dem Weg verkauften Frauen Cocabonbons, mit denen ich mich eindeckte, denn ich war mal wieder weit über dreitausend Meter hoch und meine Katerstimmung stellte sich wieder im Kopf ein. Tatsächlich, als ich schon dachte ich sei verrückt, wird im Netz die Höhenkrankheit mit Katerstimmung beschrieben. So lange ich nicht halluziniere oder mich ständig übergebe, scheint aber alles gut zu sein.

Ein paar Kuschelsocken aus Alpakawolle kaufte ich der Dame auch noch für einen Euro ab, denn ich schlotterte ein wenig. Ob es die Müdigkeit oder die nicht erwartete Kälte war, weiß ich nicht.

Es ging im Van weiter zum Startpunkt „San Jose“. Hier stieg die ganze Truppe aus und hörte dem Gefasel des Guides zu. Ich nutze die Chance um mich mit einem Vorsprung aus dem Staub zu machen. Schnell fand ich den Weg und lief immer geradeaus und abwärts. Der erste Teil der Strecke bestand nämlich darin, 1000 Höhenmeter in sechs Kilometern abwärts zu laufen. Der Anfang ging flott, ich fand meinen Rhythmus, die Schlucht war atemberauben schön, die Sonne brannte bereits und ich musste heulen.

Ja, einmal weil es schön war, zum anderen viel mir gerade einfach auf, wie sehr ich meinen Rucksackjungen vermisse. Warum mir das gerade jetzt auffiel, liegt wohl an den zahlreichen wunderschönen und harten Trecks, die wir letztes Jahr zusammen gemeistert haben. Mir fehlte das ständige Rumgenörgel, dass ich zu langsam bin, das genervte Seufzen, wenn ich ein Foto von mir haben möchte und das Gejammer, dass es so verdammt heiß ist und die Sonnencreme ganz unten im Rucksack ist und sowieso nervt, weil sie klebt.

Es tat gut, all den Kummer herauszulassen, denn außer mir war hier eh keiner in dieser riesigen Schlucht. Immer weiter abwärts fand ich ein kleines Picknickhäuschen, indem ich mir mein Frühstück zubereitete. Es gab Apfel, Banane, Kaki und Mandarine mit Naturjogurt, Amarant, Quinoa und Haferflocken. Mein absoluter Favorit. Dazu noch ein paar Cocabonbons, denn auf der Packung stand vitalisierend.

Vitalisert ging es weiter, denn eine andere Gruppe kam an meinem schönen Platz an, an dem ich die Augen schließen, dem Fluss lauschen und entspannen konnte. Die zwanzig Mann lärmten so herum, dass ich mich schnell aus dem Staub machte.

Ein wenig weiter traf ich ein Mädel, das ebenfalls am Hang saß und die Ruhe genoss. Sie lächelte mich an und ich sagte ihr, wenn sie Abstand von der Gruppe haben wollte, sollte sie sich schnell aus dem Staub machen. Sie sprang sofort auf und lief mit mir mit.

Barbara aus Kolumbien, ja komischer Name dafür ich weiß, lief den ganzen Tag mit mir zusammen und wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen. Sie sprach kein Englisch -perfekt um mein Spanisch zu verbessern- lief genau mein Tempo und es gab Phasen, wo jeder schweigend für sich lief. Sehr angenehme Gesellschaft.

Wir liefen immer weiter abwärts, bis wir an eine Brücke kamen. Drei Stunden abwärts laufen hört sich vielleicht easy an, aber meine Beine zitterten bereits jetzt und alles an mir schmerzte. Da der Untergrund nur aus Geröll bestand, war es eine ziemlich rutschige Angelegenheit für drei Stunden.

An der Brücke überquerten wir den Fluss und machten eine kurze Pause im Schatten, denn nun würde es 500 Höhenmeter bergauf gehen. Als wir die lauten Stimmen von weiter weg hörten, machten wir uns wieder auf den Weg. Kurz bevor wir abbiegen wollten, fragte eine ältere Peruanerin, ob wir alleine unterwegs seien. Ja, wieso?

Dann würde sie uns einen geheimen Tipp geben. Der Weg in die andere Richtung sei zwar etwas anstrengender, aber dafür bezaubernd. Wir sahen unsere Chance, die Gruppen komplett hinter uns zu lassen und folgten ihrem Tipp.

Nicht nur, dass wir auf dem Weg Esel trafen, die mit sich selbst und dem Gepäck auf dem Rücken spazieren gingen, wir hatten auch Schatten und eine wunderbare Aussicht. Da hier kein Weg ausgeschildert war, verliefen wir uns kurz. Das merkten wir daran, dass wir mitten in einer Eselsweide standen. Wir fragten ein paar Einheimische nach dem Weg und waren schnell wieder auf Kurs.

Ein kurzer Check auf der Karte sagte uns, dass wir die Hälfte geschafft hatten. Erst die Hälfte?Uff! Mir brannte bereits jeder Muskel nach dem steilen Aufstieg. Zudem bekam ich bereits Blasen in meinen neuen Wanderschuhen, ohne die ich die Tour jedoch nicht heil überlebt hätte. Durch meine alten Schuhe hätte sich hier jeder Felsblock gebohrt. Ganz abgesehen von den Löchern, die in den Schuhen waren.

Ich hatte ein paar Pflaster dabei und beklebte meine Füße bevor es weiter ging. Oben angekommen befand sich ein kleiner Kiosk, an dem wir uns mit Wasser eindecken konnten. Der Besitzer unterhielt sich freudig mit uns, denn gruppenlose Menschen die Zeit hatten, bekam er nicht oft zu Gesicht.

Das laute Quicken im Hintergrund seines Hofes kam mir irgendwie bekannt vor. Als ich fragte, was das sei, fragte er, ob ich ein Meerschweinchen essen möchte. Das wäre nämlich seine Meerschweinzucht und das sei die Delikatesse von Peru. Ich lehnte dankend ab und nicht nur weil diese zuckersüßen, moppeligen Meerschweine einfach zu niedlich waren, sondern auch weil ich wirklich absolut keinen Appetit hatte. Der Treck war wirklich kräftezehrend, die Sonne brannte ohne Erbarmen und ging in die Vollen.

Weiter ging es durch die Dörfer ohne jegliche Steigung. Wohltuend für jedes Körperteil, bis auf die Blasen an den Füßen- sie bluteten bereits. Da hieß es nur: Zähne zusammenbeißen, jeder Schuh muss einmal eingelaufen werden.

Nach 18 Kilometern sahen wir langsam das Ende nahen. Es ging wieder steil bergab. 500 Höhenmeter. Nun sahen wir jedoch bereits unser Ziel. Die Oase. Und es war wirklich eine Oase. Ich ignorierte mein pochendes Knie welches schrie: Ich kann nicht mehr bergab laufen! und so auch meine Hüfte und lief auf die grüne Oase zu. Ein wundervoller Wasserfall sprang aus der Felswand und ließ alles in einem saftigen grün erblühen. Man sah bereits von Weitem das Naturschwimmbecken der Oase und mich konnte nichts mehr aufhalten. Ich rannte förmlich.

Gerade angekommen, zog ich sofort meine Schuhe aus und ließ mich aufs Gras fallen. Barbara pflückte eine Frucht vom Baum, die ich nicht kannte und gab sie mir zu essen. Schmeckte nach Kiwi, sah aber aus wie Pfirsich. Lecker.

Da kam auch schon eine Frau auf uns zu, die uns eine Unterkunft anbot. Schmatzend stimmten wir den 3,50 Euro zu, denn der Pool war inklusive. Wir hüpften in unseren Bikini und nahmen das wohl schönste Bad mit Bergblick was man sich vorstellen kann. Es war unglaublich.

Der Himmel zog sich zu und es fing an zu donnern. Wir duschten uns noch heiß ab, zogen unsere warme Kleidung an und setzten uns in den Garten. Hier packte ich mein Essen aus, welches ich mir zuvor in „Arequipa“ gekauft hatte. Einen Kartoffelsalat und einen grünen Salat, sowie einen Quinoariegel. Ein Genuss nach so einer Wanderung.

Ganze zwei Stunden später kam die keuchende Gruppe an. Der Guide fragte mich, wie lange ich schon hier wäre und staunte bei meiner Antwort. „You are a hiker!“ rief er und alle anderen zogen eine Flunsch.

Da es auch kurz darauf zu Regnen begann, krümelte ich mich in das Bett, welches aus Steinen gemauert in einer großen Hütte stand. Darauf lag eine dünne Matratze und zwei Filzdecken. Ich war froh, mein Essen mitgebracht zu haben, denn Barbara musste ganze vier Stunden warten, um etwas zu essen. Die zwei Restaurants öffnen nur für die Gruppen und die essen um 19 Uhr. Da schlief ich schon längst, denn am Morgen sollte es um 4 Uhr weiter gehen. Die 1200 Höhenmeter auf fünf Kilometer verteilt wollte ich schließlich nicht in der brennenden Sonne wieder hoch klettern. Dummerweise sah ich den Weg bereits heute in den Berg eingemeißelt und wusste, dass der Weg heute ein Zuckerschlecken war dagegen. Mein Rücktransport ist für 9 Uhr morgens bereits gebucht und mit Glück kann ich mit einer anderen Tour auch noch zu den heißen Quellen.

Mitten in der Nacht schrie Barbara auf, denn der Regen, der so schön einschläfernd auf unser Dach prasselte, hatte unser ganzes Häuschen überschwemmt. Alle Sachen, die auf dem Boden lagen, waren nass. Gut, dass ich das Meiste meines Gepäcks am Körper hatte. Der Rest war hoffnungslos nass.

die Horrornacht nimmt noch ein gutes Ende…

Mitten in der Nacht kann man ja nicht sagen, aber kurz nachdem ich eingeschlafen bin, wachte ich geschockt auf. Stimmen schrien laut durch mein Zimmer und es blendete mich.

Es war der Fernseher, der nach dem Stromausfall wohl wieder angesprungen war.

Zwei Stunden später weckten mich um acht Uhr Baumaschinen und ich entschied, dass meine Nacht beendet war. Die Sonne war aufgegangen und auf der Straße wuselte das Leben. Als ich das Zimmer so im Hellen sah, rannte ich lieber schnell auf die sauberere Straße.

Als ich im Hostel ankam, informierte ich mich direkt über die Trekkingtour, wegen der ich hergekommen war. Ich hatte ein Trekking im „Colca Canyon“ geplant, welches der zweittiefste Canyon der Welt ist. Mit Glück ist es möglich hier Kondore zu sichten.

Ich wollte die Tour auf eigene Faust machen und holte mir alle Infos, die ich dafür brauchte. Ich buchte lediglich den Transport nach „Cabanaconde“ dem Ausgangsort und wieder zurück, denn der Ort liegt ganze fünf Stunden entfernt.

Was mir irgendwie nicht wirklich zusagte war, dass der Transport deshalb um 3 Uhr morgens startet, aber gut, schlafen kann man ja, wenn man tot ist.

Da ich morgens das inkludierte Frühstück nicht in Anspruch nehmen konnte, fragte ich ob es möglich wäre, heute noch zu Frühstücken. Das war kein Problem und ich freute mich über einen Kaffee und Müsli.

Da ich erst am Mittag einchecken konnte, vertrieb ich mir meine Zeit in der Stadt. Richtig genießen konnte ich das kleine Städtchen nicht, weil ich einfach todmüde war, aber nach drei Stunden hatte ich mir ein gutes Bild von meiner ersten peruanischen Stadt „Arequipa“ gemacht. Was auffällt ist, dass hier mehr Menschen auf der Straße unterwegs sind, die Gebäude vor Inkaverzierungen nur so protzen und dass die Hutmode hier eher an Cuba erinnert. Die Einwohner sind weniger traditionell gekleidet und etwas zurückhaltender. Alles in allem nett.

Da ich morgen fit sein musste, kaufte ich noch ein wenig Essen auf dem großen Zentralmarkt ein, packte meinen Rucksack und ging ins Bett.

Um 13 Uhr konnte ich nämlich mein Doppelzimmer mit eigenem Bad beziehen, obwohl ich für 4 Euro die Nacht ein Sechserzimmer gebucht hatte. Das war wohl mein Karma der letzten zwei Tage.

Da ich nur einen kleinen Rucksack dabei habe, versuchte ich nur das Nötigste einzupacken und das Essen in eine selbst gebastelte Tasche zu stecken. Es war der Deckel meines großen Rucksacks, der an Bädern am kleinen Rucksack hing. Das Essen ist ja schließlich eh fix weg, denn der Treck würde laut Erfahrungsberichten hart werden. Wasser und Snacks würde man beim Wandern durch kleine Dörfer kaufen können.

Vorm Schlafen las ich mir noch ein paar Reiseblogs durch, von denen allerdings alle Verfasser die komplette Tour gebucht hatten und nicht wie ich, nur den Transport. Mir kamen kurz Zweifel, ob ich eine Unterkunft finden würde, ob mein Fitnesslevel noch angemessen ist, ob ich genug Essen hatte und ob es im Canyon richtig kalt werden würde.

Die Zweifel ließen sich nicht klären, ich schlief ein und hoffte darauf, dass sich morgen alles fügen würde. Ich wusste nur, dass ich wirklich Lust hatte, den Weg alleine zu bezwingen und ein wenig für mich zu sein. Ich hatte das Verlangen nach Ruhe, Natur und danach, meine Gedanken im Kopf zu ordnen, was nun mal nur geht, wenn man sich selbst überlassen ist.

schlechter Start in Peru…

Heute war der Tag des Abschieds gekommen. Unsere Wege trennen sich nun, denn ich mache mich auf dem schnellsten Weg nach Peru und Daniela macht sich langsam auf den Heimweg.

Wir frühstückten ein letztes Mal, bis Daniela mit dem Taxi zum Airport fuhr. Ich hatte noch den ganzen Tag Zeit, denn mein Nachtbus nach „La Paz“ ging erst am Abend. Ich nutzte die Zeit um meine Perupläne niederzuschreiben um später nicht in Zeitnot zu kommen, denn es stehen einige mehrtägige Trecks auf dem Programm in Peru, die ordentlich Zeit schlucken werden.

Rechtzeitig schnappte ich mir abends meinen Rucksack und lief zum Busterminal. Ich ließ mein Ticket checken und setzte mich an besagtes Terminal. Hier kam aber irgendwie kein Bus und es war bereits eine viertel Stunde vor Abfahrt. Eigentlich wurde das Gepäck immer rechtzeitig vorher eingeladen…

Ich fragte mich durch und landete auf einmal auf dem Abstellplatz und da stand dann auch mein Bus. Gut, dass ich dann nochmal gefragt habe, sonst wäre der Bus wohl ohne mich gefahren. Im Bus hatte ich einen netten älteren Bolivianer neben mir, der mich ganze drei Stunden unterhielt. Er auf Englisch und ich auf Spanisch, so hatten wir beide die Möglichkeit unsere Sprachkenntnisse aufzubessern. Wir redeten über Gott und die Welt und die Zeit verging wie im Flug. An einem Stop fragte ich ihn, ob man hier wohl auf Toilette könne und er sprang sofort zum Busfahrer und befahl ihm auf mich zu warten. Als ich zurück kam und müde war, fragte er mich höflich, ob ich gerne schlafen würde. Ich bejahte dies und war somit nicht in der Situation ihn irgendwie abwürgen zu müssen. Sehr angenehm.

An Schlafen war leider nicht zu denken. Der Busfahrer fuhr ein Rennen mit der Nacht und ich flog in meinem Sitz durch die Gegend. Hinzu kam, dass „La Paz“ wieder deutlich höher liegt als „Sucre“ und die Temperaturen sanken von Minute zu Minute.
Meine Füße waren bereits Eisklötze und meine Nase nicht mehr zu spüren. Der Bolivianer bot mir an, mit unter seiner Thermodecke zu liegen, aber nach meiner Erfahrung letzter Woche fror ich da dann doch lieber, auch wenn er sehr nett war. Man weiß ja nie.

Er fragte mich kurz bevor er einschlief noch, warum ich den Platz in der ersten Reihe oben gewählt hatte. Dies ist eigentlich mein Lieblingsplatz im Doppeldecker. „Beinfreiheit und super Sicht“, sagte ich. Er zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass Bolivianer den Platz nie freiwillig wählen würden, denn bei einem Unfall sei man ja definitiv tot.

Danach konnte ich dann wirklich nicht mehr schlafen bei dem Bleifuß auf dem Gaspedal.

Nachts um 5 Uhr kamen wir im eisig kalten „La Paz“ an. Da ich eigentlich nur Schauergeschichten von der inoffiziellen Hauptstadt gehört habe, die von Kriminalität, Angst und Dreck nichts positives zu bieten hatten, ersparte ich mir den Besuch der Stadt und wollte direkt nach „Copacabana“ am Titikakasee weiterfahren, denn hier befindet sich einer der Grenzübergänge nach Peru.

Problem war nur, dass nicht wie angekündigt gaaanz viele Busse direkt nach „Copacabana“ weiterfuhren, sondern erst zwei Stunden später. Der Busbahnhof war offen und nicht geschlossen und ich fror zwei Stunden vor mich hin im dunklen und unheimlichen „La Paz“.

Als ich endlich in den, leider ebenfalls kalten Bus, einsteigen konnte fielen mir einfach die Augen zu. Die Fahrt sollte weitere vier Stunden dauern.

Nach einiger Zeit wurde ich aufgeweckt. Ich war verwirrt. Alle verließen den Bus, wir standen an einem See, die Straße endete ohne Brücke über den See und alle liefen zu einem Floß. Nach kurzer Zeit verstand ich -wir mussten übers Wasser. Dafür musste ich noch ein Ticket für die obligatorischen zwei Bolivianos kaufen und setzte mich noch immer frierend zu den anderen auf das klapprige Motorboot. Unser Bus fuhr währenddessen auf ein Holzfloß und setzte ebenfalls über.

Auf der anderen Seite angekommen konnten wir dann wieder in den Bus einsteigen und die Fahrt fortsetzen.

Nach kurzer Zeit bemerkten Fahrgäste, dass zwei andere Fahrgäste fehlten. Die einzigen weiteren Touristen hatten sich wohl auf das falsche Floß versteift und warteten auf den falschen grünen Bus. Keuchend kamen sie um die Ecke gerannt und waren heil froh, denn unser Gepäck hatten wir im Bus gelassen.

Den Rest der Fahrt genoss ich die wunderschöne Aussicht aus dem Fenster. Der Titikakasee lag eingebettet in einer traumhaften Berglandschaft und die Wolken hingen dicht über dem Wasser. Ich befand mich schließlich wieder auf 3900 Höhenmetern.

Total erledigt kam ich in „Copacabana“ an und sah schon bei der Ankunft, dass ich eigentlich nur wieder weg wollte. So einen unschönen Fleck hatte ich in Bolivien gar nicht erwartet. Bar reihte sich an Bar, Restaurant an Restaurant, europäische Charts dröhnten aus den Lautsprechern und Animateure versuchten einen zum Kauf anzuregen oder warben bereits morgens für die Happy hour. Nachdem es die letzten zwei Wochen so wunderbar untouristisch war, war das ein richtiger Schock.

Als ich auf dem Weg zum Hostel sah, dass mein Anschlussbus nach Peru nur abends und nicht wie geplant am nächsten Morgen fahren würde, war mir klar, da hatte ich wohl zu voreilig ein Hostel gebucht. Da die Hostels hier so teuer waren, hatte ich Angst hier anzukommen, ohne zuvor zu buchen und etwas Teures nehmen zu müssen. Naja, nun hab ich teuer für umsonst.

Ich lief erst einmal deprimiert ins Hostel, einchecken konnte ich eh noch nicht. Ich versuchte mit dem Hostelbesitzer zu verhandeln, ob man meine Buchung noch rückgängig machen könnte, wenn ich lediglich die Dusche und die Hängematte nutzen würde, denn schlafen musste ich definitiv. Er war bereit mit dem Preis hinunter zu gehen, jedoch ganz stornieren konnte ich die Übernachtung nicht. Ich legte mich also ein wenig in die Hängematte zum dösen -diesen Ort wollte ich definitiv nicht weiter erkunden.

Wenig später ging ich jedoch ins Zentrum, um das Busticket für 6 Uhr abends zu kaufen. Da ich nicht mehr genügend Bargeld hatte, wollte ich lediglich den Betrag für das Ticket abheben, um keine Umstauschgebühren in Peru zu haben.

Da spielte der Automat aber natürlich nicht mit. Wieder stand ich ratlos auf der Straße. Da kam auf einmal jemand von hinten angerannt und begrüßte mich. Es war Maria aus „Sucre“. Sie hatte soeben das selbe Problem wie ich, denn auch für sie sollte es nach Peru gehen. Sie hatte aber bereits die hohe Mindestsumme abgehoben. Schnell tauschten wir Kontodaten aus und teilten uns das Geld, denn es reichte genau für zwei Tickets. Wunderbar.

Da sie den Bus bereits eine Stunde früher nahm, verabredeten wir uns in Peru und ich lief zurück ins Hostel.

Ein weiteres Problem war gelöst, es folgte jedoch das nächste. Das Hostel hatte gerade heute kein Wlan. Da ich wieder nachts in Peru ankommen würde, wollte ich schon gerne ein Hostel buchen und nicht wieder blind durch die Nacht fahren.

Da ich kein Geld mehr hatte, weil alles fürs Ticket und die Hostelübernachtung drauf ging, ernährte ich mich den ganzen Tag von meinem Geburtstagsgeschenk -den Nüssen und Maiskernen- und kochte mir Wasser zum trinken ab. Musste reichen.

Eine Stunde vor Abfahrt quälte ich mich also in eines dieser ätzenden Restaurants, um meine letzten zehn Bolivianos für ein Wasser zu zahlen, um irgendwie Wlan zu haben. Das hätte ich mir sparen können, denn es war so langsam, dass ich kaum etwas damit anfangen konnte.

Im warmen Bus ging es ganz ohne Probleme über die Grenze. Zu Fuß holte ich mir meine Stempel ab und lief durch das Tor, wo ich mit dem Schriftzug Peru begrüßt wurde. Ich bekam sogar meinen bolivianischen Ausreisestempel, obwohl der Einreisestempel ja nur auf ein Papier gestempelt wurde.

In „Puno“ musste ich kurz umsteigen und es ging fünf Stunden weiter. Alles problemlos. Ein Taxifahrer bot mir eine Fahrt für 3 Euro in die Stadt an, die ich für unumgänglich hielt, denn es war erst drei Uhr nachts.

Dann wiederholte sich leider die Nacht, die mir von Bolivien noch immer negativ im Kopf schwirrt. Das Hostel öffnete nicht, obwohl ich extra eine Reservierung gemacht habe und extra eine E-mail geschrieben habe, dass ich in der Nacht ankomme. Von einer 24 Stunden Rezeption war hier nichts zu sehen.

Diesmal war der Taxifahrer zwar aufmerksamer, denn er wartete und fuhr mich zu zwei anderen Unterkünften, jedoch hatte von denen keiner ein Bett frei und wollte mich auch nicht zwei Stunden in Sicherheit warten lassen. Der Dritte bot mir ein Bett für 20 Soles, also 5 Euro und ich lud mein Gepäck aus. Als mein Taxifahrer wegfuhr, nannte er mir den dreifachen Preis für das Zimmer und diskutierte eine Stunde mit mir herum, er hätte gesagt, dass der Taxifahrer noch warten soll, weil er das erst abklären müsse.

Jetzt stand ich wie doof da, es war bereits 4 Uhr und schon weil mich der Typ komplett hintergangen hatte, wollte ich den Preis nicht zahlen. Ich setzte mich auf meinen Rucksack in den Hauseingang und ignorierte sein Gerede einfach, denn den peruanischen Akzent verstehe ich eh noch nicht.

Er wollte, dass ich vor seiner Tür verschwinde, ich sagte ihm, dass er dann nicht meinen Taxifahrer anlügen hätte sollen, der nun weg war. In der Nacht laufe ich ganz bestimmt nicht alleine in Peru auf der Straße…

Nach einer Stunde kam er wieder und ein peruanisches Pärchen verließ das Hostel. Er sagte, ich könne nun das genutzte Zimmer für 5 Euro bis um 10 Uhr haben. An dem Punkt war mir alles egal. Ich wollte nur in einen Raum mit Tür. Ich nahm das benutzte Bett, legte meine Kuscheldecke darauf und schlief sofort ein, denn Licht hatte das Zimmer eh nicht.

(Nachtrag 2018: Dies war wohl die einzige Situation in der ganzen Zeit, in der ich wirklich Angst hatte.)

Choliiiitas…

Zum Abschluss von Bolivien hatte ich dann auch nochmal Zeit in der Hängematte den Grund dieser wunderschönen und außergewöhnlichen Tracht der Bolivianerin zu recherchieren.

Als Cholitas – abgeleitet von „cholo“ – werden indigene Frauen in Bolivien und Peru bezeichnet, die sich nach einer in den 1920er Jahren aus Europa nach Südamerika importierten Mode mit ursprünglich für Männer entworfenen Hüten kleiden. Die Kleidung der Cholitas besteht aus der Pollera (einem Überrock), bis zu 10 Unterröcken, dem Schultertuch und dem typischen Hut. Meist erscheinen Cholas durch die vielen Lagen an Kleidung rundlich bis übergewichtig.

Ein Cholita-Rock besteht aus 6–8 Metern Stoff und wird mit 4–5 Centros (Unterröcken) getragen; sie sind allerdings nicht von indigener Herkunft, sondern wurden von spanischen Kolonialherren eingeführt. Der Schmuck kann sehr teuer werden, besonders modern ist es gerade, sich als Cholita Goldzähne machen zu lassen. Der Schal nennt sich Manta. Anders als heute war der ursprüngliche Cholita-Hut im 19. Jahrhundert der Hut einer spanischen Frau; erst um 1920 kam der Wandel zum heutigen, männlichen Huttyp: Ein italienischer Huthersteller hatte versehentlich eine große Lieferung von Herrenhüten im Bowler- oder Melonestil nach Bolivien exportiert. Bei Männern fanden die Exponate allerdings keinen Anklang, und so begann die Importfirma sie statt dessen an arme Frauen zu vermarkten, die Melonen wurden als jüngste italienische Frauenmode angepriesen. Somit begann die bis heute andauernde Tradition.

Ich bin gespannt ob ich in Peru Unterschiede erkennen werde….

ein Geburtstag mal anders…

Heute war mein Geburtstag. Der zweite Geburtstag in Folge, ohne dass ich mich in Deutschland befinde. Diesmal war der Geburtstag aber zum ersten Mal ein Geburtstag ohne jegliches Familienmitglied.

Ob ich Heimweh hatte, oder traurig war, wurde ich öfter gefragt und ich muss definitiv sagen „Nein!“

Mein Geburtstag war für diese Umstände einfach perfekt.

Nachdem ich relativ lange geschlafen habe um den Alkohol der letzten Nacht abzubauen, legte ich mich in die Hängematte, genoß meinen Kaffee und mein Quinoamüsli mit Früchten, hörte meine Lieblingsmusik und ließ es mir gut gehen. Da um Mitternacht bereits alle für mich gesungen hatten, war der Überraschungsmoment bereits abgearbeitet und ich telefonierte ein wenig mit der Familie.

Als Daniela mit der lieben Hostelbekanntschaft Sina aus Berlin für eine Stunde verschwand, um die „Wäsche abzugeben“, war mir bewusst, dass der Überraschungsmoment wohl noch nicht ganz abgearbeitet war, denn die Wäscherei lag nur ganze drei Gehminuten entfernt.

Klamm heimlich schlichen sich die beiden wieder ins Zimmer und kamen wenig später mit bunten Geschenken, die sie selbst bemalt hatten, einem Stück Kuchen mit Kerze und Gesang aus der Tür.

Daniela hat sich sehr viel Mühe gegeben, mir meinen Geburtstag mit Kleinigkeiten zu versüßen. Nicht nur der Kuchen von der Straßenecke, sondern auch Nüsse bekam ich in selbst gemalten Geschenkpapier geschenkt, denn die gönne ich mir nie. Viel zu teuer sind so leckere Nüsse immer…

Jetzt habe ich Nüsse im Vorrat. Das hat mich wirklich sehr glücklich gemacht. Ich teilte das Kuchenstück in mehrere Stücke und wir genossen den köstlichen Geburtstagskuchen.

Am Nachmittag gingen wir zur Feier des Tages noch richtig gut essen und ich denke die Bilder sagen alles. Es war köstlich und letztendlich gar nicht soooo teuer…

Nie hätte ich gedacht, dass es auch alleine so schön sein kann an meinem Geburtstag und ich mich einfach an ein wenig Entspannung und gutem Essen erfreuen kann.

wir machen dann mal was…

Wir konnten uns heute aufraffen einen Tagesausflug zu starten. Wenn wir vorher gewusst hätten, wie viel Nerven wir bräuchten um ins 60 Kilometer entfernte „Tarabuco“ zu kommen, um den traditionellen indigenen Markt zu bestaunen, wären wir aber wohl in unserer Hängematte geblieben.

Wir genossen in Ruhe unser Frühstück, die Fahrt sollte nur eine Stunde dauern und der Markt sollte bis 15 Uhr geöffnet sein. Wir hatten also nicht so wirklich die Zeit im Nacken. Dachten wir zumindest.

Wir liefen zum „Mercado Central“, denn hier fuhren die meisten Busse ab und hier würden wir schon einen richtigen Bus erwischen. Wir hätten es uns natürlich auch einfach machen können und eine Tour zum Markt buchen können, die für den doppelten Preis lediglich den Transport beinhaltet. Da waren wir aber natürlich nicht für zu begeistern.

Ein netter Mann an der Straße half uns auch direkt weiter und zeigte uns den richtigen Bus. Der Busfahrer bejahte unseren Zielort, als wir ihn nannten und kassierte ein paar Cent. Wir fuhren durch eine schöne Berglandschaft und der Bus leerte sich nach und nach. Irgendwann waren nur noch wir im Bus und der Bus stoppte auf einer Schotterpiste am Straßenrand. Der Busfahrer warf uns aus dem Bus und wir fragten verwirrt, wo wir denn jetzt seien. Er wiederum fragte uns, wo wir denn hin wollten.

Wie jetzt? Das hatten wir doch gesagt?!

Ja da seien wir hier falsch.

Achso und nun? Eine Antwort darauf hatte der Busfahrer nicht und fuhr weg. Er murmelte irgendetwas von Nummer 25 auf der anderen Seite.

Wir wechselten also die Straßenseite, stoppten besagten Bus, jedoch fuhr dieser auf gar keinen Fall nach „Tarabuco“. Ein wenig hilflos standen wir in der Gegend herum und sahen um 11 Uhr die Zeit bereits davon laufen.

Eine Frau sagte uns, wir müssten ein Truffi stoppen, jedoch waren diese alle gerammelt voll. Ein paar andere Helfer sagten, wir sollten zurück in die Stadt fahren, um dort in den richtigen Bus zu steigen.

Wir fuhren also wieder eine Stunde zurück.

Wieder in der Stadt angekommen, steckten wir im Stau und fragten den Busfahrer, der bereits wusste welches unser Ziel war, wann wir denn aussteigen müssten um den Bus zu wechseln, auch wenn wir uns extra in die erste Reihe gesetzt hatten, um sein Zeichen zum Aussteigen nicht zu übersehen.

Wir seien schon lange an der Stelle zum Umsteigen vorbei gefahren, meckerte er. Ah danke…

Wir sprangen aus dem Bus und machten uns zu Fuß auf den Weg zurück zum Busterminal.

Hier bekamen wir die Information, dass der Bus zu unserem Ziel hier gar nicht abfahren würde. Wir waren geladen, traurig und enttäuscht, denn eigentlich hatten wir nie Probleme, den richtigen Bus und gute Auskunft zu bekommen.

Wir fanden dann immerhin den richtigen Bus zu dem Stand, an dem die Truffis zu unserem Ziel abfahren sollten. Es war bereits kurz nach 12 Uhr. Das Truffi war leer und das würde bedeuten, dass wir noch eine ganze Weile warten müssten, bis es endlich abfahren würde. Wir rechneten nicht mehr mit der rechtzeitigen Ankunft und waren etwas niedergeschlagen.

Als ich uns Trostkekse am Kiosk holte, sprach mich eine Frau an, ob wir zum Markt nach „Tarabuco“ wollen würden. Sie würde jetzt mit ihrer Familie dorthin fahren und uns für einen kleinen Obolus mitnehmen.

Ich pfiff Daniela fix aus dem Truffi heraus und wir liefen zu ihrem Auto. Um kurz nach 13 Uhr erreichten wir den Markt noch gerade rechtzeitig, um zwei Stunden hier entlang zu schlendern und das indigenen Treiben zu begutachten.

Der Markt war zwar nicht allzu besonders, denn es gab nichts, was es in der Stadt nicht auch gab, aber trotzdem fanden wir ein paar schöne Sachen.

Die Rückfahrt lief problemlos ab und am Abend aßen wir wieder alle zusammen im Hostel.

Es gab um 22:30 Uhr Ofengemüse, Braten, Applecrumble und Wein. Lecker.

abhängen in „Sucre“…

Die Ankunft in der Hauptstadt „Sucre“ verlief wie am Schnürchen und wir checkten morgens um 6 Uhr direkt in unser gewünschtes Hostel ein. Es war der selbe Besitzer wie auch in „Tarija“, der hier vor nur ein paar Monaten ein neues Hostel eröffnet hatte. Das Hostel war wundervoll mit seinen bunten Hängematten im Innenhof, einem Baum der Schatten spendet, großen und sauberen Badezimmern und vielen tollen Menschen. Als wenn das nicht alles schon genug wäre, bekamen wir das Hostel für fünf Nächte zu einem Promotionpreis, denn gute Bewertungen und glückliche Gäste sind ja wichtig für den Start des Hostels.

Hier ließ es sich wunderbar aushalten, oder besser gesagt abhängen. Die letzten Tage haben wir eigentlich nichts gemacht, außer für ein paar Besorgungen durch die wunderschöne Stadt zu schlendern. Eine absolute Traumstadt, die zum Verweilen und Bummeln einlädt. Die weißen Häuser von „Sucre“ sind das Markenzeichen der Kolonialstadt, welche an jeder Ecke ihrem Charme versprüht.

Auch hier ist das Hostelpersonal wieder fleißig am Kochen, um sich etwas mit dem Verkauf des Essens dazu zu verdienen. So konnte ich den einen Abend beim Empanadasherstellen zuschauen und sie natürlich auch verköstigen und den anderen Abend aßen wir alle selbstgemachte Gnoccis mit Salsa und Salat.

Es tut gut die Seele baumeln zu lassen und für ein paar Tage einfach nichts zu tun, außer ein Buch nach dem anderen zu lesen, nette Menschen kennenzulernen, zusammen zu essen und auszuschlafen…

knackende Salzkrusten unter den Schuhen…

Der Morgen begann entspannt und spät, denn unsere Tour sollte erst um halb elf beginnen. Das war eine nette Abwechslung zu den letzten Tagen.

Nach dem Frühstück liefen wir also ganz entspannt zum Tourenbüro, kauften noch ein wenig Wasser für unterwegs und warteten dort auf unseren Jeep, mit dem wir durch die größte Salzwüste der Welt heizen sollten.

Um uns herum wurden unzählige Touristen von Jeeps eingesammelt und abgeholt und die staubige Straße verwandelte sich schnell in eine tote Ecke. Alle Tourenbüros schlossen, denn vor dem Abend würde hier nichts mehr passieren. Wir waren dummerweise die einzigen zwei Menschen, die nicht abgeholt wurden.

Unser Büro war unter anderem das einzige, welches noch geöffnet hatte, somit machten wir uns keine Gedanken. Um kurz nach elf wurden wir etwas nervös, denn in unserem Büro war auch bis jetzt noch keine Ansprechperson gewesen. Das Büro stand einfach offen, ohne dass jemand darin saß. Das machte uns noch etwas nervöser.

Um halb zwölf waren wir nicht mehr nervös, sondern wütend. Wir hatten schließlich bereits Nachtbus und nächstes Hostel gebucht und nur einen Tag Zeit für diese Tour. Bezahlt war natürlich auch schon alles. Bleiben wollten wir in dieser hässlichen Stadt erst recht nicht.

Wir liefen herum, fragten andere Menschen nach Hilfe und wussten nicht was wir tun sollten. Eine Frau war so nett für uns zu telefonieren und herauszufinden, wo unser Jeep bleiben würde. Genau in diesem Moment rollte der Jeep vor unsere Füße.

Stinkig aber doch erleichtert stiegen wir zu den zwei Deutschen, zwei Bolivianern und dem deutlich muffigen Guide. Die Begrüßung viel schwach aus.

„Salar Uyuni?“

Ja. Ok.

Mit bereits einer Stunde Verspätung fuhr der Guide erst einmal in aller Ruhe tanken, um danach unser Mittagessen zu kaufen. Die beiden deutschen Mädels waren nach dieser Aktion dann auch sichtlich genervt, denn sie hatten vegetarisches Essen bestellt und der Guide kaufte Huhn für alle. Als sie ihn darauf ansprachen sagte er, davon wisse er nichts und es wäre ihm auch egal. Außerdem gäbe es auch Reis. Dann war das Problem ja geklärt.

Das ist doch ein netter Start. Ich dachte nur: „Ich liebe Touristentouren“ und versuchte mich auf die Wüste zu freuen. Kurz nachdem wir losfuhren, hielten wir bereits beim ersten Highlight an. Dem Zugfriedhof von Bolivien. Hier befanden sich coole Zugoldtimer. Komplett verrostet, in ungewöhnliche Formen und Konstruktionen. Für ein paar Fotos war der Spot absolut cool mit den Bergen im Hintergrund.

Es ging wieder weiter und die gerade gewonnene gute Laune sackte wieder in den Keller. Der nächste Stopp war ein Salzmuseum, welches man extra bezahlen musste, sowie ein Markt mit Trödel und Alpakagedöns. Hier sollten wir 20 Minuten Pause machen. Wir fragten uns alle warum, denn da wir eh schon Verspätung hatten, wollten wir einfach nur weiter.

Wir sahen, wie unser Guide im Restaurant nebenan zu Mittag aß und verstanden dann diesen unsinnigen Stopp. Wir hatten bereits ebenfalls Hunger, unser Essen gab es aber erst um 14 Uhr. Die Toilette, die wir bereits dringend benötigten, kostete natürlich auch einen Eintritt und zwar den doppelten, den es sonst in der Stadt kostet.

Als der Guide zurück kam, entstand eine riesige Diskussion. Wir hatten die Tour gebucht, um die Kakteeninsel zu sehen, sowie auch den Teil der Wüste, der noch mit Wasser bedeckt war und nicht ausgetrocknet ist. Die Salzwüste verwandelt sich in den Regenmonaten Dezember und Januar immer zu einem Salzsee, denn das Wasser kann durch die hart verkrustete Erde nicht absinken und sammelt sich auf der Oberfläche. Durch den weißen Untergrund sind somit traumhafte Reflexionen sichtbar.

Nun erklärte uns der Guide aber, es wäre nicht für beides Zeit und wir müssten uns für eines entscheiden. Eine heftige Diskussion gegen den Guide entstand, denn wir hatten schließlich für beide Attraktionen gezahlt. Er war eingeschnappt und fuhr weiter. Eine ganze Stunde ging es nun durch die wirklich beeindruckende, weiße Salzwüste, die bis nach Chile reicht. Man sah kilometerweit nichts als Salz. Lediglich die Berge im Hintergrund wirkten in der optischen Täuschung, als würden sie über dem Salz schweben.

Nach einer Stunde gab es einen kleinen Stopp am Salzhotel der Wüste, um dort das Mittagessen zu uns zu nehmen. Für den Preis hatten wir nichts besonderes erwartet. Es gab trockenen Reis, mit ein paar Salatblättern, einer Scheibe! Bratkartoffel ohne Salz, sowie ein fettiges Stück paniertes Huhn. Da nichts von allem Geschmack hatte, gab es Ketchup und Mayo dazu. Beim Essen eröffnete uns der Guide, dass der Eintritt für die Insel, die der nächste Stopp wäre, nicht im Preis mit inbegriffen war. Sie sollte nochmals 4 Euro kosten. Wieder gab es eine heftige Diskussion, denn das hatte keiner zuvor erwähnt. Einige hatten nicht einmal Geld dabei. Die Toilette im Salzhotel kostete bereits das Vierfache vom eigentlichen Toilettenpreis. Alle, die sich den Toilettengang zuvor gespart hatten, ärgerten sich maßlos.

Wie auch immer- es ging eine weitere Stunde mit dem Jeep durch die 11000 Quadratkilometer große, wunderschöne Wüste mit leuchtend blauem Himmel.

Wir kamen der Insel immer näher und von Weitem schwebte sie auf dem Wasser. Von Weitem sah man auch schon die monströs riesigen Kakteen in einem hellen Grün und die Insel aus braunem Gestein, mitten in der Salzwüste. Es war ein absolut fantastischer Kontrast.

Wir stiegen aus und entschieden, den Eintritt für die Insel auf gar keinen Fall zu bezahlen, denn wir sahen bereits von außen die Kakteen und fanden es viel spannender, die Insel im Salz zu umrunden. Die Toilette war hier nur benutzbar bei Kauf des Eintrittstickets und dann immerhin kostenlos. Wir ignorierten die Verbotsschilder für das Wildpinkeln, denn irgendwie mussten wir noch immer auf die Toilette.

Da kann man doch nur noch lachen…

Der Weg um die Insel herum war teilweise etwas beschwerlich, denn die Wüste war noch nicht komplett getrocknet und an einigen Stellen noch matschig und feucht. An anderen Stellen war das Salz wiederum steinhart und bildete krustige Waben.

Wir brauchten genau eine Stunde um die Insel zu umrunden und fanden die Runde echt schön, auch wenn die Sonne ordentlich brannte. Ein leichter Wüstenwind machte das ganze aber erträglich. Lange Klamotten hatten wir sowieso zum Schutz vor der Reflexion am Körper und machten uns nur hin und wieder Gedanken über ausgetrocknete Lippen und ein glühendes Gesicht.

Letzter Punkt der Tour lag wieder eine ganze Weile zurück durch die Wüste. Wieder nichts als weiß, für fast zwei Stunden.

Das uns das absolute Highlight noch erwartete, damit hatte keiner mehr gerechnet. Tatsächlich gehörten wir zu den Glücklichen, welche die Wüste noch für einen kleinen Teil überschwemmt sahen. Jedes Jahr ist dies lediglich ein sehr kurzer Zeitraum. Wir fuhren mit dem Jeep mitten in das glänzende, alles widerspiegelnde Wasser. Es war atemberaubend schön.

Einen Manko hatte das ganze aber dennoch, denn so flach war das Wasser nicht und keiner hatte uns gesagt, dass man Gummistiefel bräuchte, um im Wasser herum zu laufen. Wir sprangen also vorerst aus dem Auto auf kleine Erhöhungen, auf denen das Wasser nicht allzu tief war. Das Wasser war eiskalt und barfuß wäre absolut keine Option gewesen. Als bereits alle im Wasser standen, erwähnte unser Guide, dass man sich für 3 Euro Gummistiefel leihen könnte. Nein danke!

Daniela hatte als einzige wasserfeste Schuhe an und wir beide tauschten für Fotos ständig unsere Schuhe. So war es mir möglich auch ein wenig hinauszulaufen.

Es war eine so traumhafte Landschaft mit so schöner Wasserspiegelung, dass man gar nicht wieder weg mochte. Der Sonnenuntergang in der Spiegelung entschädigte alles, was an diesem Tag absolut nicht optimal gelaufen war und wir fuhren glücklich zurück nach „Uyuni“, um dort in den Nachtbus in die Hauptstadt zu steigen und unsere 200 Fotos zu begutachten…

 

ein Tag bei der Post…

Nach dem Frühstück machte ich mich auf zur Post, denn gestern hatte man mich auf heute morgen verwiesen. Mit meinen erworbenen Alpakastücken stand ich um kurz vor 9 Uhr vor der Tür und wartete ein wenig um die Erste zu sein, denn aus Erfahrung weiß ich: wenn in Südamerika jemand vor dir dran ist, dann dauert es.

Als ich dann also an der Reihe war, erzählte man mir, dass den ganzen Monat April keine Pakete nach Deutschland versendet werden könnten. Sie erklärte mir irgendetwas von Problemen mit der deutschen Regierung. Ich schaute die Dame ungläubig an, denn was sollte ich jetzt mit dem ganzen Zeug machen? Bis Peru mit mir herumschleppen? Das war keine Option.

Ich erklärte der Dame nett und freundlich die Situation und fragte sie, ob es nicht möglich sei das Paket aufzubewahren und erst im Mai zu versenden. Sie druckste ein wenig herum und wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Ich bettelte so lange herum, bis sie lächelte und sagte „Bien amiga, vamos!“

Ich war begeistert, wusste aber jetzt noch nicht, was für eine Prozedur dieses Versenden werden würde. Erst kippte sie alle meine Dinge vor sich auf dem Tisch aus. All den kleinen Krimskrams, den ich säuberlich in Tüten verpackt hatte. Danach wühlte sie alles durch und fragte mich bei jedem Teil was es sei und was es gekostet habe. Als wir diese Prozedur beendet hatten, wollten wir alles in einen Karton packen, den ich netterweise umsonst bekam. In Tüten durfte es allerdings nicht in das Paket. Als wir das Prozedere beendet hatten, ging es ans Wiegen. Bei dem Preis wurde mir wirklich schlecht, aber in Südamerika ist es leider alles nicht ganz so günstig wie in Asien. Naja, ich musste also Bargeld holen. Ich rannte zur Bank, rannte zurück, bekam Paketband und musste das Paket vor ihren Augen verschließen. Ob sie dachte, dass ich irgendetwas in das Paket schmuggeln will, weiß ich nicht. Danach erfuhr ich, dass sie eine Kopie von meinem Ausweis benötigt. Wieder zurücklaufen in einen Copyshop, bezahlen und das Blatt der Dame bringen…

Es war bereits eine Stunde vergangen. Als sie anfing die Formulare auszufüllen und Aufkleber im Schlafmodus zu verteilen dachte ich, ich könnte eventuell in der Zeit auf die Toilette gehen und die Zeit ausnutzen. Sie begleitete mich ins Hinterzimmer und schloss die Toilette auf. Natürlich wartete sie auf mich.

Nach weiteren 20 Minuten waren wir fertig, das Paket bereit um zwei Wochen im Raum zu warten und ich bereits viel zu spät, um am verabredeten Punkt mit Daniela zu sein.

Auf der Plaza, unserem Treffpunkt, fand gerade eine Demo der Cholitas, der bolivianischen Dorffrauen, statt und ich hatte leichte Probleme Daniela zu finden.

Eigentlich hatten wir einen Besuch der heißen Quellen geplant. Daniela hatte aber zuvor den Spot auf Tripadvisor gecheckt und gelesen, dass dort jeden Monat mehrere Menschen wegen der thermalen Strömung sterben. Man muss es ja nicht herausfordern mit dem Leben, so dachten wir, und machten uns auf den Weg zu den „Kari Kari lakes“. Wir wollten bergab fünf Kilometer laufen und bergauf zurück mit dem Bus fahren. Dummerweise war der Hinweg bergauf und nicht bergab, zudem wirklich so anstrengend, dass wir einen Bus suchten. Es fuhr kein Bus.

Wir hatten keine Lust mehr einen Ausflug zu machen und tranken einen leckeren Cappuccino an der Plaza.

Früher als geplant machten wir uns also auf den Weg nach „Uyuni“, um am nächsten Tag in die Salzwüste zu fahren. Für den Weg brauchten wir noch ein wenig zu Essen und wir kauften die Spezialität von „Potosi“. Brathuhn vom Spieß, sowie bei uns Zuhause und frittierte Kochbananen anstatt Pommes.

Am Busbahnhof angekommen konnten wir auch direkt in den Bus springen. Zeit für einen Toilettengang war nicht und wir hatten vorher ordentlich getrunken, um unseren Kopfschmerzen entgegen zu wirken. Kurze Zeit nach dem Start mussten wir also ganze vier Stunden auf die Toilette. Ich versuchte mein Glück und bat um einen kurzen Stop. Nein, heute hatten wir in der Hinsicht kein Glück. Der Fahrer stoppte lediglich um sich selbst an der Straße zu erleichtern.

Wir kamen in „Uyuni“, der wohl hässlichsten Stadt dieser Reise, an. Das war uns aber egal, denn wir wollten schließlich nur in die Wüste. Es warteten auch direkt Tourenanbieter vor unserem Bus auf uns und dröhnten uns zu.

Auch das war uns vorerst egal, wir wollten auf die Toilette und unser Gepäck loswerden. So machten wir es auch und vertrösteten die Geier auf später.

Auf dem Weg zurück zu den Geiern verglichen wir ein paar Preise und buchten eine Tagestour in die „Salar de Uyuni“. Natürlich sagte man uns erst später, dass wir noch einmal fünf Euro Aufpreis zahlen mussten, um die „Isla del Incahuasi“ zu sehen. Naja, auch das war bei dem Preis eigentlich in Ordnung.

Da uns gesagt wurde, dass wir ohne Sonnenbrille nicht in die Salzwüste fahren könnten und ich schon seit über einem Jahr keine mehr besitze, kauften wir uns zwei Kinderbrillen für einen Euro im Kiosk, denn der Rest war viel zu teuer.

nächtliche Wanderung ohne Aussicht auf Harmonie…

Mitten in der Nacht kamen wir in der höchsten Stadt der Welt mit 4060 Höhenmetern an…

Wir hatten irgendwie auf die obligatorische Verspätung des Busses gehofft, die gab es gerade heute aber nicht. Wir hatten uns bereits darauf eingestellt ein teures Taxi in der Nacht nehmen zu müssen, rein für die Sicherheit. Am Bus warteten auch bereits die Fahrer und warben für ihre Fahrkünste. Der Preis den mir der Fahrer nannte, überraschte mich. Einen Euro wollte er pro Person haben, um uns direkt vors Hostel zu fahren. Das klang wirklich gut.

Mit dem Taxi ging es also ein paar Kilometer durch „Potosi“. Die Straßen waren düster und verlassen. Lediglich Hunde streunerten durch die Gegend. Man bekam nicht unbedingt den Wohlfühlfaktor, denn die Stadt wirkte nicht wirklich schön und es war kalt.

Am Hostel baten wir den Taxifahrer noch kurz zu warten, bis wir im Hostel sind. Das war kein Problem für ihn, jedoch hatten wir langsam das Gefühl, ein Problem zu bekommen. Denn auch nach mehrmaligem Klingeln öffnete keiner die Tür. Sturmklingeln, Klopfen, nichts brachte etwas, obwohl in der Hostelbeschreibung mit einer 24 Stundenrezeption geworben wurde.

Ein mulmiges Gefühl kam auf. Was nun? Warten hatte ja nun auch keinen Sinn und wir zogen los zum nächsten Hostel in der Nähe. Durch die dunklen Straßen, Berg auf und ab, ohne die wirklich geringe Sauerstoffzufuhr gewohnt zu sein, zogen wir durch die Kälte.

Die nächsten drei Hostels verhielten sich ebenso wie das erste -keine Anzeichen von Türöffnen und eines davon hatte direkt ein Schild an der Tür angebracht, dass es geschlossen sei. Bei einem anderen war die Klingel defekt- es wurde immer aussichtsloser…

Es war bereits halb fünf, als uns jemand die Tür öffnete. Der Herr nutze direkt seine Chance, uns ein für diese Uhrzeit total überteuertes Bett anzupreisen, denn die Nacht war ja fast um und auschecken kann man ja auch nicht nach dem Mittag, sondern man muss bereits um 11 Uhr wieder auf der Straße stehen.

25 Euro wollte der gute Herr für vier Stunden Schlaf mit Frühstück haben. Unglaublich. Ich weigerte mich vehement diesen Preis zu zahlen und sagte, ich würde lieber noch eine Stunde auf der Straße sitzen als diese Frechheit zu bezahlen. Da waren wir Mädels aber unterschiedlicher Meinung und gingen uns etwas an die Gurgel. Daniela wollte einfach nur schlafen, mir war meine Müdigkeit egal. Total übernächtigt, enttäuscht und genervt kann man als Frau seine Hormone halt nicht wirklich kontrollieren und es eskalierte ein wenig.

Wortlos bezogen wir beide unser Doppelzimmer und sprachen kein Wort mehr miteinander…

Nach drei Stunden Schlaf ging ich zum Frühstück, um den Preis anstatt abzuschlafen, wenigstens zu essen. Das Frühstück war mit Fruchtspießen, Amaranth- und Quinoamüsli dann aber wenigstens lecker und reichhaltig.

Nach dem Frühstück zogen wir in das zuvor geplante günstige Hostel um, welches dann sogar die Tür öffnete. Dankeschön…

Auf dem Weg entpuppte sich die unheimliche und verlassene Stadt der Nacht in eine meiner Lieblingsstädte.

Kleine Gassen, Kopfsteinpflaster, Cafés, am Hang gelegene Kirchen, die wunderschön erhalten waren, die Sonne, der blaue Himmel und die Menschen waren wirklich besonders. Besonders anders. Es war nicht die schönste Stadt die ich je gesehen habe, aber sie hatte mit ihrer extremen Höhe einfach etwas ganz besonderes.

Die Höhe war auf jeden Fall deutlich spürbar. Im Kopf fühlte es sich irgendwie benebelt und diesig an, sowie nach einer schlimmen Partynacht und die Atmung zu kontrollieren, mit so wenig Sauerstoff, musste man ein wenig üben. Es fühlte sich für mich aber lediglich so an, als hätte ich eine verstopfte Nase und wäre immer etwas außer Atem. Sonst hatte ich kein Problem mit der Höhe. Da hatte ich wohl Glück, denn anderen fällt es sichtlich schwer sich überhaupt hier zu bewegen.

Mich hielt trotz Müdigkeit nichts im Hostel und ich machte mich auf meine Stadterkundung. Der Blick aus der Stadt auf die Berge war einfach fantastisch. Ich bummelte durch die artesenal Läden, wo die ganzen wunderbaren Pullover aus Alpakawolle verkauft werden und viele andere traditionelle Dinge. Ich gönnte mir ein paar nette Sachen, denn mein Tagesbudget lag wirklich gut im Moment. Bolivien ist einfach so günstig.

Ich hatte vor, ein paar Dinge davon nach Hause zu schicken und machte mich mit meiner Tüte auf den Weg zur Post. Mitschleppen wollte ich das alles nicht die nächsten Monate.

Auf dem Weg zur Post sprach mich ein Südamerikaner an und verwickelte mich in ein Gespräch. Er kam mir sehr nahe und bei mir schrillten sofort die Alarmglocken, denn den eigentlichen Privatradius von einem halben Meter Abstand von mir hatte er deutlich unterschritten. Seine Hand lag direkt auf meinem Rücken. Ich wusste gar nicht wie ich reagieren soll. In meinem Kopf schwirrten nur die Worte „halt deine Wertsachen fest, der will dich ausrauben!“

Der Herr aus Peru hatte es aber nicht auf meine Wertsachen, sondern auf mich abgesehen. Ich versuchte mich irgendwie aus seiner Fummelattacke zu befreien und sagte, ich müsse jetzt dringend zur Post. Er bot mir an sie mir zu zeigen. Ich lehnte ab und sagte, ich würde sie auch alleine finden. Er ließ sich nicht abwimmeln und folgte mir. Kein gutes Gefühl. Die Post hatte zu. Ich sagte meine Freundin würde nun im Hostel auf mich warten und ich müsse schnell dorthin. Auch hier schaffte ich es nicht ihn abzuwimmeln. Irgendwie war ich nicht im Stande ihm deutlich zu sagen „Hau ab!“, denn ich war einfach so überrumpelt. Irgendwann konnte ich ihn aber loswerden und flüchtete. Das war wohl das erste negative Erlebnis, welches wirklich unangenehm war, denn ich wusste einfach nicht, wie ich reagieren sollte.

Den restlichen Tag blieb ich im Hostel, bis wir uns abends noch eine Rinderbrühe mit Kartoffel, Reis und Fleischeinlage für einen Euro in einem Garloch gönnten. Die war sehr lecker und machte die nächtliche Kälte erträglicher.

auch wenn wir das Ziel nie fanden, war es schön…

Das Frühstück fiel heute aus, denn erstens war ich verkatert, zweitens wollten wir früh los um nicht mitten in der Hitze zu wandern und drittens hatten wir ja auch noch eine kleine Busfahrt vor uns, bei der wir ein paar Snacks verdrücken konnten.

Noch war es bewölkt und wir froren fast ein wenig. Schlechte Voraussetzung, da wir an den Badestellen von „Tomatitas“ enden wollten. Für den Moment war es aber angenehm. Bis wir die richtige Haltestelle für die Trufis nach „Coimata“ gefunden hatten, dauerte es eine ganze Weile, denn die Haltestelle versteckte sich mitten in einem riesigen Markt. Es wimmelte nur so von Menschen, Fahrzeugen und Essen.

Eine Stunde später saßen wir im Trufi und warteten eine weitere halbe Stunde auf die Abfahrt. In der Zwischenzeit wurden Wackelpudding, Gebäck und Obst mit Jogurt und Waffel angeboten. Ich hatte aber vorgesorgt und hatte frische Erdbeeren und Pfirsiche im Gepäck.

Das endlich losfahrende Trufi fuhr uns tatsächlich bis zu den Wasserfällen von „Coimata“, wo wir einen Eintritt von 2 Bolis zahlen konnten und unsere Wanderung beginnen konnten. Der Weg durch den Fluss, über die Steine hüpfend, war wundervoll grün und passend dazu, kroch die Sonne hinter den Wolken hervor.

Wir wanderten den Wasserfall, der in Stufen hinab floss, entlang. Ein richtigen Weg gab es nicht, es war mehr eine Kletterei am Wasserfall. An einer kleinen Klippe fanden wir einen schönen Platz zum Verweilen, bevor wir die acht Kilometer zurück nach „Tomatitas“ antreten wollten.

Ich genoss das Rauschen des Wassers und die Sonne auf meiner Haut. Außer uns war hier keiner zu sehen und wir hatten absolute Ruhe.

Der Weg führte zurück durch kleine Dörfer, über Felder, über Berge und wir hatten durchweg wunderschöne Landschaft vor unseren Füßen.

Der Ort, an dem wir die Badestellen vermuteten, weil sie so schön blau bei Maps.me eingezeichnet waren, entpuppte sich als ein Tümpelgebiet. Mehr als viele bunte Schmetterlinge war hier leider nicht zu sehen und von schönen Badestellen keine Spur.

Wir liefen weiter in Richtung Ziel und uns kam eine alte Dame entgegen, die ihre Kuhherde vor sich her trieb. Sie lächelte uns an und wir kamen sofort ins Gespräch. Woher wir kämen und ob wir uns verlaufen hätten. Nein, eigentlich nicht, aber die Badestellen würden wir schon gerne noch finden. Sie wusste lediglich von einem Schwimmbad in der Nähe und den Badestellen im Fluss unten im Dorf.

Mit sanftem Handschlag verabschiedete sie sich sichtlich glücklich von uns.

Unten am Fluss angekommen sahen wir zwar ein paar Meschen baden, aber der Fluss war weitestgehend ausgetrocknet und man sah mehr graues Kiesbett als Fluss.

Da es heute ein Fest in „Tarija“ geben sollte, entschieden wir uns lieber dort noch etwas zu bummeln, anstatt im Kies zu baden und fuhren mit dem Bus zurück.

Auch das besagte Fest war nirgendwo zu finden und ich schmiss mich im Hostel in die Hängematte und döste vor mich hin. Die Franzosen leisteten mir Gesellschaft und gaben mir viele nützliche Tipps für Peru, denn sie waren gerade für zwei Monate dort.

Ein wenig später teilten wir wieder alle unser Essen untereinander. Diesmal gab es Milanesa -dünn geklopftes Hähnchenschnitzel- mit Salat und Kartoffelbrei. Uns war langweilig und die Franzosen brachten mir und Juan ein Kartenspiel bei, welches wir mit lautstarker Freude bis zu unserer Abfahrt mit dem Bus spielten.

Dabei gab es wieder einmal Wein, weshalb der Schlaf im Bus später garantiert war. Der Bus war auch gar nicht so schlecht wie gedacht, für das Geld, welches wir bezahlt hatten.

Wir waren natürlich viel zu früh am Busterminal und mussten noch ein wenig auf die kurvenreiche Fahrt warten. Während der Fahrt wurde es immer kälter, die Luft wurde immer dünner und der Druck auf den Ohren stieg, denn wir fuhren schließlich in die höchste Stadt der Welt.

zwei Gringas unter vielen südamerikanischen Männern…

Zum Frühstück gab es heute einen Zettel mit Herzchen und einer Telefonnummer meines gestrigen argentinischen Gesprächspartners.

Es war ein außerordentlich amüsanter Start in den Tag, denn selbst der Überbringer war peinlich berührt, diesen Job ausführen zu müssen, da ich mich gestern absichtlich nach offensichtlichen Annäherungsversuchen des Gesprächspartners ins Zimmer verkrümelt habe. Als ich anfing laut zu lachen, wusste der Überbringer noch nicht so genau warum. Als ich den Zettel in der Hand hielt und mein Handy in die Hand nahm, fragte der Überbringer, ob ich meinem Verehrer schreiben würde. Lachend sagte ich: „Nein ich ärgere meinen Ehemann mit einem Foto!“ Ein sehr lustiger Start in den Tag den wir da alle hatten, denn der Überbringer fand die Tatsache, dass ich verheiratet bin, zum todlachen.

Nach der Lacheinheit ging es mit dem „Trufi“, ein Collectivo Minivan, nach „San Lorenzo“, ein kleines Dorf am Rande der Stadt.

Hier gab es einen kleinen Markt für Obst und Gemüse, sowie Backwaren und sonstigen Gebrauchswaren. Während wir uns durchs verschlafene Dorf bewegten, entdeckten wir einen kleinen Wanderweg quer Feld ein, welchem wir folgten.

Prompt kam uns ein alter Bolivianer mit zwei Kühen an der Leine entgegen. Er freute sich sichtlich uns zu sehen, wollte wissen was wir hier machen würden und woher wir kämen. Zum Abschied schüttelte er grinsend unsere Hand und es schien so, als wären wir die ersten europäischen Gringas, die seine Hand berührten.

Ein Stück weiter standen zwei freche graue Esel am Feldweg mit einem Pflock im Boden befestigt. Nach einem kleinen Annäherungsversuch zickten sie nicht mehr herum, ließen sich streicheln und wieherten traurig und herzzerreißend, als wir uns entfernten. Es zerriss mir das Herz, denn sie mussten in der brennenden Sonne ohne eine kleine Ecke Schatten stehen. Ich entwendete Daniela ihre Banane, also ihr Mittagessen, aus dem Rucksack und gab sie den nun glücklich schmatzenden Eseln.

Da das Dorf zwar nett, aber wirklich ein Stück weit zu verschlafen war, machten wir uns auf den Rückweg nach „Tarija“.
Besser gesagt zum abseits gelegenen Busterminal, denn wir brauchten für Sonntag noch ein Busticket. Wir fragten den Busfahrer, ob er uns eventuell an der Straße rausschmeißen könnte. Auf einmal war der ganze Bus lautstark am diskutieren, was wir denn dann hier wollen würden, das wäre doch angeblich der falsche Busbahnhof und wir bekamen Wegbeschreibungen und Tipps um die Ohren geworfen. Sie bewahrten uns zum Glück davor, in die komplett falsche Richtung zu fahren, denn es gab bereits ein neues Busterminal ganze 15 Kilometer südlich vom gedachten Standort. Beim Aussteigen half uns eine wirklich sehr aufmerksame Frau einen neuen Bus zu stoppen. Sie sagte dem Busfahrer wo wir hin wollen würden und sie wünschte uns eine gute Fahrt. Wirklich eine schöne Erfahrung.

Das Folgende war eher das Gegenteil von jenem. Am Busbahnhof fuhren ganze 10 Unternehmen nach „Potosi“. Alle mit anderen Preisen, aber fast durchgehend mit den selben Abfahrtzeiten. Bis wir diese ganzen Informationen allerdings zusammen hatten, verging eine halbe Stunde. An jedem Terminal mussten wir Zeit und Preis erfragen und diese gefielen uns gar nicht. Die Busse fuhren immer so ab, dass man mitten in der Nacht in „Potosi“ endet. Als Frau alleine irgendwie nicht so wünschenswert. Das einzige Unternehmen mit vernünftigen Uhrzeiten kostete aber natürlich mehr als das Doppelte. Klar, was sonst. Wir bissen also in den sauren Apfel, mitten in der Nacht, auf 4000 Höhenmeter und eiskalten 5 Grad das Silbermienendorf „Potosi“ zu erreichen. Mit etwas gereizter Laune ging es zurück in die Stadt.

Hier gab es eine kleine Runde durch die Gassen und einen kleinen Bummel über den Zentralmarkt. Wir besorgten ein paar frische Zutaten für unser Abendessen.

Es sollte einen Avocadosalat geben und hierfür fanden wir Tomaten, gekochte Bohnen, gekochte rote Beete und Möhren, die immer bereits gekocht und geschnippelt in Säckchen verkauft werden, eine Zitrone und Knoblauch. Der Stand der Frau, bei der wir die Salsa kaufen wollten, war leider schon leer gekauft. Ohne Salsa stimmte aber unser Plan nicht mehr wirklich überein mit dem Rest, denn wir hatten eigentlich keine Zutaten für ein Dressing.

Da kam uns plötzlich die Idee, einfach in den Garlöchern nach ein wenig Salsa zu fragen. Wir fanden schnell frische Salsa auf einem Tisch stehen und fragten die Köchin, ob wir wohl ein klein wenig davon kaufen könnten. Sie erklärte uns ein paar Mal, dass die Salsa sehr scharf sei und viel Chili, sowie Knoblauch enthalten sei. Als wir dreimal bestätigten, dass wir sie schon verstehen würden und gerne scharf essen, löffelte sie lächelnd ein paar Löffel in ein Plastiktütchen. Ein paar geschnittene Frühlingszwiebeln gab es ebenfalls dazu. Sie packte mehr ein, als wir brauchten und auch sie war sehr herzlich.

Ich kaufte mir noch ein paar leckere Maiskekse zum snacken, denn bis zum Abendessen war es noch eine Weile hin. Die Stadt war voll von Knabbergebäckhändlern auf Rädern, mobilen Fruchtsaftwagen mit Orangen und Grapefruits, sowie Frauen die kunterbunten Wackelpudding mit Sahne im Plastikbecher verkauften und die Atmosphäre war sehr angenehm. Als wir hier und da ein paar Kleinigkeiten kauften und immer nach der Preiserfragung die selbe Antwort, nämlich „2 Bolis“ erhielten, mussten wir jedes Mal aufs neue lachen.

„2 Bolis“, was sonst….

Zurück im Hostel fragten mich zwei Franzosen und die Hostelmitarbeiter, ob wir mit ihnen zusammen essen wollen würden und den Fisch, den sie gerade frisch gekauft hatten, mit ihnen zu teilen. Während sie den Fisch grillten, schnibbelte ich unseren Salat, um auch etwas beizusteuern. Die Franzosen machten einen Kartoffelsalat und einen grünen Salat. Zu siebt saßen wir also im Kreis, aßen alle aus den Schüsseln ohne Tellermanier, pulten den oberleckeren Fisch mit Zitrone und bloßen Händen auseinander und hatten einen langen schönen Abend, denn natürlich gab es auch jemanden, der Wein und Schnaps dazu beisteuerte.

Auch Daniela musste nach gegebener Zeit den Sitzplatz wechseln und sich hinter mir verstecken, denn vor der Charmoffensive der Südamerikaner ist eine Frau mit blauen Augen einfach nicht sicher. Schon öfter ist uns aufgefallen, dass der männliche Anteil an Reisenden deutlich höher ist als anderswo, da Südamerika als Reiseziel wohl noch immer vielen Frauen Angst macht. Bis jetzt kann ich diesen Trubel darum nicht verstehen.

Blauschimmelkäse in Bolivien, so ein Quatsch…

Es ist so weit, Montezuma hat wieder zugeschlagen. Wie habe ich grad vor kurzem gelesen „Wer in Bolivien nicht krank wird, hat es nicht richtig bereist!“

Tja, die Empanadas haben zumindest bei Daniela einen ordentlichen Brechreiz in der Nacht ausgelöst. Bei mir spielte sich das Ganze nur abgeschwächt ab. Dann war der Empanadageschmack wohl nicht „Blauschimmelkäse“, sondern „extrem schlechter Käse mit schlechtem Schimmel“. Komisch, dass man denkt „schmeckt irgendwie eigenartig“ und isst es trotzdem auf.

Naja, da mein Magen sich am Morgen einigermaßen im Griff hatte, machte ich mich auf den Weg nach „Villa del Concepcion“, dem Herzstück der bolivianischen Weine. Als ich mich in der Stadt so durch fragte, fand ich heraus, dass dort gar kein Bus hinfahren würde. Lediglich ein Taxi. Taxi? Das hört sich nicht sehr erschwinglich an…

Ich machte mich trotzdem auf dem Weg zum Taxistand, um meine Vorahnung zu bestätigen. Drei nette zahnlose bolivianische Taxifahrer lächelten mich frech mit Fluppe im Mund an und fragten, ob ich in besagte Stadt möchte. „Ja gerne, aber für welchen Preis?“

„Sieben Bolis…“ Sieben? Weniger als einen Euro für eine Stunde Fahrt im Taxi? Ich fragte nochmal nach, ob ich da etwas falsch verstanden hatte. Nein, hatte ich nicht. Es war ein „Collectivo“. Es wird also gewartet, bis die Karre voll ist und da geht, wie wir aus Asien wissen, einiges rein.

Während sich die Klapperkiste also füllte, schnackte ich mit den Taxichicos und sie gaben mir grinsend Tipps, was ich vor Ort alles machen könnte. Immer mit dem schelmischen Blick im Gesicht, der mir deutlich zeigte, dass ihnen meine blauen Augen und blonden Haare gefielen.

Irgendwann ging‘ s dann los. Ich hatte direkt ein bolivianisches kleines Mädchen auf dem Schoß, welches mich mit ihrer nussbraunen Haut und ihren schwarzen Augen die ganze Zeit anlächelte und mit ihrer Barbie herumwedelte.

Mit irgendwann schlafendem Kind auf dem Arm ging es durch Schafsherden, vorbei an Pferden, Kühen und Ziegen, mitten durch die Weinfelder. Der Ausblick war grandios. Als wir eine Polizeikontrolle passierten, schnallte unser Fahrer sich routiniert an, um sich zwei Meter weiter wieder abzuschnallen. So ging das ein paar Mal.

Ich wurde vom Taxichico direkt vor einer wunderschönen Bodega abgesetzt. Ich schaute mich ein wenig um und war beeindruckt von der rustikalen, gepflegten Bodega mit vielen bunten Blumen. Von der Terrasse aus hatte man den besten Blick.

In einer Ecke saß ein rauchender Opa, der mich fragte, ob ich nicht ein wenig Wein probieren wollte. Ich sagte, dass ich eigentlich nichts kaufen wolle, trotzdem winkte er mich zu sich heran und schenkte fleißig den süßen Rotwein ein. Süß aber lecker, vor allem bei der Aussicht.

Ich lief ein wenig durch die Weinfelder, sah einen uralten Pferdepflug und fotografierte fleißig mit den Füßen im Ameisennest.

Der Ort selber war recht klein, aber es war ordentlich Trubel auf der Plaza. Hunderte Schulkinder feierten mit Blasorchester und Schuluniform den Dorfgeburtstag.

Das Collectivo für die Rückfahrt wurde dementsprechend fix gefüllt, denn das Fest neigte sich dem Ende und alle kauften sich am Straßenrand noch eine Kleinigkeit zu essen. Ob es an dem Menschenandrang oder dem effizient gefülltem Collectivo lag, dass die Rückfahrt günstiger war, weiß ich nicht.

In „Tarija“ stieg ich ein paar Kilometer vorher aus dem Collectivo, um noch ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Ich aß in einem Garloch eine hausgemachte „Sopa de Mani“. Eine Erdnusssuppe, die vielmehr eine kräftige und fettige Hühnerbrühe war. Sie war sehr lecker, obwohl ich zur Magenschonung auf die Einlage verzichtete. Gekochtes Huhn und Pommes sollten es hier sein. Speziell aber interessant.

Ein wenig Obst und ein gegarter riesen Maiskolben waren auch schnell gekauft und ich ging zurück ins Hostel. Ich wollte meinem Magen nicht zu viel Anstrengung zumuten.

Hier in Bolivien merke ich zum ersten Mal, dass mein Spanisch mir sämtliche Türen öffnet. Sehe ich den Bolivianern auf der Straße ins Gesicht und lächele, sind sie eher kühl und verhalten, fast grimmig. Fange ich an spanisch mit ihnen zu sprechen, erscheint ein herzliches Lächeln auf ihrem Gesicht und sie sind offen und liebevoll. Man hat in keiner Situation das Gefühl unfaire Preise auf den Märkten zu zahlen oder muss, wie in Asien, das Wechselgeld nachzählen.
Es ist ein schönes Gefühl, mit einer Sprache neue Türen zu öffnen. Das war uns zuvor nie möglich in Asien, denn mehr als „Hallo“, „Danke“ und „Tschüß“ konnte man sich beim besten Willen in den ständig wechselnden Länder und Sprachen nicht merken.

Cocaerfahrung mal anders…

Heute sollte es weiter nach „Tarija“, eine größere Stadt im Westen Boliviens, gehen. Da wir unterschiedliche Aussagen über die Abfahrtzeit des Busses bekamen, der auch nur zweimal am Tag fahren sollte, entschieden wir uns die Aussage mit der frühsten Uhrzeit als richtig anzusehen, um den einzigen Bus am Morgen nicht zu verpassen. Eigentlich wollten wir uns das Örtchen „Tupiza“ noch ein wenig genauer ansehen, wollten allerdings nicht den Bus mitten in der Nacht nehmen.

Da der jetzige Ort nicht allzu spannend ist, war das nicht so schlimm. Wir checkten aus dem Hostel aus und liefen zum Terminal. Eine Orientierung mit dem Handy brauchten wir dafür nicht, denn man hörte von Weitem das Gequake der Bolivianer, die alle im selben Singsang die unterschiedlichen Ziele der Busse riefen. Da jeder den selben monotonen Singsang verwendete, verstand man kein einziges Wort. Nur „neneneneeeeeeee neneneneeeeeeee“ war zu hören.

Wir konzentrierten uns also lieber auf die geschrieben Schilder an den Verkaufslöchern und wurden fündig. Für 50 Bolivianos gab es ein Ticket für 10 Uhr. Leider war es erst halb neun.

Wir nutzten also die Zeit noch, um den kleinen Ort zu erkunden, denn uns wurde freundlich angeboten, das Gepäck doch dort im Kabuff stehen zu lassen. Es wuselten Tuktuks, Lastenkarren, Verkäufer und Schulkinder auf den Straßen.

 

In einem Kiosk fand ich Riesenpopcorn, welches ich mir für die Busfahrt kaufte und an einem weiteren Stand wurden Cocasüßigkeiten verkauft. Da ich schon viel darüber gehört hatte, wollte ich gerne eines probieren. Ich fragte die Dame ob diese, wie Düngermittel aussehenden Fladen, auch wirklich zum Essen seien.

Ja, Coca zum Essen. Mit einem Boliviano hatte ich ein schwarzes Teil in der Tüte. Ok, ich muss zugeben, es war eine absolut ekelhafte Angelegenheit. Der Cocatee schmeckte mir eigentlich ganz gut und ich erwartete nichts schlimmes. Als ich aber in dieses leicht matschige schwarze Teil aus der Cocapflanze biss, wurde mir schlecht. Es schmeckte nach extrem starkem Lakritz mit Erde, Teer und anderen Substanzen. Ich schluckte und spülte alles so schnell ich konnte herunter.

Meine Zunge war den ganzen Morgen taub und ich war extrem wach… Höhenkrank und müde dürfte ich also erst einmal nicht werden…

Es ging durch einen schönen Park und an schönen Gebäuden zurück zum Busterminal, wo wir in den Bus steigen konnten.

Im Bus wurden an jeder Station fleißig selbstgemachte Lebensmittel verkauft. Von Teigtaschen, über Empanadas bis hin zu Bohnen mit Reis war alles dabei. Snacks und Getränke durften natürlich auch nicht fehlen.

Bei bolivianisch lautstarkem Panflötengedudel ging es also über Passstraßen an steilen Abhängen vorbei durch die grüne Steppenlandschaft. Zwar war die Busfahrt länger als erwartet, aber einigermaßen bequem. Wir hielten zum Mittagessen in einem verschlafenen Bergdorf an und konnten ein paar Empanadas mit Zwiebelfüllung bei einer alten Dame erwerben, die sich sichtlich freute etwas an uns zu verkaufen, denn wir aßen nicht in dem angedachten Restaurant, sondern etwas abseits.

Unser Hostel war einen kleinen Fußmarsch entfernt aber dafür sehr schön. Beim Bummel über den Markt fand ich Haferflocken, Obst, Milch und Nescafé für ein gutes Frühstück und konnte den Abend mit Bettlektüre genießen.

hoch zu Roß…

Heute ging es nach dem Frühstück hoch zu Ross. Wir hatten gestern eine kleine Reittour durch die „Quebrada Palala“ gebucht und wurden pünktlich um 10 Uhr von Juan am Hostel abgeholt.

Zu Fuß gingen wir zu seinem Haus, wo wir zwischen Helm und Cowboyhut auswählen durften, bekamen Ledersheps für die Waden und impften ihn, wie viel Erfahrung wir so mit Pferden hatten. Da Daniela sich ein altes langsames Pferd wünschte, wartete das hibbelige junge Pferdchen auf mich. Das freute mich sehr.

Wie ein Cowboy schwang ich mich also mit Hut und Sheps in den Sattel aus Leder und Schafsfell und konnte es kaum erwarten mit diesem wunderschönen und liebevollen Pferd zu starten. Die Pferde waren alle drei jung und kerngesund und sprühten nur so vor Energie. Zum Glück- wäre es anders gewesen, hätte ich die Tour nicht angetreten.

Immer Juan hinterher ging es die Gleise entlang durchs Dorf, wo wir nett gegrüßt und angelächelt wurden. Auf Spanisch erklärte Juan gerne alles, was wir so zu fragen hatten und dann ging es auch schon bergauf in die Quebrada.

Die staubigen Geröllwege wären zu Fuß doch recht unangenehm gewesen, den Pferden machte das jedoch wenig aus. Sie konnten es kaum erwarten schneller zu laufen.

Es war eine traumhafte Kulisse durch die wir uns bewegten. Gigantische Kakteen, glitzernde Felsen und strahlend blauer Himmel. Wir passierten ein paar Büsche, an denen die Viagrafrucht wächst. Hat jemand Bedarf?

Eine weitere Trockenfrucht rupfte Juan uns vom Baum und ließ uns kosten. Sie schmeckte wie die Dulce de Lechefrucht, nämlich nach Karamell. Leckerer knuspriger Snack für unterwegs.

Irgendwann erreichten wir „la puerta del diabolo“ oder „die Tür des Teufels“, wo wir unsere treuen Begleiter kurz alleine im Schatten stehen ließen und den kleinen Berg bestiegen. Die Aussicht war grandios. Die Tür war tatsächlich eine wirklich schmale und gerade verlaufende Felsmauer mitten in der Felslandschaft.

Nach kurzer Schmuseeinheit mit meinem Pferdchen, dessen Namen ich leider vergessen habe, schwangen wir uns wieder in den Sattel. Mein Pferdchen konnte es kaum erwarten und lief schon ohne mich den richtigen Weg. Ich schaffte es aber noch mich in den Sattel zu schwingen, bevor es alleine los lief.

Es ging schmale Wege entlang durch hohe Felswände, wo sich die „Quebrada Macho“ befand. Platt gesagt, ein Haufen schmaler langer Felsen, die alle aussehen wie ein Penis. Auch mal nett von der Natur.

An einer Wasserstelle machten wir einen längeren Halt mit Juans Pferden, damit sie etwas trinken konnten. Die staubige und trockene Luft schnürte einem schon wieder die Lunge zu. Als wir den Bachlauf hochkletterten, folgte uns eines der Pferde, denn es wollte irgendwie nicht alleine sein und lieber bei uns sein. Bergsteigen können diese Prachtexemplare also auch…

Die Ruhe und Gelassenheit übertrug sich immer mehr auf mich, auf meinen Körper und ich war tiefenentspannt auf dem Rücken des Pferdes und genoss jede einzelne Minute. Juan hatte auch nicht allzu großen Redebedarf, weswegen ich mich komplett auf mich und das Pferd konzentrieren konnte.

Plötzlich kam uns aus dem Nichts eine Ziegenherde mit typisch gekleideter bolivianischer Frau entgegen, welche die Herde mit ihrem Hund vor sich her trieb. Das war auch so ziemlich das einzige, was unterwegs anzutreffen war.

Die Hitze wurde immer stärker und nach drei Stunden fast unerträglich, weswegen ich froh war, wieder im Schatten zu sein und mein Obst, welches ich noch auf dem Markt kaufte, genoss.

Einen Granatapfel für unglaubliche 10 Cent, getrocknete und gesalzene Riesenbohnen, sowie ein paar Äpfel.

Am Abend gab es das erste einheimische Essen und das auswärts. Wunderbar!

heute mal ohne Stempel über die Grenze…

Der Tag war ein wenig nervenaufreibend, denn die Busfahrt startete um halb sechs mit einer lästigen „Propina“ Diskussion. Ohne Trinkgeld wollte der nette Herr unser Gepäck nicht in den Gepäckraum einladen. Wir weigerten uns strikt, aber er rückte die Abholzettel nicht heraus. Dann halt ohne Abholschein…

Wir gingen einfach in den Bus und ließen ihn mit unserem Gepäck und unseren Zetteln dort stehen. Die Busfahrt in erster Reiher ganz oben im Bus war wieder spektakulär und die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Lama- und Schafherden grasten am Straßenrand mit strahlender Sonne, die Felsen leuchteten in den schönsten Farben und die kleinen Dörfer auf dem Weg zur Grenze wirkten traditionell, rustikal und friedlich. Man sah vermehrt die bolivianischen Trachten der Bergdörfer, die typischen geflochtenen Schwarzen Haare, die über die Schulter baumeln und immer weniger Verkehr.

Irgendwann verwandelte sich die Straße in eine Staub- und Schotterpiste, die wir eine ganze Zeit nur mit 10 Kilometern pro Stunde befahren konnten.

Endlich in der Grenzstadt „La Quinca“ angekommen, begann erneut eine Propinadiskussion mit einem anderen Herren und ich hatte schon wieder wahnsinnig schlechte Laune. Auch da mein Wohlbefinden heute nicht das beste war. Der ständige Klimawechsel machte meinem Körper wohl zu schaffen.

Zu Fuß ging es dann zur Auswanderungsbehörde, wo wir unseren Ausreisestempel erhielten und zur Einwanderungsbehörde, wo wir uns in die lange Schlange einreihten. Nach einer ganzen Weile kam ein Herr mit Klemmbrett auf uns zu und sagte, wir sollten weiterreisen. Ja gerne, aber nicht ohne uns einen Einreisestempel abgeholt zu haben…

Den würden wir hier nicht bekommen. Wieso das jetzt nicht? Man bekommt immer und überall einen Nachweis wann man eingereist ist, um auch wieder vernünftig ausreisen zu können? Abgesehen davon hätte ich auch gerne den Stempel.

Wir diskutierten, warteten weiter und wurden letztendlich aufgefordert, die Grenze ohne Stempel zu verlassen. Etwas mulmig im Magen, denn es würde bei der Ausreise mit Sicherheit Probleme geben, liefen wir weiter.

Der Unterschied der beiden Länder wurde sofort deutlich.

Die argentinische Seite kühl, trist und leer. Die bolivianische hingegen wimmelte nur so von Essensständen, Menschen, bunten Farben, lächelnden hilfsbereiten Menschen und Leben.

Unsere erste Anlaufstelle sollte eine Bank sein, um die nächste Busfahrt bezahlen zu können. Wir liefen also einen weiteren Kilometer in Richtung Busterminal und fanden nach einigem hin und her eine geöffnete Bank. Wir konnten sogar eine relativ große Summe ohne Abhebegebühr abheben.

Da stieg die Laune wieder etwas.

Als wir erfuhren, dass das richtige Busterminal weitere zwei Kilometer Fußmarsch in der Mittagshitze bedeuteten, war diese aber wieder dahin.

Am Busbahnhof war das Ticket schnell, freundlich und sehr günstig gekauft und nach 30 Minuten Verspätung kam auch der klapprige authentische Bus angefahren um uns ohne Propinadiskussionen einzuladen und uns mit traumhafter Kakteenlandschaft an unser Ziel zu bringen. Ich verbrannte mir nur leider ordentlich den Knöchel im Bus, da das Auspuffsrohr direkt an den Füßen an der Wand entlang lief und sich extrem erhitzte.

In der Stadt „Tupiza“ war ich begeistert Tuktuks zu sehen.

Das Hostel war dann auch noch ein Traum, wenn man es mit den vorherigen vergleicht. Dreierzimmer, Einzelbetten, Nachttisch mit Licht und eine Steckdose am Bett…

Wir stellten noch die Uhr eine Stunde zurück, denn diese hatten wir bei der Grenzüberquerung gewonnen, planten die nächsten Tage und ruhten uns im wunderbaren Hostel aus.

cry for me Argentinia…

Argentinien hat es die letzten zwei Tage nicht geschafft uns zu überzeugen, dass sich das Geld, welches wir hier springen lassen, eventuell doch lohnt.

Nun sitzen wir also direkt im Bus an die bolivianische Grenze. Warum sollen wir uns quälen, wenn Bolivien nur sieben Stunden entfernt liegt? Rucksack auf und weg hier…

„Salta“ als Stadt an sich war ganz ok. Nicht die schönste Stadt aber auch nicht wirklich schlimm. Den Hype um diese Stadt konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, denn bis auf ein paar nette Kirchen und einem schönen Hügel, den wir per Treppen bestiegen, hatte „Salta“ und nichts zu bieten.

Was ich super fand war, dass wir hier endlich einmal argentinisches Straßenessen probieren konnten. An jeder Ecke wurde gebrutzelt und verkauft. Die frischen Empanadas, von Hand geformt und dann frittiert waren mein Highlight. Die Rind- Kartoffel Füllung in der knusprigen Teighülle, gedippt in eine hausgemachte Salsa aus Tomaten und reichlich Chili war köstlich und nicht so fettig wie erwartet.

Fleischspieße, Hotdogs mit Chips obenauf, Avocadobrote, Pizza aus dem Miniofen und gegrilltes Brot mit Käse gefüllt- alles recht günstig und lecker.

Eine Spezialität scheint das Keksgebäck „Alfajores“ aus mehreren Schichten zu sein, zwischen denen jeweils Dulce de Leche, Marmelade oder Schokolade gestrichen ist. Die Kekse sind entweder weich wie Biskuitboden oder hart und knackig. Bei einer Kostprobe in einer Bäckerei hatte ich von einem kleinen Krümel bereits einen Zuckerschock. Von den riesigen Buttercremetorten wurde mir schon beim hinsehen schlecht.

Das Klima überraschte mit viel Luftfeuchtigkeit unsere Körper und Nasen. Auf einmal rochen die Pflanzen wieder nach Leben und nicht nur nach Staub und der Körper begann wieder zu schwitzen, was er zuvor in der Wüste nicht wirklich getan hat trotz der Hitze. Die Nächte waren leicht schwül und nicht eisig kalt, weswegen auch der Schlaf eine Umstellung war. Vom Schlaffleecepulli in die Schlafshorts.

Die Leute auf der Straße hingegen wirkten geprägt von der Inflation, die alles auf ein dreifaches Preisniveau ansteigen ließ und das in nur zwei Jahren. Man sah kaum freundliche Gesichter, an jeder Kasse jedes Ladens gab es wie auch überall anders in Argentinien nie Wechselgeld, auch wenn es sich nur um einen Euro handelte und man sah viele Menschen, die dabei waren in die Armut abzusteigen.

In unserem Hostel wurde deutlich, wie schlimm es sein muss für die Einwohner Argentiniens. Die Mitarbeiter im Hostel reisen durch Argentinien, um irgendwo einen Hosteljob zu ergattern, bei dem sie eine Bleibe inklusive haben. Die jungen Leute schlafen zwar auf dem Boden, aber das ist besser als nichts. Der Zustand des Hostels ist aber trotzdem nicht gerechtfertigt. Es war das wohl ekelhafteste Hostel, in dem ich je übernachtet habe. Die einst weiße Badewanne war braun vor Dreck, der Duschvorhang hatte einen blauen Pelz, die Klospülung ein Loch in der Wand und die Toilette war die reinste Pilzkultur. Ich bin nicht zimperlich, aber wenn einem morgens der Uringeruch um die Nase weht und einem der Finger am Lichtschalter festklebt, dann ist das eklig. Die Küche haben wir gar nicht erst betreten, denn der Geruch sagte eigentlich alles.

Unsere Wäsche konnten wir trotz Notstand an sauberer Kleidung auch nicht waschen, denn es wurde ein Preis von unglaublichen 10 Euro für drei Kilo verlangt. Es reichte uns und wir buchten die Fahrt nach Bolivien, das günstigste Land Südamerikas. Es kann nur besser werden, auch wenn wir versuchten, uns die Tage mit einem leckeren Kaffee und Frühstück so angenehm wie möglich zu machen.

Wie das Frühstück im Hostel war, könnt ihr euch bestimmt denken…

nutz die Chance Argentinien…

Um nicht wieder so ein Busdilemma zu erleben wie das letzte Mal, machten wir uns rechtzeitig auf den Weg zur Busstation um die Ecke. Wir verstauten unser Gepäck im Gepäckraum des Busses und machten es uns bequem. Die letzten Essensreste, die wir ja wieder vor der Grenzüberquerung verzehren mussten, waren mit an Bord und landeten allesamt in meinem Bauch, denn hier drin durften sie ja über die Grenze.

Ich wollte nichts wegschmeißen und aß zum Frühstück Linseneintopf und Früchte. Eigentlich mehr als ich wollte, aber immer noch besser als es entsorgen zu müssen. Zur Grenze waren es nur kurze drei Stunden.

Als ich alles Essen in meinem gefüllten Magen hatte, erfuhr ich vom Busfahrer, dass diese Einfuhrregel von Lebensmitteln nur von Argentinien nach Chile besteht. Nicht aber umgekehrt. Gut, schade, aber es war ja in meinem Magen.

An der Grenze angekommen kam auf einmal der Busfahrer nervös zu uns hoch gerannt und forderte uns auf, ihm das Ticket für den Sitzplatz Nummer 18 zu zeigen. Das war meiner. Ich gab ihm das Ticket und er schaute mich empört an und brabbelte auf Spanisch wild drauf los. Ich verstand kein Wort.

Eine nette Dame im Bus übersetzte für mich. Er sagte, mein Ticket sei storniert worden und ich hätte mein Geld am Ticketoffice dafür zurückerhalten. Wie ich auf die Idee käme, jetzt hier mitzufahren.

Bitte?

Das fällt ihm nach mehrmaliger Tickekontrolle erst an der Grenze auf?

Ich schaute ihn einfach ungläubig an und beteuerte, dass ich kein Geld zurückerhalten hatte. Daniela kramte schnell ihr Ticket aus dem Rucksack und bestätigte meine Aussage, denn wir hatten das Ticket schließlich zur selben Zeit zusammen gekauft und in Bar gezahlt. Der Busfahrer zog wütend ab und ließ mich ohne Aufklärung im Bus sitzen.

Nach kurzer Zeit sollten wir aussteigen und an den Ein- und Ausreiseschalter, sowie zur Gepäckkontrolle gehen. Die Beamten bei der Ausreise schauten sich fasziniert, langsam und entspannt jede gestempelte Seite in meinem Reisepass an, der wirklich recht voll ist und lächelten mich freundlich an. Die Stempel gab’s beiderseits ohne Probleme und auch meine noch vorhandenen Cracker im Gepäck interessierten keinen.

Wieder im Bus fragte Daniela den Busfahrer, ob denn jetzt alles gut sei, denn der redete kein Wort mehr mit uns. Nein sei es nicht, aber es sei sein Problem.

Hm, ok. Mir egal, ich hatte schließlich bezahlt….

Wir fuhren bis auf 5000 Meter hoch, neben uns der steile Abhang der Passstraßen. Der Bus bewegte sich im Schneckentempo vorwärts, um uns sicher ans Ziel zu bringen. Selbst im Bus war die Luft so dünn, dass man die Höhe in der Lunge spürte.

Wir fuhren sogar an einer Salzwüste entlang bei der kilometerweit nur krustiger ausgetrockener Salzboden zu sehen war.

Nach den Passstraßen folgte eine Landschaft, bei der ich absolutes Gänsehautfeeling hatte. Nicht nur monströse Kakteen, sondern auch farbenfrohe Felsformationen in Grün, Kupfer, Rot und Gold, der blaue Himmel und die wunderbare Vegetation machten die Fahrt zu einem Highlight, auch wenn wir nur aus dem Fenster knipsen konnten.

Am Abend kamen wir in „Salta“, einer kleinen Stadt im Norden von Argentinien an. Der Gepäckherr vom Bus wollte uns unser Gepäck aber nur gegen „Propina“, also Trinkgeld geben. Wir wehrten uns vehement gegen diese Frechheit und waren kurz davor, unser Gepäck selber aus dem Kofferraum zu holen. Nachdem wir das Gepäck endlich bekamen, checkten in unser 5 Euro günstiges Hostel ein. Nachdem wir in Chile immer um die 10-12 Euro pro Nacht bezahlt hatten, war das wirklich angenehm für mein Tagesbudget, welches sich erstaunlicherweise noch unter den geplanten 25 Euro hält.

Ganz so einfach gestaltete sich das einchecken natürlich nicht, denn bei 5 Euro war wohl kein Service zu erwarten. Als wir zahlen wollten gab es kein Wechselgeld. Dann halt nicht. Dann zahlen wir erst morgen.

Unsere Betten waren beim Betreten des Zimmers sowieso belegt.

Ein unfreundliches hin und her mit den Mitarbeitern war recht nervenaufreibend, denn sie wollten uns anstatt eines 5er Dorms einen 7er Dorm für den selben Preis geben. Als wir gehen wollten, rückten sie aber unsere Anzahlung, die wir online getätigt hatten, auch nicht heraus.

Nach einigen Diskussionen, denn das 7er Dorm würden wir nur für weniger Geld beziehen, bekamen wir ein 4er Dorm. Geht doch…

Wir wollen Argentinien ja noch eine zweite Chance geben, aber der Start ist schon jetzt schlecht…

das war doch mal schön…

Nach diesem wunderbaren Tag mit kurzer Nacht war ich mir nicht sicher, ob eine Touristentour, die ich eigentlich selten für gut heiße, mich noch überzeugen kann, oder ob ich eher enttäuscht bin über das investierte Geld und dem was ich dafür sehe.

Da die „Tatio Geysire“ aber fast zwei Stunden von „San Pedro de Atacama“ entfernt lagen und es hier in der Wüste keine öffentlichen Transportmittel in diese Richtung gibt, war eine Tour die einzige Möglichkeit das Thermalgebiet zu erreichen.

Es ist das drittgrößte Geysirgebiet der Erde und das zweit höchst gelegene der Welt. Mit 4300 Höhenmeter und bei Temperaturen bis -20 Grad ist es ein absolutes Extremgebiet. 80 Geysire, von denen 30 zur selben Zeit aktiv sind, sprudelt das 89 Grad heiße Thermalwasser bis zu 20 Meter für circa 5-15 Sekunde aus der Erde, während die 5000 Meter hohen Vulkane um sie herum ruhen. Acht Prozent aller Geysire der ganzen Welt, was nur tausend sind, befinden sich hier.

Morgens um 5 Uhr standen wir also verschlafen vor der Tür und warteten auf den Minivan. Ich hatte gefühlt den meinen kompletten Rucksackinhalt angezogen um nicht zu frieren. Es sollten eisige -10 Grad bei den Geysiren sein, so zumindest die Aussage der Agentur.

Wir fuhren also durch die eiskalte Nacht und konnten für zwei Stunden noch einmal die Augen schließen.

Die Sonne ging langsam und leicht rosa hinter den Vulkanen auf, als wir endlich das Geysirgebiet erreichten. Vor dem Thermalgebiet stoppten wir und sollten im Auto warten, während der Guide unser Frühstück vorbereitete.

Mich hielt auch die Kälte nicht davon ab auszusteigen und die wunderschönen Berge mit einem wunderbaren Lichteinfall zu fotografieren. Die Ruhe und der Sonnenaufgang, der die rauchenden Nebelfontänen der Geysire in ein sanftes Licht hüllte, war traumhaft schön.

Unser Guide war fleißig am Rührei brutzeln und bereitete das Frühstück vor. Die Sonne kroch währenddessen über die Vulkane und der warme Kaffee tat gut. Es gab Rührei im Brötchen, Kuchen, Kekse und Coca-Tee.

Der Coca-Tee wird aus den selben Blättern hergestellt wie auch Kokain. Er wirkt belebend und hält extrem wach. Die Ausfuhr ist jedoch strengstens untersagt, denn in Deutschland gilt auch der Tee als Droge. Hier wird darauf geschwört, dass er einen vor der Höhenkrankheit bewahrt, sowie auch das Rauchen der Cocablätter, die es an jeder Ecke zu kaufen gibt.

Nach dem Frühstück waren meine Hände bereits blau vor Kälte, denn Handschuhe hatte ich natürlich nicht in meinem Handgepäck. Dafür eine warme Kuscheldecke um die Beine, die ich zuvor dem letzten Nachtbusunternehmen entwendet hatte. Wir drehten eine Runde durch die sprudelnden Geysire, deren Schlot aus einem Spritzwassergestein -in diesem Fall Opal und Chalcedon- die von dem Vulkan „El Tatio“ gespeist werden.

 

Wir sollten langsam vorwärts laufen und tief in den Bauch atmen, denn innerhalb so kurzer Zeit auf eine solche Höhe zu fahren, kann dem Kreislauf ordentlich zusetzen. Man hatte das Gefühl mit jedem Atemzug die Lunge nur halb zu füllen und ein wenig benommen zu sein, jedoch ging es mit dem Tipp, viel Wasser zu trinken und sich langsam zu bewegen, ganz gut.

Es existierte ein leichter Schwefelgeruch und die Fumarole -kleine Erdlöcher mit Thermalwasser gefüllt- brodelten und kochten vor sich hin. Rote und gelbe Farbrückstände entstanden durch das mit Mineralien angereicherte Thermalwasser.

Die Indianer nannten das Gebiet früher „Tata Tatio“, was übersetzt der rauchende Vater heißt. Der „El Tatio“ ist der höchste Vulkan in der Vulkanregion „Altiplano puna“.

Danach ging es zum nahegelegenen Thermalpool- natürlich im Auto. Die zehn Minuten Fußweg durfte ich nicht alleine bewältigen, denn das wäre zu gefährlich auf den angelegten Wegen, so der Guide. Ja schade, dann halt für drei Minuten ins Auto.

Am Rand der Westcodillere wuchsen goldgelbe Hochlandgräser und wilde Vicuñas, eine zierliche Lamaart, sprangen durch die Landschaft.

Der geothermische Pool lag dampfend im Zentrum des Geschehens und von hier aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die bezaubernde Natur. Eine Stunde hatten wir nun Zeit zu Baden und um die Gegend zu erkunden. Nach kurzer Erkundigung schlüpfte ich schnell aus meinem Kleiderhaufen, den ich kaum tragen konnte und ließ mich schnell ins 35 Grad heiße Wasser gleiten. Es war herrlich. Alle Gliedmaßen tauten langsam auf und der fast kochende, zuströmende Rinnsal an Thermalwasser wärmte einen phasenweise durch. Teilweise änderte der Strom seine Richtung und man verbrannte sich die Körperteile, die auf seinem Weg lagen. Aber das war erträglicher als die Kälte.

Ein Holländer, den wir während unseres Bads kennen lernten, bat uns seinen Bademantel an, den er bei seiner Luxustour umsonst dazu bekam. Das war ein sehr verlockendes Angebot, denn so richtig wollte man nicht wieder raus aus dem Wasser.

Der Bademantel half einem aber halbwegs frostfrei in die Umkleidekabine.

Weiter ging die Fahrt an Lagunen entlang durch das wunderschöne Andenhochland. Wir sahen viele weitere Vicuñas, rosa farbende Flamingos und Lamas mit lustig buntem Wollschmuck an den Ohren, die sie beim Opferfest zu Ostern erhielten.

Das Dorf „Machuca“ mit nur 40 Einwohnern erreichten wir etwas später und konnten uns die schöne Kirche mit Strohdach und Glockenturm anschauen. Die Bewohner verkauften hier Andenkräuter aus eigenem Anbau und Lamaspieße aus eigener Schlachtung.

Zurück nach „San Pedro de Atacama“ ging es um 13 Uhr. Dabei passierten wir noch eine wilde Berglandschaft mit 300 Jahre alten Kakteen, welche im Jahr nur 1-2 Zentimeter wachsen.

Es war ein weiterer wunderbarer Tag, allerdings war ich nun wirklich total erledigt und machte den Rest des Tages nichts, außer mir die Fotos der letzten Tage anzuschauen und mich an die schöne Zeit zu erinnern.

Schon morgen früh sollte es wieder über die Grenze in den Norden von Argentinien gehen. Das Ticket für die 10 stündige Fahrt hatten wir ja bereits in der Tasche.

mit dem Rad durch die Wüste…

Mit dem Mountainbike durch die Wüste? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber das geht! Da es über den Tag immer heißer und trockener wird, ging es schon früh um 8 Uhr morgens zum Fahrradverleih. Wir waren fünf motivierte Mädels aus Deutschland und der Schweiz, die auf die überraschend gut in Schuss gehaltenen Mountainbikes stiegen und in die Pedalen traten.

Auf einer Karte wurde uns der Weg zur „Valle de la luna“ erklärt, Helme wurden verteilt, Warnwesten wurden angezogen, Luftpumpe, Ersatzreifen und Schlösser im Rucksack verstaut. Bei einem Ersatzreifen ohne Werkzeug und einem Schloss in der Wüste fragte ich mich zwar nach dem Sinn, aber gut.

„Nach der Plaza immer geradeaus“, hieß die Anweisung und wir traten fleißig in die Pedale. Fünf Straßenhunde folgten uns motiviert im Rudel und wiesen uns den Weg. Die Landschaft war schon kurz nach Ortsaustritt wunderschön.

Die Steppenlandschaft wandelte sich recht schnell und stetig in eine Felsenlandschaft und die unbefahrene Hauptstraße führte steil bergauf. Man merkte die dünne Luft auf 2400 Meter Höhenlage in der Lunge und die trockenen Schleimhäute die nach Wasser schrien. Nach kurzer Zeit auch schon die Oberschenkel. Hatten uns nicht andere Reisenden gestern gesagt, die Strecke sei passabel machbar auch für unsportliche Leute? Naja, dann bin ich wohl über die lange Reisezeit recht unsportlich geworden, so dachte ich…

Jeder radelte oder schob die Steigung in seinem Tempo, wie es eben das Fitnesslevel zuließ und die Oberschenkel brannten stetig. Einfach war das auf jeden Fall nicht! Ein Blick auf Maps.me verriet den Grund. Es ging 400 Höhenmeter auf einer Strecke von nur 2,5 Kilometern bergauf. Das war schon ein ziemliches Fitnesslevel, gerade für diejenigen die nie Fahrrad fahren. Ein Teil der Gruppe bereute bereits am Anfang der Tour dieser Idee, alles auf eigene Faust zu machen, gefolgt zu sein.

Die wunderschöne Natur riss mich persönlich aber absolut in den Bann, mein Blick war auf das Ende des Berges fixiert und ich genoss den wunderbaren Ausblick auf die, in der Sonne rot leuchtenden, Felsen. Die Sonne war erträglich, vielmehr die dünne Luft machte unserem Kreislauf zu schaffen. Das Flimmern vor den Augen bekam man lediglich mit kurzen Pausen in den Griff, Schatten war dabei aber Fehlanzeige.

Endlich auf dem höchsten Punkt angekommen gab es eine längere Pause und wir wunderten uns, wie diese Strecke unsportliche Touristen in weniger als einer Stunde geschafft hatten. Wir waren bereits über eine Stunde am bergauf radeln. Naja, irgendwann würden wir schon ankommen und belohnt werden.

Das Hunderudel folgte uns noch immer auf Schritt und Tritt und hielt die Gruppe zusammen. Zumindest bis sie anfingen sich zu Raufen und dabei einen ihrer Kollegen jauelnd fast zu Tode bissen. Das war ein bitterer Beigeschmack bei dieser Tour, dazwischen gehen wäre aber für uns alle viel zu gefährlich gewesen. Die Hitze schien allen von ihnen extrem zu schaffen zu machen.

Es ging mit lediglich einem Hund weiter, der bereits humpelte und auf die aggressive Art seiner Kumpels wohl keine Lust hatte. Der nächste Aussichtspunkt sollte lediglich noch zwei Kilometer entfernt sein, welches laut der Karte dann das „Valle de la luna“ sein musste. Es ging nicht steil aber entspannt bergab und wir bekamen ordentlich Fahrt drauf. Das tat gut nach der starken Anstrengung.

Immer weiter bergab warteten wir auf das Eingangsschild zur „Valle de la Luna“, aber nach einer ganzen Zeit kamen uns die zwei Kilometer doch recht lang vor, wenn man bedachte, dass wir um die 40 Km/h bergab fuhren.

Ein Blick auf Maps.me löste ein paar Tränen aus. Wir waren 3,5 Kilometer zu weit bergab gefahren, denn ein Schild hatte keiner von uns Mädels gesehen. Wir mussten also alles wieder bergauf fahren…

Nach einer ganzen Zeit war aber auch das mit diversen Flüchen über Rad, Klima, Kondition, Muskelbrennen und Sonne hinter uns gebracht, jedoch ohne ein „Valle de la luna“ Eingangsschild zu finden. Lediglich ein Schild zum „Chuevas de Chulacao“ war zu finden.

Komisch. Wir fuhren den schmalen Weg hinein, um zu fragen wo wir uns befinden. Die Antwort gefiel vorerst keinem von uns. Wir seien hier komplett falsch.

Komplett? Also so richtig komplett?????

Ja so richtig komplett falsch! Wir hätten direkt am Ortsausgang 10 Kilometer in die andere Richtung fahren müssen, ohne Berg, ohne Steigung, ohne große Anstrengung.

Langsam ratterte es bei jedem von uns im Kopf und wir lachten alle, dass keiner über diese vielen Ungereimtheiten gestolpert war. Die Natur war einfach zu imposant.

Nachdem wir den kleinen Aussichtspunkt genossen hatten, machten wir uns dann auf den Rückweg, um eventuell doch noch heute das „Valle de la luna“ zu erreichen, auch wenn die Hälfte der Gruppe bereits schwor nach Hause zu fahren.

Was wir nicht wussten, dass dieser- nennen wir es Umweg- das beste am ganzen Tag war. Der Downhillride von 400 Höhenmeter war der reinste Adrenalinkick, mitten durch die rote Felslandschaft auf einer Straße ohne Verkehr. Man bekam geradezu Gänsehaut vor Stolz, Adrenalin und Schönheit der Natur.

Der Hund, denn wir unterwegs dann doch verloren hatten, da er wahrscheinlich wusste dass wir komplett falsch waren, wartete am Fuße des Berges auf uns und freute sich riesig wieder mit uns mit zu Laufen. So voller Glückshormone machten wir uns auch alle gemeinsam auf den richtigen Weg zum Ziel.

Die geteerte Straße war ein Kinderspiel und wir lachten noch immer über unsere Orientierungsfähigkeiten.

Am Ticketoffice konnten wir dann auch unseren nicht ganz so großzügig geplanten Wasservorrat wieder auffüllen und uns ein klein wenig Energie in Form von Keksen zuführen, denn eigentlich rechneten wir alle damit, zum Mittag wieder im Hostel zu sein. Die Räder hatten wir lediglich für einen halben Tag gemietet, der war jedoch schon lange verstrichen.

Vom Ticketoffice aus waren es noch weitere fünf Kilometer zum Ziel. Diese waren unheimlich kräftezehrend, denn sie lagen auf einer staubigen Schotterpiste, die wieder einiges an Steigung zu bieten hatte. Ein Teil der Gruppe gab bei einer Schattenrast auf, denn es war einfach schon unerträglich heiß und trocken, das Klima setzte dem Kreislauf ordentlich zu.

Mein Körper sagte mir eigentlich auch, dass er langsam aber sicher an seine Grenze kommt, ich ignorierte die Zeichen in Form von Kopfschmerzen und Benommenheit aber, denn ich wollte unbedingt ans Ziel. Auf dem Weg dorthin lag eine Salzgrotte, die wir zu Fuß erkunden konnten. Auch hier splittete sich die Gruppe wieder und wir waren nur noch zu dritt. Die Salzkristalle funkelten im Sonnenlicht und bei einer Kostprobe schmeckte man das Salz auf der Zunge. Nachdem es einen Teil des Weges durch schmale Felswege ging, wurde es plötzlich dunkel und die Höhe des Durchgangs sank auf einen halben Meter. Sollte es nicht eigentlich ein Rundwanderweg sein?

Ein Ende des Tunnels war nicht in Sicht, ich kramte meine Kopfstirnlampe hervor und wir machten uns auf eine kleine Expedition in die Dunkelheit. Schon nach kurzer Zeit, die wir auf Bauch und Knien durch die Dunkelheit robbten, waren wir froh über den noch vorhandenen Helm auf dem Kopf, denn wir stießen so einige Male gegen die scharfkantige Decke aus Salzkristallen.

Nach ein paar Minuten fragten wir uns, ob wir hier wirklich durchgehen, oder besser krabbeln sollten. Irgendwann sahen wir aber Licht am anderen Ende des Tunnels und wir robbten motiviert weiter in der kühlen stockdüsteren Höhle. Das Licht kam von oben durch ein Loch in der Decke gestrahlt und der Tunnel endete.

Wir schauten uns verwirrt an, bis wir einen kleinen roten Pfeil in Himmelsrichtung und ein paar Metallbügel in der Wand befestigt entdeckten. Gut, dann klettern wir halt weiter.

Immer weiter steil bergauf hatten wir eine grandiose Aussicht auf Wüstendünen, Salzfelsen und eine mondartige Landschaft. Nach einiger Zeit kamen wir wieder bei unseren Bikes an, die überraschenderweise nicht gestohlen wurden in der Wüste. Kein Wunder, wer fährt hier schon freiwillig Fahrrad?

Abgesehen davon waren wir so ziemlich die einzigen Touristen in dem Park. Die geführten Touren fanden erst am Nachmittag zum Sonnenuntergang statt, weswegen wir uns ebenfalls für den frühen Start am Morgen entschieden hatten.

Nachdem wir auch die Riesendünen bestaunt hatten, auf denen man sogar Sandboard surfen kann, waren wir trotz noch nicht erreichtem Ziel total erledigt.

Hinzu kam, dass bei einem Rad die Kette raus sprang und sich komplett im Ritzel verkantete. Wir erarbeiten uns eine wirkungsvolle Technik, mit der wir die Kette ohne Gewalt lösen konnten, waren aber komplett vollgeschmiert mit Kettenschmiere.

Wir drehten danach um, denn unsere Lungen waren eingestaubt, die Oberschenkel brannten und wir hatten irgendwie das Gefühl, dass wir genug wunderbare Dinge für heute gesehen haben.

Auf dem Rückweg sammelten wir unsere gesplittete Gruppe nacheinander wieder zusammen und machten uns erschöpft aber zufrieden auf den Rückweg.

Als wir die Räder wieder abgaben, fragte der Señor vom Fahrradverleih, warum wir erst jetzt, mehr als zwei Stunden zu spät, wieder zurück wären und wir berichteten von unserem „Umweg“. Er schmunzelte und erließ und die zusätzliche Kosten für einen ganzen Tag. Ob es der „wir sind Frauen“ , der „ich hab Mitleid“ oder der „wir sprechen Spanisch mit ihm“ Bonus war, wussten wir nicht. Wir waren alle happy!

Auf dem Rückweg ins Hostel buchten wir noch eine Tour für den nächsten Morgen, denn wir hatten nur Gutes von ihr gehört und wollten uns für die Strapazen der letzten Tage mit einer Tour im Minivan belohnen. Auch hier hatten wir das Glück heute auf unserer Seite. Wir bekamen die Tour im Angebot deutlich günstiger als alle anderen vor uns.

Zwar war die Tour mit 35 Euro noch immer eine teure Angelegenheit, aber das konnte die Stimmung heute nicht mehr drücken.

Da unser Hostel für heute Nacht ausgebucht war, mussten wir 500 Meter weiter ins nächste Hostel ziehen, nahmen aber lediglich das Equipment für die Tour am nächsten Tag mit, denn wir sollten bereits um 5 Uhr morgens abgeholt werden.

Danach schlenderte ich wieder zurück ins andere Hostel um mit den berliner Mädels auf einen erfolgreichen Tag anzustoßen und den Abend ausklingen zu lassen. Natürlich wurde es spät, als eine Kanadierin sich mit einer Flasche Wein zum Teilen zu uns gesellte und ich bekam nicht wirklich Schlaf in dieser Nacht.

Als ich in der Nacht ins Nachbarhostel schlenderte, hatte ich einen wunderschönen Blick auf einen klaren schwarzen Sternenhimmel, der in der Wüste wirklich einzigartig ist. Alle Sternbilder waren klar und deutlich zu erkennen und funkelten wie weiße Diamanten auf mich herab.

Ich habe mich wirklich in die Atacamawüste verliebt und kann den nächsten Tag in der Wüste kaum erwarten…

per Anhalter durch die Wüste…

Heute sollte es das erste Mal so richtig in die Wüste gehen. Ich war wahnsinnig gespannt was mich erwarten würde. Der heiße Kaffee am Morgen half die Kälte zu vergessen, denn in der Nacht kühlt es hier ordentlich ab.

Laut der Information gestern sollte der Bus um 9:30 Uhr abfahren und wir machten uns rechtzeitig um 9 Uhr auf den Weg um diesen einzigen Bus nach „Toconao“ nicht zu verpassen. Als wir ankamen kauften wir das Ticket für einen Euro und bekamen die Information, dass der Bus bereits um viertel nach abfahren würde. Kein Problem, es war erst zehn nach.

Wir stellten uns also ans Terminal zum Einsteigen und warteten. Hier passierte 30 Minuten nichts. Kein Bus, nichts.

Das kam uns komisch vor. Eine Dame mit Klappbrett in der Hand sah einigermaßen kompetent aus und wir erkundigten uns nach der Verspätung unseres Busses. Verwirrt schaute sie uns an und sagte, der Bus wäre bereits um 8 Minuten nach neun abgefahren. Na Super! Man verkaufte uns also ein Ticket für einen Bus, der schon längst weg ist.

Verärgert gingen wir ins Ticketoffice zurück und versuchten der Dame die Misere klar zu machen. Wenn wir schon heute nicht nach „Toconao“ fahren konnten, dann wollten wir wenigstens unser Geld zurück.

Die Dame verstand nur Bahnhof und das lag meiner Meinung nicht an unserem Spanisch. Sie versuchte die Schuld auf uns abzuwälzen, aber nicht mit uns!

Wir erhielten nach langem hin und her unser Geld zurück und standen nun da mit unserem Euro. Ein Bus würde erst einmal nicht mehr fahren. Der Tag war eigentlich gelaufen, denn für die anderen geplanten Aktivitäten hätten wir viel früher starten müssen.

Niedergeschlagen kauften wir wenigstens schon einmal das Ticket für die Rückreise nach Argentinien in drei Tagen, damit da nicht auch noch eine böse Überraschung auf uns warten würde.

Mit dem Ticket liefen wir zurück. Da wir auch nicht wussten, wohin mit uns, gingen wir zur Hauptstraße und versuchten es noch einmal auf die andere Art nach „Toconao“ zu kommen. Daumen raus und immer geradeaus laufen…

Es hielten viele Chilenen an, winkten uns und lächelten, ihr Ziel lag aber leider in der falschen Richtung. Sie mussten alle kurz darauf abbiegen und die Stadt „Calama“, zu der diese Straße führt. „Calama“ ernannten wir zu unserem größten Feind. Wir gaben aber nicht auf. Hinter der Abbiegung musste es ja besser werden. Immer weiter ging es ohne Schatten in der Sonne die Straße entlang. Nach der Abbiegung kam eine zweite, der alle folgten.

Nach einer Stunde hatte Tourist Dirk aus Deutschland erbarmen mit uns. Er ordnete uns in die Kategorie „nicht gefährlich“ ein und nahm uns in seinem Mietwagen bis zum Ziel mit. Es hatte sich also gelohnt Geduld zu haben. Etwas besseres hätten wir ja eh nicht zu tun gehabt.

Der Weg nach „Toconao“ war schon wirklich beeindruckend. Schafe, Lamas, Berge und Wüste ergaben ein traumhaftes Bild. Der Ort in der Wüste selbst war klein, verschlafen, aber sehr schön. Besonders die uralte Kirche war beeindruckend. Wir waren wohl die einzigen Touristen, die sich hierher verirrten. Wir fanden noch einen spektakulären Riesenkaktus und einen niedlichen eingehäkelten Baum.

Nachdem wir uns mit Wasser eingedeckt hatten, denn auf dem Weg hatten wir bereits alles geleert, ging es auf eine kleine Wanderung in die Wüste. Für den Eintritt von 2 Euro gab es einen angelegten Wanderweg. Also einen Schotterweg in der Schotterwüste.

Da ein Fluss mitten in der Wüste floss, wuchsen ein paar wenige Bäume, die wunderbar mit den Schneekuppen auf den Bergen harmonierten. Hier fanden wir einen Felsvorsprung am Abhang, wo es ein klein wenig Schatten gab. Wir ruhten uns eine Stunde aus und tankten Kraft, um weiter in der Sonne zu laufen.

Ich schloss die Augen, genoss die Ruhe, beobachtete große blaue Libellen und hörte das Wasser rauschen. Bei der Luftfeuchtigkeit von 9% merkte man die trockenen Schleimhäute stark und die Haut schuppte sich an jedem Körperteil ausgetrocknet ab.

Eine besondere Erfahrung diese extreme Trockenheit.

Der Weg führte noch weiter durch Felsen und über Schotterpisten, bis wir wieder an der Hauptstraße angelangten. Noch immer hatten wir keinen anderen Menschen gesehen und waren unglaublich froh, keine Tour gebucht zu haben. Es war ein voller Erfolg.

Da der Bus erst am Abend zurück fahren sollte, beschlossen wir auch zurück zu trampen. Nach nur ein paar Minuten hielt der Chilene Tido an und nahm uns bis zum Ziel mit. Wir hörten mit ihm argentinische Musik, unterhielten uns und hatten nette 20 Minuten mit ihm.

Im Ort zurück erkundigten wir uns über unsere geplante Fahrradtour für den nächsten Tag und aßen im Hostel unseren bereits gestern gekochten Linseneintopf. Wir tauschten uns mit vielen anderen Gästen über Tourerlebnisse aus und beschlossen eine einzige Tour am letzten Tag zu buchen, denn wir hörten nur Positives über jene.

Geschafft und zufrieden fiel ich ins Bett und genoss die Kälte, die sich langsam in unser Zimmer schlich.

ziemlich staubig hier…

Der Stopover in „La Serena“ entpuppte sich lediglich als nützlich, um sich schonend an das trockene Wüstenklima zu gewöhnen, welches recht beißend auf die Schleimhäute einwirkt und um die aufkommende Erkältung auszukurieren.

Schon am ersten Tag, als wir kilometerweit durch die Stadt laufen mussten, um eine Wäscherei zu finden, die nebenbei noch extrem teuer war, stempelten wir die Stadt als „nicht sehenswert“ ab. Der Strand, von dem uns so vorgeschwärmt wurde, war eher eine graue Staubpiste und der Ausflug ins „Valle del Elqui“ hatte sich am letzten Tag auch schnell erledigt.

Voller Tatendrang standen wir auskuriert, denn das Hostel hatte ja einen wunderschönen Garten, vor der Ticketverkäuferin, um ins Dorf „Valle del Elqui“ zu fahren. Diese sagte uns, dass der Bus erst in zwei Stunden abfahren würde und dann für ganze zwei Stunden unterwegs sei. Der Preis haute uns fast aus den Socken. Da hatten wir andere Informationen bekommen. Da wir am Abend bereits den Nachtbus gebucht hatten, passte alles irgendwie nicht überein und wir gingen wieder in den Hostelgarten und genossen die Sonne, sowie die Ruhe. Eigentlich war es uns egal, dass der Ausflug ins Wasser fiel, denn wir freuten uns einfach so auf die Wüste.

Das Busticket konnten wir zum Glück noch umbuchen und somit schon am frühen Abend den Bus für ganze 15 Stunden besteigen um dann in „Calama“ weitere zwei Stunden bis in die Wüste zurück zu legen.

Zuvor deckten wir uns noch mit reichlich Bargeld und Lebensmitteln ein, denn in der Wüste wird das zwar vorhanden, aber natürlich viel teurer sein. Da wir ein paar Tage bleiben wollen, schleppten wir kiloweise Gemüse und Obst zum Busterminal. Da schon die Hostels unglaublich teuer waren und kein Frühstück anboten, wollten wir nicht noch mehr unnötige Kosten riskieren.

Der Bus war fast luxuriös mit seinen breiten Schlafsesseln und einen kleinen Snack gab es ebenfalls. Da kann man nicht meckern.

Die Landschaft wurde immer trockener, Häuser und Menschen waren keine zu sehen. Wir durchquerten lediglich zwei Städte in 15 Stunden. Meilenweit nur Felsen, Steine, Sand und Einöde. Irgendwie aber auch sehr schön. Die Farben wechselten zwischen rot, grün, braun und oker. Das war also eine Trockenwüste…

Eigentlich kannte ich vorher nur die Sandwüsten von Bildern, konnte mir aber nicht vorstellen, was eine Trockenwüste so zu bieten hat.

Nach langer Reise kamen wir endlich in „San Pedro de Atacama“ an. Die letzte Stadt vor der totalen Wüste, die sich bis Bolivien und noch weiter hoch zieht.

Das Hostel war schnell erreicht, die Stadt ist nicht allzu groß und sie ist ein absoluter Touristenmagnet. Das wurde schon bei dem kleinen Fußweg deutlich, denn richtig leben tut hier keiner. Es gab kaum Leben in der Stadt, abgesehen von überraschend authentischen Hostels und ein paar wenigen Empanadabuden. Schon jetzt waren wir froh über unser mitgeschlepptes Essen.
Den restlichen Tag informierten wir uns über diverse Touren, die wir buchen und auf eigene Faust unternehmen wollten. Das war eine kleine große Herausforderung, denn das Angebot war riesig und Empfehlungen unterschiedlich. Wir verließen uns auf die Aussagen anderer Reisender und nicht auf die des Informationsbüros, denn da hatten wir unserer Meinung nach eine bessere Chance auf Wahrheit. Durchgehend haben alle Touren ein sehr schlechtes Image und sind sehr teuer.

Ich schlenderte noch ein wenig durch die Stadt, hatte einen wundervollen Blick auf die Berge und merkte dabei, wie trocken die Luft, mein Mund und meine Haut wurde. Die Seiten meines Buches wurden rissig und wellig, meine Haut schuppte sich ab und die Lippen rissen ein. Trotzdem war die Wärme angenehm und am Abend kühlte es stark ab. Ein richtig schöner Leseabend im kuscheligen Bett folgte, denn morgen sollte es auf eine Wanderung gehen.